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Blick in die Statistik

Bei welchen Straftaten in Karlsruhe 2023 ein Zehnjahreshoch erreicht wurde

Wie hat sich die Kriminalität in Karlsruhe im vergangenen Jahr entwickelt? Ein Blick in die Statistik liefert die Antwort.

Polizeieinsatz in der Akademiestraße Karlsruhe
Mehrere Kräfte der Polizei sind in der Akademiestraße in der Karlsruher Innenstadt im Einsatz. Foto: Thomas Riedel

Mehr Straftaten, mehr Gewalt und mehr Tatverdächtige ohne deutschen Pass: In der Kriminalstatistik des Stadt- und Landkreises Karlsruhe spiegeln sich einige deutschlandweite Entwicklungen wider. Im Bereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe wurden 2023 insgesamt 44.425 Straftaten erfasst, das sind 1.967 mehr als im Jahr davor. 27.403 Straftaten wurden in der Stadt begangen, 17.022 im Landkreis. Ein Anstieg um 4,6 Prozent folge dem Landestrend, der mit einer Zunahme der Fallzahlen von 8,1 Prozent allerdings „deutlich höher“ ausfalle, teilt das Polizeipräsidium mit.

Im landesweiten Vergleich der 13 Polizeipräsidien bleibt Karlsruhe mit 5.820 Straftaten pro 100.000 Einwohner auf dem neunten Platz. Prozentual mehr Straftaten werden in Offenburg, Mannheim, Freiburg und Stuttgart begangen, die beste Bilanz hat nach dieser Statistik das Polizeipräsidium Ludwigsburg.

Viele Gewaltdelikte in Karlsruhe

Sorgen bereiten der Karlsruher Polizei vor allen die vielen Gewaltdelikte. „Bei den Körperverletzungen stiegen die Fallzahlen auf ein Zehnjahreshoch“, heißt es in der Statistik. 4.025 Körperverletzungen sind deutlich mehr als der bisherige Rekordwert von 3.809 aus dem Jahr 2016. In der Stadt blieb die Zahl der Körperverletzungen fast unverändert bei 2.231, im Landkreis stieg die Zahl um 19 Prozent auf 1.794 an. Bei 1.013 dieser Delikte handelte es sich um gefährliche oder schwere Körperverletzungen, das ist der dritthöchste Wert in den vergangenen zehn Jahren. In 109 Fällen kam ein Messer zum Einsatz, das sind zwölf mehr als 2022.

Bei den sogenannten Straftaten gegen das Leben verzeichnet die Statistik 19 Fälle, zwölf in der Stadt, sieben im Landkreis. Bei zwei Drittel dieser Fälle bleib es beim Versuch, also versuchter Mord oder versuchter Totschlag.

Die Zahl der Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum kletterte mit 2.024 ebenfalls auf ein Zehnjahreshoch. 1.254 Mal war die Polizei deswegen in der Stadt im Einsatz und 770 Mal im Landkreis. 84,5 Prozent der Tatverdächtigen bei diesen Delikten waren Männer, 704 hatten keinen deutschen Pass. Unter den Opfern waren 73,3 Prozent Männer und 24,2 Prozent noch keine 21 Jahre alt.

Straftaten auf Karlsruher Straßen

Die Straßenkriminalität bewegte sich mit 8.076 Fällen auf dem Niveau von 2022 und deutlich unter Zahlen zwischen 2014 und 2016 mit jeweils über 10.000 Fällen. „Knapp zwei Drittel der Tatverdächtigen waren bereits einmal kriminalpolizeilich in Erscheinung getreten. Alkoholische Beeinflussung spielte bei etwa jedem fünften Tatverdächtigen eine Rolle“, betont die Polizei. Die meisten Tatverdächtigen bei der Straßenkriminalität waren männliche Erwachsene, der Anteil der nicht Deutschen betrug 40 Prozent.

Die Anzahl der Tatverdächtigen ohne deutschen Pass stieg im vergangenen Jahr um 25,5 Prozent an. Der deutlichste Anstieg wurde mit 54,5 Prozent dabei in der Gruppe der Asylbewerber und Flüchtlinge verzeichnet. Der Anstieg der deutschen Tatverdächtigen fällt mit 0,7 Prozent vergleichsweise moderat aus.

Die meisten ausländischen Tatverdächtigen kommen aus Afghanistan, dahinter folgen Rumänien, die Türkei, Syrien und die Ukraine. „Dabei ist zu berücksichtigen, dass türkische Staatsangehörige die größte nicht deutsche Bevölkerungsgruppe in Baden-Württemberg darstellen, gefolgt von italienischen und rumänischen Staatsangehörigen“, ordnet die Polizei diese Zahlen ein. Außerdem würden in der Statistik auch ausländerrechtliche Verstöße erfasst, also Straftaten, die nahezu ausschließlich von Nichtdeutschen begangen werden könnten.

20 Vergewaltigungen im öffentlichen Raum in Karlsruhe

Deutlich angestiegen um 24,7 Prozent sind im Vergleich zu 2022 auch die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, und zwar auf 1.044. Im öffentlichen Raum wurden 352 dieser Taten begangen, 20 davon waren Vergewaltigungen, 71 sexuelle Belästigungen und in 137 Fällen ging es um die Verbreitung von pornografischen Schriften.

Auf das Zehnjahreshoch von 1.097 Fällen angestiegen sind auch Straftaten im Bereich der häuslichen Gewalt, 80 Prozent der Opfer waren Frauen. „Der Anstieg der Fallzahlen ist insbesondere auch darauf zurückzuführen, dass durch die Qualitätssteigerung Fälle schneller erkannt werden“, betont die Polizei. 2021 wurde beim Polizeipräsidium Karlsruhe die Koordinierungsstelle häusliche Gewalt eingerichtet.

„Auf einem besorgniserregend hohen Niveau“ bewegt sich laut Angaben der Polizei auch die Gewalt gegen Polizeibeamte, der leichte Rückgang auf 374 Fälle sei deshalb kein Grund zur Entspannung. „Leider wurden in den letzten Jahren neben Polizeibeamten auch Rettungskräfte zunehmend Opfer von Gewalttaten“, so die Polizei weiter.

Aufklärungsquote steigt in Karlsruhe

Deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre lag mit 14.725 die Zahl der Diebstähle, dabei stieg die Aufklärungsquote mit 33 Prozent sogar auf ein Zehnjahreshoch. Drastisch zurückgegangen ist in den vergangenen zehn Jahren auch die Zahl der Wohnungseinbrüche, von 1.120 im Jahr 2014 auf 420 im vergangenen Jahr. „Nach wie vor werden Wohnungseinbruchsdiebstähle häufig organisiert und bandenmäßig durch Täter oder Tätergruppen aus dem ost- und südosteuropäischen Raum verübt“, betont die Polizei.

Leicht gesunken sind die Zahlen bei Sachbeschädigungen, Rauschgiftkriminalität und Vermögensdelikten. Und es wurden mehr Tatverdächtige ermittelt als im Jahr davor.

„Erfreulicherweise stieg die Aufklärungsquote, die das Verhältnis von aufgeklärten zu bekannt gewordenen Fällen ausdrückt, sowohl im Stadt- als auch im Landkreis Karlsruhe im Jahr 2023 an“, so die Polizei weiter. Die Zunahme von 58,9 auf 61,5 Prozent lag mit 2,6 Prozentpunkten etwas über dem landesweiten Trend.

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