Eins ist klar: Der Anspruch auf Ganztagesbetreuung für alle Grundschulkinder kommt 2026. Doch wie die Stadt Karlsruhe diesen umsetzt, ist noch mit vielen Fragezeichen versehen.
Daran ließ Melanie Ring vom Gesamtelternbeirat Karlsruher Kindertageseinrichtungen (GKK) in der Vollversammlung am Dienstag keinen Zweifel.
In Karlsruhe gibt es ab 2026 zwei Möglichkeiten der Ganztagesbetreuung
Als GKK-Vorstandsmitglied berichtete sie aus dem Jugendhilfeausschuss und den verschiedenen Arbeitsgruppen. Diese erarbeiten ein Konzept für die Ganztagesbetreuung. Ab 2026 wird es in Karlsruhe entweder Ganztagesschulen oder Schulen mit dem „Schulkind-Bildungs- und Betreuungssystem“ (SKiBB) geben. Eltern können die Module des SKiBB dann einzeln buchen.
„Die Ausgestaltung ist noch nicht klar“, erklärte Melanie Ring. Welche Schule in Karlsruhe das jeweilige Modell übernimmt, steht bislang nicht fest. Die bislang üblichen Hort-Angebote sollen Teil des modularen Systems SKiBB werden und in ihrer bisherigen Form nicht weiter bestehen.
Der Diskussionsprozess mit den Eltern hätte schon lange stattfinden sollen.Daniel Wohlwend
GKK-Vorsitzender
Sorgenvolle Eltern aus dem Publikum regten an, dass die Stadt doch erst den eigentlichen Bedarf für die Ganztagesbetreuung abfragen soll. Dies müsse geschehen, bevor das Hort-Angebot abgeschafft ist.
„Wir wollen Fachpersonal und gute Betreuung für unsere Kinder“, kritisierte eine Mutter. „Der Diskussionsprozess mit den Eltern hätte schon lange stattfinden sollen“, sagte auch GKK-Vorsitzender Daniel Wohlwend.
Er berichtete, dass in Baden-Württemberg 2025 voraussichtlich 41.000 pädagogische Fachkräfte in Kitas fehlen. Hinzu kommen 12.400 für die Umsetzung des Ganztagesangebots an Grundschulen. Der Fachkräftemangel ist aber schon heute spürbar. Denn das Betreuungsangebot gerade in Kitas ist eben schon reduziert.
GKK fordert, dass kürzere Öffnungszeiten begrenzt werden
Der GKK fordert deshalb für die Kitas, dass die Öffnungszeiten nicht nach dem Prinzip „Gießkanne“ gekürzt werden. Außerdem dürfe es keine kürzeren Betreuungszeiten für Zweitkinder in der gleichen Einrichtung geben, die Kürzungen der Öffnungszeiten müssten begrenzt und alle möglichen Quellen erschlossen werden, um neues Fachpersonal zu finden.
Kann man nicht mit Blick auf die Kommunalwahlen Druck auf die Politik ausüben, wollte eine Mutter wissen. „Die Kürzung der Öffnungszeiten ist kein Signal aus der Politik, sondern Zwang aus dem Alltag bei den Trägern“, erklärte Wohlwend. Die Finanzierung der Kitas sei in Karlsruhe kein Thema. „Das Personal fehlt, nicht das Geld“, erklärte der GKK-Vorsitzende.
Dies bestätigten auch die Teilnehmer einiger Karlsruher Kita-Träger in einer Diskussionsrunde. Sie kritisierten, dass in der Öffentlichkeit immer wieder ein falsches Bild des pädagogischen Berufs gezeichnet werde – von einer Arbeit mit zu viel Stress und geringem Verdienst. „Aber der Verdienst ist gut“, klärte eine Kita-Mitarbeiterin auf.
Corona hat etwas mit den Kindern gemacht.Peer Giemsch
Geschäftsführer
Viele seiner Mitarbeiter wünschten sich bessere Arbeitsbedingungen. Ganz vorn auf der Wunschliste stehen kleinere Gruppengrößen, berichtete Peer Giemsch. „Corona hat etwas mit den Kindern gemacht“, sagte der Geschäftsführer von Pro-Liberis und Lenitas. Die Kinder hätten größere sozial-emotionale Bedürfnisse. Die Pädagogen wollten und müssten auf diese eingehen.