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Meinung

von Wolfgang Voigt

Deutscher Herbst

Mit Daniela Klettes Verhaftung holt der RAF-Terror Karlsruhe wieder ein

Karlsruhe spielt in der Geschichte des Terrorismus der Siebzigerjahre eine wichtige Rolle. Jetzt wird dieses Kapitel erneut lebendig.

Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette ist gefasst worden.
Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette ist gefasst worden. Foto: picture alliance / dpa

In Karlsruhe sind schon einige Leute auf die Welt gekommen, die die Menschheit weitergebracht haben. Man denkt stellvertretend für viele andere an Größen wie den Philosophen Peter Sloterdijk, die Tänzerin Sasha Waltz, an Öko-Schrittmacher Karl Freiherr von Drais, Maschinenbauer Carl Benz, Rheinbändiger Johann Gottfried Tulla, Fußballer Oliver Bierhoff, Architekt Ole Scheeren oder auch die Boxerin Regina Halmich.

Es gibt aber leider auch gebürtige Karlsruher, die die Menschheit deutlich zurück geworfen haben. Da wäre der Nazi Hans Michael Frank zu nennen, der als „Schlächter von Polen“ schlimme Berühmtheit erlangt hat. Aber auch RAF-Terrorist Günter Sonnenberg fällt in diese Kategorie – und spätestens seit ihrer Festnahme denkt man auch wieder an Daniela Klette.

Karlsruher Geschichte schließt RAF-Terror ein

Über die mutmaßliche Terroristin haben zuletzt so gut wie alle Medien im Land berichtet, und meistens war dann auch die Rede davon, dass die 65-Jährige aus Karlsruhe kommt.

Dass der Linksterror zu dieser Stadt und ihrer Geschichte gehört, lässt sich nicht leugnen; Karlsruhe war Spielort tödlicher RAF-Umtriebe, aber auch der Ort, an dem die Ermittlungen gegen die Mörder von Buback, Ponto, Schleyer und Herrhausen gebündelt wurden.

Die Festnahme von Daniela Klette in Berlin kann Anlass sein zur Rückschau auf die Karlsruher Ereignisse im sogenannten Deutschen Herbst und zum Gedenken an die Opfer des Terrors. Nicht angemessen ist ein nostalgisch-verklärter Blick auf die Siebziger und auf die irrwitzige Absicht egomaner junger Leute, der Mehrheit ihre Vorstellungen aufzuzwingen.

Am 16. April 1977, drei Tage nach der Trauerfeier für Buback und seine Begleiter, nahmen Tausende Karlsruher an einer Kundgebung gegen Linksterror und Gewalt teil. Am 20. Februar 2024 zeigten Tausende Karlsruher Flagge gegen ein Erstarken des Rechtsextremismus. Engagement macht immer Mut: Die Karlsruher nehmen die Herausforderungen ihrer Zeit sehr ernst.

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