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Quichotte

Comedian plädiert im Karlsruher Tollhaus für mehr Mut zum Humor

Der Comedian Quichotte holte am Samstagabend seinen zweimal verschobenen Auftritt im Tollhaus in Karlsruhe nach. Wie er mit einer bunten Mischung aus Stand-Up-Comedy, Musik und Lesung sein Publikum verzückt.

Quichotte auf der Bühne
Nach einem nicht so gelungenen Jahr 2023 entschädigt Quichotte sein Publikum im Tollhaus mit einem abwechslungsreichen Programm für die lange Wartezeit Foto: Ron Teeger

Die vergangenen beiden Jahre waren für Jonas Klee, der sich Quichotte nennt, weil er im Leben immer wieder das Gefühl gehabt habe, gegen Windmühlen zu kämpfen, nicht einfach. Zuerst bricht sich der Gewinner des Förderpreises des deutschen Kabarett-Preises 2021 langwierig den Fuß, und dann setzt ihn eine Nervenverletzung außer Gefecht.

So mussten beide Auftritte 2023 im Tollhaus verschoben werden. Doch das Warten hat sich gelohnt. In seinem Programm am Samstagabend im überaus gut besuchten kleinen Saal verspricht der 41-Jährige „nicht weniger als ein Spektakel“.

Ansprechende Mischung aus Stand-Up-Comedy, Musik und Lesung

Und tatsächlich fühlt man sich bei der ansprechenden Mischung aus Stand-Up, Musik und Lesung an den bekannten Slogan „Das sind ja drei Wünsche auf einmal. Also das geht nun wirklich nicht!“ und der damit verbundenen Erkenntnis erinnert, dass dies eben doch geht.

In einer Zeit, erzählt er, in der gefühlt nur noch Hippies, Loser und Nostalgiker wirklich zufrieden sind, frage er sich immer öfter, woran dies liege. Menschen zerfleischten sich bei irgendwelchen Themen, bei denen man sich ohne Probleme einigen könne. Zum Beispiel beim Gendern. Gegner und Befürworter lieferten sich eine militant geführte Diskussion.

Mir ist es im besten wohlwollendsten Sinne egal, was jemand anderes macht.
Quichotte
Komiker

„Mir ist es im besten wohlwollendsten Sinne egal, was jemand anderes macht“, wirft er einen Satz unter die Menschen, der so angenehm einfach und entwaffnend ist, dass er sich für die nächste Diskussion anbietet, in der von einem erwartet wird zu einem strittigen Thema Stellung zu beziehen.

Mit dem Lied „Zufrieden aus Prinzip“ untermauert er seine positive Lebenseinstellung. Auch was Humor angeht, hat Quichotte eine klare Meinung. „Es muss wieder viel öfter passieren, dass die Leute ihren Humor rauslassen“, fordert er nach der Geschichte von einem Lokführer, der regelmäßig die angefahrenen Bahnhöfe angepriesen und sich dabei den ein oder anderen Scherz erlaubt hat, bevor er an seinem letzten Arbeitstag vor der Rente die Bahnfahrer noch einmal richtig veralberte.

Es gebe so viele Menschen, die einen wunderbaren Humor hätten, sich aber nicht trauen würden ihn herauszulassen aus Angst vor komischen Reaktionen. Dass Quichotte diese Angst nicht kennt und das kreative Innere seines Kopfes nach außen kehrt, zeigt er auch bei den vielen, kleinen Geschichten aus seinem Buch „Beim Lieblingsbäcker – Auf Leben und Brot“.

Fiktive Dialoge mit einer Prise Poetry Slam und viel Selbstironie

Die kurzen fiktiven Dialoge zwischen dem vermutlich anarchistischsten Bäcker der Welt und seiner Kundschaft versetzen das Publikum in von Gelächter umrahmte Verzückung. Neben einer Prise Poetry Slam, viel Selbstironie, einem Schlager und jeder Menge unveröffentlichter Geschichten vom Mehlanarchisten erfreut sich ein aus Zuschauerbegriffen zusammengefügter Rap großer Begeisterung bei den Anwesenden.

Dies liegt nicht zuletzt an unfreiwillig komischen Worten wie dem „Nacktmulch“. Einer Mischung aus dem Rindenmulch und einem Nacktmull, wie Quichotte lachend mutmaßt.

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