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Bilanz der Sparmaßnahmen

Karlsruher Bäder auf Energiesparkurs: Wassertemperatur sorgt für Debatten

Das Absenken der Wassertemperatur ist eine Maßnahme, mit denen die Karlsruher Bäder Energie sparen. Nach Angaben der Verantwortlichen geht es um ein halbes Grad. Manche Besucher messen aber selbst nach.

Das Erlebnisbecken im Fächerbad besuchen Jan Rummel und sein Kind Lovis mit gelben Schwimmärmeln.
Planschen bei 30 Grad: Das Erlebnisbecken im Fächerbad besuchen Jan Rummel und sein Kind Lovis. Foto: Peter Sandbiller

Saunen gehen zeitversetzt in Betrieb, Rutschen öffnen bei wenig Besucherandrang später, im Fächerbad ist das Außenbecken zu: Mit einem Maßnahmenmix reduziert Karlsruhe den Energieverbrauch der Bäder – mit Erfolg, wie erste Auswertungen ergeben. „Wir haben Einsparungen zwischen zehn und 15 Prozent“, bilanziert Anja Rückbrod, die bei den Bäderbetrieben für den Bereich Technik und Bau zuständig ist.

Ein Ansatz ist zudem das Absenken der Wassertemperatur. Und vereinzelt führt dieser Punkt zu Diskussionen, wie Bäderchef Oliver Sternagel berichtet.

Ist es tatsächlich zu kalt zum Schwimmen? Ist gar ein Neoprenanzug angebracht? „Im Fächerbad haben wir im Schwimmerbecken die Temperatur von 27 auf 26,5 Grad reduziert“, sagt Prokurist Jens Freiseisen. Allerdings gebe es Schwankungen. „Für jeden Besucher müssen wir am Tag 30 Liter frisches Wasser hinzufügen“, nennt Rückbrod ein Beispiel. Nicht an jeder Stelle im Becker sei die Temperatur gleich.

Am Dienstagmittag zeigt die Messstation im Keller des Bads 26,9 Grad, also etwas mehr als angestrebt. „Wärmer sollte es nicht sein“, meint Andrea Polisch. Sie ist Stammgast, kommt zweimal die Woche und schwimmt 1.500 Meter. „Ich merke keinen Unterschied bei der Temperatur“, sagt die Karlsruherin. Sternagel kommt zum gleichen Schluss: „Wenn jemand das halbe Grad im Becken spürt, sollte er zu ,Wetten, dass´.“

Niedrigere Wassertemperatur war in Karlsruhe eine politische Entscheidung

Das Absenken der Temperatur war am Ende nicht seine, sondern eine politische Entscheidung. „Am Ende sagt der Bäderausschuss, ob wir irgendwann wieder hochdrehen“, erläutert Sternagel. Energie zu sparen gelte es aber unabhängig vom Krieg in der Ukraine. „Das Freibad Rappenwört ist bereits komplett auf LED umgerüstet“, berichtet Rückbrod. Im Turmbergbad würden gerade vier Umwälzpumpen gegen effizientere Modelle getauscht. „Vor dem Ertrag kommt die Investition“, erläutert Sternagel.

Vor dem Ertrag kommt die Investition.
Oliver Sternagel, Bäderchef

Nicht überall drehen seine Leute am Temperaturregler. Im Kinderbecken des Fächerbads, wo gerade Jan Rummel mit seinem zweijährigen Kind Lovis planscht, hat es nach Angaben von Freiseisen unverändert 30 Grad. Im kleinen Becken daneben, wo der rote Elefant Wasser spuckt, seien es 32 Grad. Ein Thermometer in Pinguinform habe eine Mutter mit ins Europabad gebracht, berichtet Sternagel. Dort habe sie 31,5 Grad im Nichtschwimmerbecken gemessen, die Bäderbetriebe kommen in ihrem Monitoring auf 32 Grad. „So ein Pinguinthermometer ist nicht geeicht“, gibt Sternagel zu bedenken.

Der Bäderchef ist sicher: Wäre tatsächlich eine Schmerzgrenze unterschritten, blieben die Gäste weg. „Die Menschen stimmen mit den Füßen ab.“ Doch der Besuch sei gut, jedoch noch nicht auf dem Niveau von vor 2019. Gut angenommen würden ebenfalls die Saunen im Außenbereich des Fächerbads, die nach einer Sanierung jetzt wieder in Betrieb sind. „Vor anderthalb Jahren starteten die Bauarbeiten“, erzählt Freiseisen: „Wir sind beim Bauablauf im Zeitplan.“

Seit Dezember kann der erste Teil der Anlage wieder genutzt werden – was für die Gäste mit längeren Wegen einhergeht, wie Sternagel einräumt. Denn im Innenbereich wird noch gearbeitet, entsprechend stünden aktuell weniger Duschen und Toiletten für die Gäste bereit. „Im ganzen Bad haben wir aber 56 Duschen“, sagt Rückbrod. „Alternativ hätten wir die gesamte Anlage noch zulassen müssen. Wir entschieden uns, den ersten Teil schon zu öffnen – mit kleineren Einschränkungen für die Gäste“, erklärt Sternagel.

Arbeiten im Karlsruher Fächerbad im Zeitplan

Im Sommer soll die Gesamtanlage dann fertig sein, die Maßnahme ist mit 4,5 Millionen Euro kalkuliert. Nach 40 Jahren sei diese Investition notwendig gewesen, meint Sternagel. Zum Angebot gehört künftig unter anderem eine Sauna, die mit Badehose beziehungsweise Badeanzug besucht werden kann.

Nur noch bis April ist der Planung zufolge das Außenbecken im Fächerbad geschlossen, auch so soll Energie eingespart werden. Personalengpässe seien dagegen der Grund dafür, dass in dieser Woche noch die Hallenbäder in Grötzingen und Neureut zu sind, nächste Woche soll der Betrieb dort wieder starten.

Im Sonnenbad beginnt die Saison der Planung zufolge am 1. April, am 27. Mai dann in den übrigen Freibädern. „Dann gehen die Stadtteilbäder ebenfalls aus Personalgründen für den öffentlichen Betrieb wieder zu, bleiben aber offen für Kurse, Vereine und Schulen“, blickt Sternagel voraus.

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