Wer dem „Popstar der Raumfahrt“ Alexander Gerst in Karlsruhe ganz nah sein will, muss in die Bibliothek des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) gehen.
Direkt nach den beiden Drehtüren beim Eingang an der Straße am Forum hängt auf der linken Seite an der Wand eine eingerahmte Fahne mit dem Logo des Instituts. Sie ist ein Geschenk von Gerst. Mit der Fahne hat er 2014 bei seiner ISS-Weltraumexpedition 3.000-mal die Erde umrundet. Dabei hat er 100 Millionen Kilometer zurückgelegt.
Verfolgt eure Träume. Gebt euren Ideen eine Chance.Alexander Gerst, deutscher Astronaut
„Der Eingang der KIT-Bibliothek ist der bestmögliche Platz für diese Fahne“, sagt Gerst in einer Videobotschaft am Freitagmittag, nachdem der Präsident des KIT, Holger Hanselka, und der Direktor der Bibliothek, Arne Upmeier, die Fahne enthüllt haben. „Es ist der Ort, an dem die meisten Leute vorbeikommen“, begründet Hanselka die Wahl.
Dann richtet sich Gerst an die Beschäftigten und Studierenden des KIT: „Verfolgt eure Träume. Gebt euren Ideen eine Chance.“
Gerst selbst hat sich nie mit der reinen Theorie zufriedengegeben. „Er wollte raus in die Praxis und verstehen, was die Wissenschaft kann“, sagt Friedemann Wenzel. Der emeritierte Professor hat Gerst bei seiner Diplomarbeit in Geophysik an der damaligen Universität Karlsruhe, dem heutigen KIT, betreut und hat bis heute Kontakt zu ihm. „Er wollte schon immer einen Schritt weiter“, beschreibt Wenzel seinen ehemaligen Studenten.
Gerst als Botschafter der Wissenschaft und des Umweltschutzes
Das zeigt auch eine Anekdote, die Gerst 2019 am KIT erzählte, als ihm die Fakultäten für Physik und für Bauingenieur-, Geo- und Umweltwissenschaften die Ehrendoktorwürde verliehen. Damals erzählte der Astronaut von einem Gespräch, das er als Student mit einem Kommilitonen in der Mensa geführt habe. „Wir hatten vereinbart, dass wir uns irgendwann einmal als Astronauten bewerben werden. Ich habe es gemacht, er nicht. Wie schade!“
Mit dem Souvenir aus dem Weltraum will der KIT-Präsident Hanselka „Flagge zeigen für die Wissenschaft“. Vermitteln alleine reiche nicht, sagt er. Die Forschungsergebnisse müssten den Menschen in einer für alle verständlichen Sprache erklärt werden. „Alexander Gerst ist ein Botschafter der Wissenschaft. Er zeigt die Erde aus einer anderen Perspektive. Er zeigt die Narben und Konflikte“, sagt Hanselka.
Im sozialen Netzwerk Twitter folgen Gerst, der auch als „Astro Alex“ bekannt ist, mittlerweile rund 1,2 Millionen Fans in vielen Staaten der Welt. Dort postet er vor allem Fotos aus dem Weltraum. Sie zeigen die Schönheit der Erde.
Immer wieder macht Gerst mit seinen Bildern aber auch auf die Folgen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung aufmerksam. So teilte er während der Hitze- und Dürrewellen im Jahr 2018 von der ISS aus aufgenommene Fotos, die wegen der vielen vertrockneten Pflanzen ein braunes Mitteleuropa zeigen und kommentierte: „Schockierender Anblick. Alles vertrocknet und braun, was eigentlich grün sein sollte.“
Wenn auch die Studierenden von heute die geistigen Galaxien erforschen, „dann werden wir viele weitere ‚Astro-Alex‘ haben“, ist sich Upmeier sicher. Die Gerst-Fahne jedenfalls kommt auf dem Campus gut an. „Echt cool“, finden die beiden Studenten des Bioingenieurwesens Paul Moog und David Tolvig das Geschenk ans KIT. Welche Botschaft die Fahne für sie enthält? „Die Motivation, dass es jeder schaffen kann“, sagt Moog. „Und sie ist ein Zeichen dafür, dass es ihm hier gefallen hat“, ergänzt Tolvig.