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Großprojekt

Katholische Kirche in Karlsruhe will Gebäude platt machen

Viele kennen den Stephanssaal von Veranstaltungen. Nun soll der Raum weichen, mit ihm will die katholische Kirche gleich eine gesamte Gebäudezeile neben St. Stephan abreißen.

Dekanatszentrum bei St. Stephan
Die Kirche will den Bau neben dem Ständehaus inklusive Stephanssaal abreißen. Dort könnte dann unter anderem die Kinder- und Jugendbibliothek Platz finden. Foto: Jörg Donecker

Rund um das Gotteshaus St. Stephan will sich die katholische Kirche im Herzen der Stadt neu aufstellen – und macht dafür erst einmal Gebäude platt. Der Riegel zwischen dem Ständehaus beziehungsweise der Stadtbibliothek und dem Gothaer Haus soll fallen, bestätigt der Geschäftsführer der Gesamtkirchengemeinde, Alexander Sester.

Abgerissen werden damit also zwei Komplexe: das Parkhaus mit Räumen im Keller sowie der benachbarte Bau inklusive Stephanssaal. Im nächsten Schritt soll ein neuer Raum für Veranstaltungen errichtet und vor allem Platz für kirchliche Aktivitäten sowie die Verwaltung geschaffen werden.

Unter der Überschrift „Forum St. Stephan“ will die Kirche an dieser zentralen Stelle eine Anlaufstelle sein, erläutert Pressesprecher Tobias Tiltscher das geplante Großprojekt, bei dem sowohl die Kirche als auch die Stadt agieren.

Tausch mit der Stadt Karlsruhe wäre denkbar

Aus Sicht von Kulturbürgermeister Albert Käuflein (CDU) wäre es ideal, die bisher im Prinz-Max-Palais untergebrachte Kinder- und Jugendbibliothek räumlich direkt an die Stadtbibliothek im Ständehaus anzugliedern. Nach Überzeugung der katholischen Kirche wäre das über einen Tausch möglich.

Das Parkhaus neben dem Gothaer Haus gehöre zu 45 Prozent der Stadt und zu 55 Prozent der Kirche. Die Idee ist, dass die Stadt ihre Anteile aufgibt und im Gegenzug einen etwa zehn, 15 Meter langen Abschnitt neben der Stadtbibliothek bekommt, der bisher allein in Kirchenhand ist. „Dort kann die Stadt dann bauen, was sie möchte“, so Sester.

Wenn man so ein Filetstück hat, ist es schade, wenn dort ein Parkhaus steht.
Tobias Tiltscher, Pressesprecher vom Katholischen Dekanat Karlsruhe

Das Parkhaus verfügt über elf oberirdische Halbdecks und bietet Platz für 100 Fahrzeuge. Es handelt sich ausschließlich um Dauerparker und meist um Dienstwagen der Stadt.

Die Autos parken oben. Im Keller wiederum gibt es Räume für die Menschen. Zeitgemäß ist das nicht, findet Oliver Fischer, bei der Kirche Sachgebietsleiter für Bau und Gebäudemanagement. „Wenn man so ein Filetstück hat, ist es schade, wenn dort ein Parkhaus steht“, meint Tiltscher.

Dekanatszantrum bei St. Stephan
Das Parkhaus mit der Ausfahrt zum Südlichen Herrenhof hin verfügt über elf Halbgeschosse und wird vor allem für städtische Dienstfahrzeuge genutzt. Foto: Jörg Donecker

Künftig gebe es deshalb eine Tiefgarage mit vielleicht 20, 30 Plätzen – und oberirdisch Raum für die Menschen. Die Dimension nach oben und vorne werde sich an den beiden Nachbargebäuden orientieren.

Hinten begrenzt der Südliche Herrenhof das Projekt. Dieses kalkuliert die Kirche aktuell mit 24 Millionen Euro. „Wir sind noch in einem sehr frühen Stadium“, so Sester. „Aber wir haben die feste Absicht, das zu tun.“

In diesem Jahr soll ein Architektenwettbewerb abgeschlossen werden. „Dass bis 2025 alles fertig ist, ist ein Wunsch“, so Sester. Schon länger sei klar, dass Handlungsbedarf bestehe bei dem im Jahr 1978 errichteten Gebäude.

„Der Waschbeton ist energetisch schwierig, die Fassade, das Dach, die Fenster und die Elektroleitungen sind in die Jahre gekommen“, zählt Fischer auf. Es gebe Defizite bei der Barrierefreiheit. „Im Winter zieht es, im Sommer ist es heiß, gefühlt gibt es alle zwei Wochen einen Wasserrohrbruch.“

Dekanatszantrum bei St. Stephan,  Foto: v.l.n.r.:  Tobias Tiltscher, Alexander Sester, Oliver Fischer                                                       .
Im Stephanssaal tauschen sich Tobias Tiltscher, Alexander Sester und Oliver Fischer (von links) über die Pläne der Kirche aus. Foto: Jörg Donecker

Rund 50 Kirchenmitarbeiter sind aktuell in dem Bau untergebracht. Doch der Bedarf ist größer und werde absehbar noch steigen. Die Erwachsenenbildung etwa sei ausgelagert in angemietete Räume in der Kriegsstraße. Zudem stehen absehbar weitere Veränderungen an, wenn 2026 aus derzeit sechs Karlsruher Seelsorgeeinheiten rechtlich eine große Pfarrei wird.

„Die Gemeinden werden weiter vor Ort bleiben, dort findet das kirchliche Leben statt“, betont Tiltscher. In der Stadt fände sich dann eine zentrale Anlaufstelle, ein Haus der katholischen Kirche. Die Kirche St. Stephan selbst stehe im Mittelpunkt und werde in dem Umbauprozess nicht angefasst.

Kirchenfenster soll ökumenisch bleiben

Unklar sei noch die Zukunft des Baus, in dem bis vor einiger Zeit auch der inzwischen nach St. Bonifatius umgezogene Dekan Hubert Streckert wohnte und an den zudem das Kirchenfenster angedockt ist. „Hier sind ein Abriss mit Neubau oder eine Sanierung möglich“, sagt Fischer über das Haus aus den 1950er Jahren.

Er kann sich vorstellen, dass sich das Kirchenfenster künftig nicht wie bisher Richtung Kirche, sondern hin zum Friedrichsplatz öffnet. Tiltscher ist sicher: Das werde auch in Zukunft mindestens so ökumenisch wie jetzt angelegt sein.

Wo die Mitarbeiter der Kirche in der Bauzeit interimsweise unterkommen, ist nach Angaben von Fischer noch offen. Für die Kinder- und Jugendbibliothek kann sich Käuflein eine Übergangslösung im früheren Commerzbank-Bau am Friedrichsplatz vorstellen, der inzwischen der Stadt gehört.

Schon länger wird für das Leseangebot für den Nachwuchs ein neuer Standort gesucht. Da nun das Prinz-Max-Palais saniert wird, wächst der Zeitdruck.

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