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Einzelschicksale auf der Leinwand

Mahnwache auf dem Kronenplatz in Karlsruhe „gegen jeden Antisemitismus“

Auf dem Karlsruher Kronenplatz erinnert die Deutsch-Israelische-Gesellschaft an einzelne Hamas-Geiseln. Politiker und Bürger bekunden Solidarität gegen Antisemitismus.

Mahnwache
Solidarität mit Israel bekunden Teilnehmer der Mahnwache auf dem Karlsruher Kronenplatz – dort, wo einst die Synagoge niedergebrannt wurde. Foto: Joerg Donecker

Miriam Borg von der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft Baden-Baden (DIG) kämpft mit den Tränen. Die Schwester ihrer Freundin, die 40-jährige israelische Anwältin Amit Soussanna, hatte sich in ihrem Kibbuz vergeblich in einem Schrank versteckt und ist nun seit dem 7. Oktober in den Händen der Hamas. „Es bricht mir das Herz“, sagt Borg und zeigt das Foto einer lebensfrohen Frau in weißer Bluse.

Seit Wochen habe sie keine Sonne gesehen. Amit Soussana ist eines der Einzelschicksale des Hamas-Angriffs, die auf einer Leinwand am Kronenplatz gezeigt werden und so ein Gesicht und einen Namen bekommen.

Zu einer Kundgebung und Mahnwache unter dem Motto „Gegen jeden Antisemitismus“ hatte die DIG Baden-Baden aufgerufen. Vertreter des politischen und religiösen Lebens sprachen zu den Bürgern, die gekommen waren, um ihre Solidarität mit Israel in diesen schweren Zeiten zu bekunden. Viele schwenkten israelische Fahnen.

Es bricht mir das Herz.
Miriam Borg
Teilnehmerin bei der Mahnwache

Der Vorsitzende der DIG Joachim Knöpfel verwies in seiner kurzen Rede auf die jüdische Grußformel Shalom, die Frieden bedeute: „Wer Israel aber angreift oder das Existenzrecht Israels infrage stellt, stößt auf unseren erbitterten Widerstand.“

Wer Israel aber angreift oder das Existenzrecht Israels infrage stellt, stößt auf unseren erbitterten Widerstand.
Joachim Knöpfe
Vorsitzende der DIG Baden-Baden

Das Sicherheitsgefühl für Juden ist auch in Karlsruhe geschwächt

Die DIG Baden-Baden wurde 1991 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, sich für den Frieden im Nahen Osten einzusetzen – und zwar so, dass die Lebensfähigkeit Israels dauerhaft gesichert ist. Rabbiner Mordechai Mendelson von Chabad Karlsruhe sprach von Entsetzen über den Angriff, aber auch von einem geschwächten Sicherheitsgefühl für Juden, auch in Deutschland, auch in Karlsruhe.

Hier seien die Behörden gefragt. In seinen Augen sei der häufig geäußerte Antizionismus nichts anderes als ein umbenannter Antisemitismus.

Politiker zeigen sich solidarisch

Auch Irina Grinberg vom Vorstand der jüdischen Kultusgemeinde spürt noch die Schockwellen des Angriffs vom 7. Oktober: „Wir trauern um die Opfer, besonders um die Kinder.“

Noch 210 Geiseln befinden sich nach heutigem Stand in der Gewalt der Hamas. Zur Kundgebung und Mahnwache waren auch Vertreter des politischen Lebens der Stadt gekommen. Bundestagsabgeordneter Parsa Marvi (SPD) betonte: „Wir müssen die Verurteilung von Antisemitismus in die Gesellschaft transportieren“. Ulrich Eidenmüller, FDP-Politiker und früherer Bürgermeister, wies darauf hin, dass der islamische Ruf „Allahu akbar“ kein kriegerischer Ruf sei, sondern im Gegenteil zu Mäßigung aufrufe. „Und nicht, um Menschen zu töten.“

Wir müssen die Verurteilung von Antisemitismus in die Gesellschaft transportieren.
Parsa Marvi
SPD-Kreisvorsitzender

Tenor: „Nie wieder ist jetzt!“

Zu der ungestört verlaufenen Kundgebung waren trotz eisigen Wetters zahlreiche Menschen gekommen, die ihre Anteilnahme zeigen wollten.

Unweit der Kronenstraße, wo die einstige Synagoge in der Reichspogromnacht 1938 in Schutt und Asche gelegt wurde, musste nun am Kronenplatz erneut einer Gewalttat gegen jüdische Menschen gedacht werden. Für Gewalt und Terror gebe es keine Relativierung, war der Tenor aller Redner der Kundgebung: „Nie wieder ist jetzt!“ 

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