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Zeugnisse mit Humor und Verstand

Freunde mit allen Registern: Ausstellung über Max Reger und seinen Interpreten Karl Straube in Karlsruhe

Musikalische Meister und ihre dynamische Freundschaft. Eine Schau in der Badischen Landesbibliothek gibt Einblick in die Beziehung von Reger und Straube.

Ein Besucher und zwei Besucherinnen in der Ausstellung „Max Reger und sein Interpret Karl Straube. Eine Künstlerfreundschaft zwischen Inspiration und Einflussnahme“ in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe im September 2023.
Eine beeindruckende Sammlung von Autografen in der Badischen Landesbibliothek spiegelt die dynamische Zusammenarbeit zweier außergewöhnlicher Musikertalente wider, die sich gegenseitig inspirierten und förderten. Foto: Christine Gustai/BLB

Gute Freunde gehen durch dick und dünn – oder durch Partituren. Im Falle des Komponisten Max Reger und des Organisten Karl Straube gilt vor allem Letzteres. Zugleich entwickelte sich zwischen den beiden aus einem zunächst künstlerischen Austausch eine vertrauensvolle Freundschaft.

Dass der virtuose Organist sogar wie ein Katalysator für den renommierten Komponisten war, zeigt das Max-Reger-Institut (MRI) jetzt mit Dokumenten, Fotografien und Handschriften in der Badischen Landesbibliothek (BLB). Nicht nur, aber auch die Tatsache, dass beide in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag gefeiert hätten, führt die beiden Persönlichkeiten in einer kleinen, aber feinen Schau zusammen.

Unter dem Titel „Max Reger und sein Interpret Karl Straube. Eine Künstlerfreundschaft zwischen Inspiration und Einflussnahme“ wird an diesem Dienstag, 26. September, um 19 Uhr der Vorhang für eine musikalische Reise durch die Leben dieser beiden Giganten gehoben.

Die Ausstellung gibt Zeugnis von zwei außergewöhnlichen Musikertalenten, die sich gegenseitig inspirierten und förderten. Nicht nur das: „Karl Straube war Regers engster Freund und ein wichtiger Interpret, mit dem der Stern Reger überhaupt erst aufgegangen ist“, sagt Alexander Becker, der das MRI in Durlach leitet, bei der Einführung in die Ausstellung am Montag.

Als sich die beiden Ende des 19. Jahrhunderts kennenlernten, war Reger wirtschaftlich am Boden, sein erster Verlag Augener & Co. in London hatte sich von ihm getrennt. Zu dieser Zeit kam Karl Straube, damals bereits etablierter Organist, genau recht.

Jürgen Schaarwächter vom Max-Reger-Institut in der Ausstellung „Max Reger und sein Interpret Karl Straube. Eine Künstlerfreundschaft zwischen Inspiration und Einflussnahme“ in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, September 2023.
Jürgen Schaarwächter vom Max-Reger-Institut hat Dokumente, Fotografien und Handschriften zusammengestellt, welche die besondere Künstlerfreundschaft zwischen Max Reger und Karl Straube dokumentieren. Foto: Isabel Steppeler

Montgomery Rufus Karl Siegfried Straube war am 6. Januar 1873 in Berlin als Sohn des Organisten und Harmoniumbauers Johann Straube und Sarah Palmer aus dem englischen Landadel zur Welt gekommen. Als Organist zunächst in Berlin und ab 1989 in Wesel nahm er eine glänzende Laufbahn.

Straube war weithin bekannt für seine virtuose Technik ebenso wie für seinen musikalischen Intellekt. Er erkannte das Potenzial des aufstrebenden Reger. Seine Interpretationen trugen wesentlich zur Popularität des Komponisten bei, außerdem war er maßgeblich an der Herausgabe und Verbreitung von Regers Orgelkompositionen beteiligt.

