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Nachhaltige Mode aus Second-Hand-Läden liegt in Karlsruhe im Trend

Kleidung aus zweiter Hand gewinnt in Karlsruhe an Beliebtheit. Zunehmend jüngere Kunden würden Second Hand einkaufen. Das beobachten zwei Betreiberinnen.

Frauen im Modeladen
Zeit für Beratung: Inhaberin Galina Nikolaeva (rechts) legt Wert auf die Zufriedenheit ihrer Kundinnen. Mit ihrem Second-Hand-Laden „Second Soul“ hat sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Foto: Jörg Donecker

Viele Dinge, die unseren Alltag begleiten, wirken sich negativ auf die Umwelt aus. Da gibt es Offensichtliches wie Autofahren, Fliegen oder Einwegplastik.

Viele wissen, dass es der Umwelt schadet, nehmen es aber aus Bequemlichkeit oder Gewohnheit hin, versuchen ihr Verhalten anzupassen oder zu ändern und hoffen, dass diese kleine Geste einen Unterschied macht.

Was viele noch nicht im Blick haben, ist nachhaltige Kleidung. Die Fast-Fashion-Industrie boomt, es werden immer schneller neue Kollektionen auf den Markt geworfen, um die Kunden zum Kauf zu motivieren.

Viele der Kleider und Schuhe werden wenig oder gar nicht getragen, bevor sie im Altkleidercontainer oder Spendensäcken landen.

Ehemalige Verkäuferin macht sich mit Second-Hand-Laden in Karlsruhe selbstständig

Genau hier möchte Galina Nikolaeva eingreifen. Sie hat im Oktober den Second-Hand-Laden „Second Soul“ in der Herrenstraße eröffnet. „Ich wollte ein nachhaltiges System auf die Beine stellen, dass es ermöglicht, gut erhaltenen Kleidern und Schuhen ein zweites Leben zu schenken.“

Ich kenne so viele Frauen mit übervollen Kleiderschränken und gleichzeitig auch die, die sich Designerstücke nicht leisten können.
Galina Nikolaeva, Second-Hand-Laden „Second Soul“

Die Geschäftsfrau nimmt Vintage-Mode, Designerkleidung und gut erhaltene Boutique-Ware in Kommission und verkauft sie weiter. „Es sollte jedem Menschen möglich gemacht werden, sich gut zu kleiden, auch mit wenig Geld. Ich kenne so viele Frauen mit übervollen Kleiderschränken und gleichzeitig auch die, die sich Designerstücke nicht leisten können.“ Hier wolle sie eine Balance zwischen Überfluss und Nachhaltigkeit schaffen.

Die Verkäuferin hat lange bei Karstadt in der Uhrenabteilung gearbeitet und nun zum Ende ihres Arbeitslebens den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. „Als Verkäuferin bin ich auch eine wichtige Kontaktperson für meine Kundinnen. Gerade in der Pandemie suchen viele den Kontakt, kommen auf einen Plausch vorbei und suchen nach einem neuen Schatz.“ Für Galina Nikolaeva stehe die Zufriedenheit ihrer Kundinnen an erster Stelle.

Bonny Xander bereits seit 29 Jahren Second Hand Geschäfte

Nicht nur im neuen „Second Soul“ in der Innenstadt, auch im „Furore“ am Werderplatz ist das Thema Nachhaltigkeit der Motivator der Geschäftsführerin. Bonny Xander ist bereits seit 29 Jahren im Second Hand Geschäft, zunächst in der Oststadt und seit 2018 mit der „Furore Second Hand Boutique“ am Werderplatz.

Mir ist es besonders wichtig, dass meine Kundinnen Freude am Stöbern haben.
Bonny Xander, Second-Hand-Laden „Furore“ und „Furore Second Hand Boutique“

„Der Standort hier am Werderplatz ist nicht schlecht, auch wenn die Kosten für den Laden immer weiter steigen. Müsste ich allein mit dem Second-Hand-Laden meinen Lebensunterhalt verdienen, wäre das sehr schwer, besonders nachdem ich in der Pandemie über sechs Monate schließen musste“, erzählt Xander, die sich mit orthopädischen Produkten ein zweites Standbein in ihrem Laden aufgebaut hat.

„Mir ist es besonders wichtig, dass meine Kundinnen Freude am Stöbern haben. Deswegen nehme ich auch nur gut Erhaltenes und besondere Stücke in Kommission.“ Auch sie beobachtet, dass Second-Hand-Mode immer mehr im Trend ist.

Mehr junge Menschen kaufen in Karlsruhe gebrauchte Kleidung

„Es kommen vermehrt auch junge Menschen in meinen Laden, vor ein paar Jahren waren es vor allem preisbewusste Frauen, die bei mir eingekauft haben“, sagt sie.

Auch im „Furore“ stehe der Wohlfühlfaktor der Kundinnen an erster Stelle „Meine Stammkundinnen kenne ich gut und weiß, was sie gerne tragen.“ An Second-Hand-Mode schätze sie besonders die Qualität. Diese unterscheide sich deutlich von Fast-Fashion-Ware.

Was Xander und Nikolaeva am Herzen liegt, ist ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Kleiderspenden oft nicht direkt bei Bedürftigen, sondern mitunter auch bei dubiosen Zwischenhändlern landen, die die Ware gewinnbringend weiterverkaufen und somit nachhaltige Infrastrukturen in Ländern des globalen Südens zerstören.

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