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Wertvolle Informationen

Entspannter Austausch beim Europäischen Tag der Jüdischen Kultur in Karlsruhe

Mit Führungen, Vorträgen und vielen Gesprächen hat die Jüdische Kultusgemeinde den Europäischen Tag der Jüdischen Kultur an diesem Sonntag in Karlsruhe gefeiert. Alle Interessierten waren herzlich willkommen.

Kulinarische Köstlichkeiten: Beim Europäischen Tag der Jüdischen Kultur gab es neben geistiger auch handfeste Nahrung.
Kulinarische Köstlichkeiten: Beim Europäischen Tag der Jüdischen Kultur gab es neben geistiger auch handfeste Nahrung. Foto: Peter Sandbiller

Schon seit dem Jahr 1717 lebten jüdische Familien in der Stadt. „Sie haben sich zu allen Zeiten großherzig eingebracht“, sagt Solange Rosenberg, die Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde.

Sie haben ihr Wissen zur Verfügung gestellt, ihr Brauchtum geteilt und traten zu allen Zeiten mit großem Mäzenatentum in Erscheinung.

Am Europäischen Tag der Jüdischen Kultur, der seit 1999 begangen wird, haben am Sonntag Juden und Nichtjuden gemeinsam gefeiert.

Erinnerung an Karlsruher Medizinerin Rahel Straus

Reichlich Nahrung gab es im physischen wie im geistigen Sinn: Von Matzenbrei und Börek mit Pilzen und Kartoffeln reichte die Palette bis hin zu den schmackhaften Hamantaschen und Krapfen, wie sie gern zu Chanukka gereicht werden.

Wer sich am reichlich bestückten Buffet bediente, hatte oft schon das vormittägliche Angebot der Stadtführung „Auf den Spuren jüdischen Lebens in Karlsruhe“ wahrgenommen. Beginnend am früheren Ort der Synagoge in der Kronenstraße, erinnerte Kunsthistorikerin Julia Walter an Persönlichkeiten wie den 1829 verstorbenen Rabbiner Nathanael Weil und die Medizinerin Rahel Straus.

Sie wurde 1880 in Karlsruhe geboren und studierte ab 1900 als erste Frau an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg. Später betrieb sie eine gynäkologische Praxis in München. 1933 nach Palästina emigriert und zeitlebens als Ärztin tätig, tat sie sich auch als Sozialarbeiterin, Frauenrechtlerin und Zionistin hervor.

In der Südoststadt ist seit dem Jahr 2000 eine Straße nach ihr benannt. Und in der Karl-Friedrich-Straße, Höhe Hausnummer 18, ist seit diesem Jahr eine Gedenktafel angebracht, die an die im Innenhof 1881 errichtete Synagoge der orthodoxen israelitischen Religionsgesellschaft erinnert. Auch darauf wies Julia Walter bei ihrer morgendlichen Führung hin.

Im Dialog mit anderen Religionen

Laut der Gemeindevorsitzenden Solange Rosenberg will der Europäische Tag der Jüdischen Kultur dazu beitragen, das europäische Judentum, seine Geschichte, seine Traditionen und Bräuche besser bekannt zu machen.

Entsprechend sprach der Geschäftsführer der Jüdischen Kultusgemeinde, Daniel Nemirowski, in seinem Vortrag über „Sitten und Gebräuche im Dialog mit anderen Weltreligionen“.

Biblische Geschichten brachte der Erzähler Eliya Avital den Gästen auf besonders unterhaltsame Weise näher. Der ganze Veranstaltungstag stand unter dem diskreten Schutz der Polizei.

Wohltätigkeit als zentrales Motiv

Die Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe zählt derzeit etwa 900 Mitglieder; den größten Zuwachs erlebte die Gemeinde nach 1989 durch Migrantinnen und Migranten aus der früheren Sowjetunion.

Die Zugewanderten profitierten unter anderem von dem jüdischen Gebot der „Zedaka“ genannten Wohltätigkeit. Die „Zedaka“ nimmt unter den mehreren hundert jüdischen Lebensregeln eine wichtige Rolle ein. Es geht um unmittelbare direkte Hilfe für andere, um Hilfe zur Selbsthilfe, vor allem aber um Wohltätigkeit in einer Weise, dass der Spender und der Bedürfte gar nicht voneinander wissen.

Auch das ist eine kulturelle Errungenschaft, die am Europäischen Tag der Jüdischen Kultur gepflegt und gelebt wird.

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