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Symbol des Lebens

Wieso ein Studio in Karlsruhe-Durlach Organspende-Tattoos sticht

Marc Hoppe beteiligt sich mit seinem „Fine Line“-Studio in Karlsruhe an einer Aktion der „Jungen Helden“: Wer sich das Symbol zur Organspendebereitschaft stechen lässt, bekommt ein anderes zum Sonderpreis. Warum das Angebot nicht mehr gratis ist?

Marc Hoppe zeigt, wie das Symbol aussehen kann. Im Hintergrund lässt sich Kundin Luisa das Motiv von Tätowiererin Hanna stechen.
Marc Hoppe zeigt, wie das Symbol aus zwei Halbkreisen aussehen kann. Im Hintergrund lässt sich Kundin Luisa das Motiv von Tätowiererin Hanna stechen. Foto: Jörg Donecker

Drei Liegen, Vergrößerungsspiegel und helle Lampen verbreiten eine hygienische Atmosphäre. Eine Arztpraxis könnte so aussehen, ein Kosmetiksalon auch. Doch handelt es sich hier um ein Tattoostudio. Mitinhaber des Studios „Secret Vogue“ in Durlach ist Marc Hoppe und der hat etwas Besonderes zu bieten.

Der Körperkünstler sticht Organspendern das entsprechende Erkennungssymbol. Die Organisation „Junge Helden“ war an ihn herangetreten mit der Idee. Marc Hoppe zögerte nicht lange und machte mit. Zumindest, was das Karlsruher Studio betrifft.

Das Zweitstudio, das er und sein Partner Sharif El Mardenly am Bodensee betreiben, war gerade erst eröffnet, aber in Karlsruhe hatte man sich schon etabliert und so boten die beiden dieses Extra an. Anfangs gab es das Symbol kostenlos.

Das Thema Organspende war dem mehrfachen Vater wichtig und deshalb stießen die „Jungen Helden“ bei ihm auf offene Ohren. Hinter dem Begriff „Junge Helden“ steht ein gemeinnütziger Verein, dessen Ziel es ist, junge Menschen für das Thema Organspende zu sensibilisieren und sie zu motivieren, die Menschen in ihrer Umgebung ebenfalls zu informieren. Mit ihrer Kampagne Opt.ink rufen die „Jungen Helden“ dazu auf, die Bereitschaft zur Organspende auch optisch sichtbar zu machen.

869 Spender kommen in Deutschland auf 10.000 Wartende

Denn bei den Organspenden ist hierzulande noch viel Luft nach oben. Im Jahr 2022 gab es 869 Organspender im Deutschland. Auf 100.000 Einwohner also nur etwas mehr als ein Spender. Dabei warteten etwa 10.000 Menschen auf ein überlebenswichtiges Organ. All das war Marc Hoppe bewusst und deshalb nahm er auch finanzielle Einbußen in Kauf, um das Symbol jenen zu stechen, die sich als Organspender zu erkennen geben wollen.

Symbol aus zwei Halbkreisen

„Wir haben es den Leuten geglaubt und keinen Nachweis gefordert. Anders würde es ja keinen Sinn machen.“ Das Symbol besteht aus einem Halbkreis, der mit einem weiteren Halbkreis sich zum Ganzen rundet. Ein Symbol für das Geschenk des Lebens – die Organspende. Als sogenanntes „Fine Line“-Studio ist Hoppes Einrichtung auf filigrane, dezente Tätowierungen spezialisiert.

Zunächst gab es das Halbkreisbild gratis, doch dann wurde das Studio geradezu überrannt von Menschen, die sich das Symbol für immer auf die Haut stechen lassen wollten. Hoppe: „Wir waren bei den ersten Studios, die das gestochene Symbol anboten. Die Leute kamen deshalb von überall her. Wir hatten Anfragen aus ganz Deutschland.“

Wer sich das Symbol dazu stechen lässt, bekommt ein Zweites günstiger

Inzwischen gibt es viele Studios, die diesen besonderen Service anbieten – etwa 50 alleine in Baden-Württemberg. Doch immer noch ist in Durlach das Interesse an dem schlichten Kreissymbol lebhaft. Hoppe: „Alleine für heute Nachmittag haben wir zwei Anfragen.“ Aufgrund der Menge der Interessenten war es nicht mehr möglich, das Symbol vollkommen gratis anzubieten.

Nun gibt es preisliche Sonderkonditionen für ein frei gewähltes Motiv und das zusätzliche Organspendesymbol. Bei den schmückenden Beibildern des Halbkreises greifen die Kunden gerne auf bereits fertige Vorlagen zurück, die ihnen auf einem Tablet gezeigt werden oder sie bringen eigene Ideen mit.

Ganz im Sinne des lebensrettenden Charakters des Symbols wählen viele Kunden Blumen, etwa Rosen oder Mohnblumen, oder abstrakte bunte Muster.

Das Symbol auf der Haut ersetzt keinen Organspendeausweis, aber es erleichtert die Rückfrage der Ärztinnen und Ärzte bei den Angehörigen. Als Organspender kommt nach einer entsprechenden ärztlichen Beratung jeder infrage – entgegen einer weitverbreiteter Falschannahme können nicht nur junge Menschen spenden.

Vom Punker bis zum Banker.
Tattookünstler Marc Hoppe
über seine Kunden

Die Organspendebereitschaft kann jederzeit widerrufen werden. Entnommen werden Organe nur nach Feststellung des Hirntodes nach strengen Kriterien durch zwei erfahrene Intensivmedizinerinnen oder -mediziner, eine neurologische Expertise muss dabei sein. Und trotzdem ist in einem weiteren Schritt die Zustimmung der Angehörigen zur Organspende nötig.

Die Verteilung der Organe wird über eine Warteliste des Instituts Eurotransplant nach Dringlichkeit und Erfolgschance geregelt. „Die Menschen, die zu uns kommen“, sagt Marc Hoppe, „wissen das und nehmen ihre Entscheidung sehr ernst.“ Und wer ist es, der sich in Karlsruhe als Organspender ein Tattoo stechen lässt? „Alle Altersgruppen von 18 bis 70, quer durch die Bevölkerung“, sagt Marc Hoppe. „Vom Punker bis zum Banker.“

Service

Das Tattoo-Studio „Secret Vogue“ befindet sich in der Gritznerstraße 5 und ist unter Telefon (0 15 78) 4 79 93 27 erreichbar.

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