Karl Straube war Regers bester Freund und ein wichtiger Ansporn für den Komponisten

Überdies spornte Straube Reger auch zu weiteren bahnbrechenden Orgelkompositionen an. Diese Werke erweiterten die Grenzen der Orgelmusik und verschafften Reger bald den Ruf als das „enfant terrible“ der deutschen Musik.

Diese künstlerische Synergie mündete in eine tiefe Freundschaft. Reger, der Straube oft um Rat fragte, gab ihm exklusiven Einblick in seine Werke noch im Entstehungsprozess. Als Thomasorganist und Professor am Leipziger Konservatorium prägte Straube maßgeblich die Rezeption von Reger in den folgenden Organisten-Generationen.

Ich finde es spannend, wenn es künstlerisch menschelt.
Jürgen Schaarwächter
Max-Reger-Institut Karlsruhe

Die Besucher können sich auf eine beeindruckende Sammlung von Autografen freuen, die den leidenschaftlichen Schaffensprozess und die dynamische Zusammenarbeit der beiden widerspiegeln.

„Ich finde es spannend, wenn es künstlerisch menschelt“, sagt der Musikwissenschaftler Jürgen Schaarwächter vom MRI, der die Ausstellung zusammen mit der früheren Institutsleiterin Susanne Pop kuratierte.

Autografen enthüllen Leidenschaft, Humor und künstlerische Tiefe

Bemerkenswerte Einträge offenbaren sowohl humorvolle Momente ihrer Beziehung als auch die ernsten Auswirkungen ihrer künstlerischen Entscheidungen wie etwa Kürzungen oder den Abbruch einer Komposition. QR-Codes führen zu Hörbeispielen der betreffenden Werke.

Die einzigartige Sammlung des Max-Reger-Instituts, die rund ein Drittel aller Musikhandschriften Regers umfasst, wird seit dem Umzug des Institutes von Bonn nach Karlsruhe vor 25 Jahren in der Badischen Landesbibliothek aufbewahrt. Die Auswahl nun ist ein Muss für alle Musikliebhaber und Geschichtsinteressierten.

Viel Reger erklingt im frühen Herbst in Karlsruhe

Der frühe Herbst hält in Karlsruhe weitere Veranstaltungen zum Reger-Jahr bereit. So erklingt seine Musik beim Europäischen Kammermusikwettbewerb „Wolfgang Meyer“, der vom 27. bis 29. September in der Hochschule für Musik Karlsruhe stattfindet. Zu den Besonderheiten des Wettbewerbs zählt ein Pflichtstück von Reger.

Zum runden Geburtstag des Komponisten schlossen sich auch die Organisten in Karlsruhe für eine Orgelwoche zusammen. Fünf Konzerte – darunter auch das Kinderkonzert „Maxe mit der dicken Tatze“ – bietet die Veranstaltung vom 1. bis 7. Oktober. Der Auftakt in St. Stephan steht in enger Verbindung zur Ausstellung in der BLB. Patrick Fritz-Benzing spielt Orgelbearbeitungen von Reger und Straube.

Den Höhepunkt des Reger-Jahres markiert die imposante Werkschau „Auf Reger!“ am Sonntag, 8. Oktober, ab 18 Uhr in der Schwarzwaldhalle Karlsruhe. Dabei geht es von der Bratsche-solo-Suite über a cappella-Chöre bis hin zu den symbolistisch aufgeladenen Nonnen op. 112. Mit dem Bachchor Karlsruhe, dem Chor St. Stephan, der Lutherkantorei, dem Oratorienchor Karlsruhe sowie dem Cantus Juvenum finden hier die großen Kantoreien der Stadt mit der Badischen Staatskapelle unter der Leitung von Generalmusikdirektor Georg Fritzsch zusammen.

Service

Bis 13. Januar 2024 in der Badischen Landesbibliothek, Erbprinzenstraße 15. Eröffnung: 26. September, 19 Uhr.

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