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Malerdorf knüpft an Tradition an

Die Grötzinger Kunstwochen sind zurück

Mit dem Abriss des alten Schulgebäudes kamen in Grötzingen regelmäßigen Kunstschauen zum Erliegen. Jetzt startet das Format neu.

Galerie Kunstfachwerk N6 in Grötzingen.  Eröffnung 1. Grötzinger Kunstwochen 4 Ausstellungen in 4 Wochen mit jeweils anders zusammengestellten Künstlergruppen. Abgebildet sind Werke von Ulrich J. Sekinger.
Die Grötzinger Kunstwochen sind zurück. Hier betrachtet die Besucherin Werke von Ulrich J. Sekinger. Foto: Artis/Uli Deck

Bei einer gut besuchten Vernissage am Freitag hat Grötzingen den Neuanfang seiner Kunstwochen gestartet. Die Arbeiten von 13 Künstlerinnen und Künstlern, die alle mit Wohn- oder Arbeitsplatz einen Bezug zu Grötzingen haben, werden jetzt bis 19. November im N6 – dem schönen, 2019 als Galerie hergerichteten Fachwerkhaus in der Ortsmitte – gezeigt.

Allerdings ist nicht alles auf einmal zu sehen, sondern über die Wochen verteilt in vier nacheinander folgenden Ausstellungen. „Die Gruppen haben sich per Losverfahren zusammengefunden“, erklärte Ortsvorsteherin Karen Eßrich (SPD) zur Begrüßung und freute sich, dass alle miteinander klargekommen sind.

Grötzinger Kunstwochen vom Ehrenamt getragen

Zum einen in organisatorischer Hinsicht. Denn die Grötzinger Kunstwochen werden ehrenamtlich zusammen mit dem Freundeskreis Badisches Malerdorf gestemmt. Zum anderen in Hinblick auf die künstlerischen Ideen. In der ersten Gruppe zumindest zeigt sich, dass gegensätzliche Stile und Techniken sich gut ergänzen.

Da wären die tiefrot leuchtenden Kirschen auf dem Aquarell von Zhanna Khelemska. Die 1985 geborene Ukrainerin hat Kunst, Grafik- und Webdesign studiert und in ihrer Heimat viel für Industrie und Handel gestaltet.

Vor dem Krieg geflohen, lebt sie jetzt in Grötzingen. Sie zeigt mit ihren acht Bildern in klassischer Wasserfarbtechnik, die sie mit ihrem Rufnamen Janett signiert, die stille und intime Seite ihres Schaffens.

Meisterliche Manier

Klassische Technik verwendet auch der Maler Ulrich J. Sekinger, der seine Gemälde in meisterhafter Manier eines – zuweilen magischen – Realismus hält. Zu sehen ist unter anderem ein pfiffig durchdachtes Atelier-Stillleben, das sinnbildlich an Überlebenskunst erinnert. Es zeigt ein Bild im Bilde von Sekinger sowie eine Wüstenrose. Letztere kommt über viele Monate ohne einen Tropfen Wasser aus.

Als Gegensatz zu diesen technisch konventionellen Werken sind die Arbeiten von Karlo Arheidt zu sehen. Wie wilde Wolken verdichten sich hier tausende Papierschnipsel aus dem Reißwolf zu Gebilden, die viel Interpretationsraum bieten. Mal erinnern sie an Stadtpläne, mal sind die Fetzen wie Chromosomenpaare angeordnet.

Das sind tolle Bilder, die einen lehren, dass das Sehen erst mit den Gedanken im Kopf passiert. Das ist auch Thema der gezeigten Malerei und Grafik von Brigitte Nowatzke-Kraft. Sie bannt mit Geraden, Linien und Flächen „urbane Strukturen“ auf die Bilder.

Grötzinger Malerkolonie

Als Vorstandsmitglied des Freundeskreises Badisches Malerdorf begrüßte Brigitte Nowatzke-Kraft das Vernissage-Publikum mit einem Rückblick. Grötzingen, wo es ab Ende des 19. Jahrhunderts einmal eine Malerkolonie namhafter Kunstschaffender gab, zeigte ab 1982 alle zwei Jahre eine größere Kunstausstellung. Das jedoch kam mit dem Abriss des alten Schulgebäudes zum Erliegen.

Jetzt im N6 sollen die Grötzinger Kunstwochen an diese Tradition anknüpfen, nur im etwas verdichteten Format: Fünf Wochen lang gibt es jeden Freitag eine Vernissage.

Weitere Künstlerinnen und Künstler sind Sibylle Dittmar-Reiss, Axel Schmid, Marny Staib, Sabine Classen, Heidrun Malcomes, Esther Klauke, Wolfgang Heiser, Guntram Prochaska und Lea Sprenger.

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