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Chanukka

Jüdische Gemeinde in Karlsruhe feiert Lichterfest auf dem Marktplatz

Besonders in diesem Jahr steht die jüdische Gemeinde in Karlsruhe am religiösen Fest zusammen. Als Zeichen der Verbundenheit hat die Stadt einen Leuchter auf dem Marktplatz aufgestellt.

Chanukka-Leuchter am Marktplatz
Ein großer Chanukka-Leuchter ist auf dem Karlsruher Marktplatz zur Feier des jüdischen Festes aufgestellt worden. Foto: Jörg Donecker

Mehrere Stimmen haben bei Rabbiner Mordechai Mendelson angefragt, ob man denn das jüdische Fest Chanukka in diesem Jahr aufgrund der politischen Lage ausfallen lassen solle. Der Vertreter der Chabad Bewegung in Karlsruhe, der auch ansonsten in der Stadtgesellschaft sichtbar und aktiv ist, hat dazu eine klare Meinung: nein.

Man verstecke sich nicht; man feiere dieses traditionelle und wichtige Fest der Juden so wie bereits zwanzig Mal zuvor in Karlsruhe, und zwar zusammen mit jüdischen und nichtjüdischen Bürgerinnen und Bürgern. Ganz im Gegenteil: Das Interesse in der Gemeinde sei dieses Jahr größer als je zuvor. Auf dem Marktplatz in Karlsruhe wurde dafür ein Chanukka-Leuchter aufgestellt.

Doch was ist Chanukka? Das achttägige Lichterfest, dessen Datum im jüdischen Festkalender sich an den Mondphasen orientiert und dieses Jahr vom 7. bis zum 15. Dezember stattfindet, erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 165 vor der christlichen Zeitrechnung. Zuvor verbotene jüdische Riten wurden seinerzeit wieder eingeführt.

Mit Stolz feiern wir dieses Fest als Juden mitten in der Stadt.
Mordechai Mendelson
Rabbiner

Obwohl damals nur noch geweihtes Öl für einen Tag im Tempel war, brannte der siebenarmige Leuchter Menora ganze acht Tage lang. Im Gedenken an dieses wundersame Zeichen werden weltweit, wie in Karlsruhe auch, jeden Tag an dem Leuchter von links nach rechts Kerzen angezündet, und zwar immer eine mehr, bis alle acht brennen. „Mit Stolz feiern wir dieses Fest als Juden mitten in der Stadt“, sagt Mendelson. Und doch habe sich die Welt mit dem grausamen Angriff der Hamas verändert.

Chanukka-Leuchter wird auf Karlsruher Marktplatz entzündet

Gelbe Luftballons, die in den vorabendlich leuchtenden Himmel über Karlsruhe stiegen sowie Kerzen, die den Namen der 138 Geiseln tragen, erinnerten an das Schicksal jener, die noch immer gefangen sind und deren Angehörige weiter um ihr Leben beben müssen. Die Vizepräsidentin des Bundesverfassungsgerichts Doris König nannte in dem Zusammenhang die Zunahme des Antisemitismus in Deutschland beschämend und betonte die Bedeutung des Lichtes für das Dunkle, das durch den Krieg in der Ukraine und die Situation in Gaza die Welt bedrücke.

Auch Generalbundesanwalt sah die Feier am Marktplatz als Zeichen, dass jüdisches Leben in Karlsruhe zu Hause sei und das Wunder der brennenden Flamme des Chanukka-Leuchters für den Glauben stehe, der sich nicht auslöschen lasse. Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) unterstrich die Symbolik des Lichtes, welches ein starkes Symbol für die Hoffnung sei und bedankte, sich für das alljährliche Angebot der jüdischen Gemeinde an die Stadtgesellschaft mitzufeiern.

Überdies sei Karlsruhe mit seiner langen Tradition von Religionsfreiheit ohne jüdische Mitbürger nicht denkbar. Neben aller Feierlichkeit und Nachdenklichkeit gehört aber auch ausgelassenes Feiern zu Chanukka. Aus Straßburg gekommen war zum ersten Mal Zvi Morellini mit Band Yakir, der mitreißende chassidische Musik in hebräischer Sprache beisteuerte. Bald hatten sich Kreise von – jüdischen und nichtjüdischen – Tanzenden gebildet, die das Fest Chanukka auf dem Marktplatz begingen. Und zwar Hand in Hand.

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