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Was man verdient

„Rettet den Sommer“: Personalmangel in Karlsruher Freibädern

Diesen Sommer stehen Karlsruher möglicherweise vor geschlossenen Freibädern. Noch fehlt nämlich Personal. Wer kommt infrage für den Baywatch-Einsatz?

Zwei Frauen im Wasser
Einsatz im Becken: Anja Rückbrod (hinten) und Sezen Altun trainieren in Aufsichtskleidung im Fächerbad, schwimmend eine Person aus dem Wasser zu holen. Foto: Rake Hora

Auf ihrer schwierigen Personalsuche bitten die Karlsruher Bäderbetriebe in einer Kampagne: „Rettet den Sommer.“ Sezen Altun will genau das tun: Die 18-Jährige bewirbt sich für diesen Sommer als Saisonkraft im Freibad.

Bäderchef Oliver Sternagel hofft, dass noch mehr diesen Schritt gehen. Denn bisher gibt es nicht genug Mitarbeiter, um die vier städtischen Freibäder ohne Einschränkungen von morgens bis abends zu öffnen. „15 Saisonkräfte haben wir eingestellt, zehn Vollzeitstellen sind offen“, zieht Sternagel Zwischenbilanz.

Fragezeichen bei zwei Karlsruher Freibädern

Der Bäderchef kann den Karlsruhern bisher nicht sagen, ab wann und zu welchen Zeiten sie diesen Sommer ins Rheinstrandbad Rappenwört und ins Freibad Rüppurr können. Sicher ist nur, dass das Durlacher Turmbergbad am 9. Mai ohne Einschränkungen in die Saison startet. Bereits in Betrieb ist das Sonnenbad.

Ein Mann und eine Frau üben Reanimation mit einer Puppe
Am Beckenrand lässt sich Heiko Schnürer von Sezen Altun an einer Puppe zeigen, was sie in einem Notfall tun würde. Foto: Rake Hora

Sezen Altun macht gerade ihre Mittlere Reife und will ab August in Rappenwört mithelfen. „Mein Freund hat dort im vergangenen Jahr schon gearbeitet“, erzählt die junge Frau. Und dem habe die Sache Spaß gemacht. An diesem Vormittag steht die 18-Jährige im Fächerbad am Beckenrand. Denn wer im Bad arbeiten will, muss vorab eine Prüfung bestehen. Neun Aufgaben gilt es unter der Aufsicht von Heiko Schnürer zu bestehen.

Schnürer ist Betriebsleiter im Weiherhofbad und für die Abnahme ins Fächerbad gekommen. Mit dabei ist zudem Anja Rückbrod, die bei den Bädern für die Technik zuständig ist. Der erste Teil der Prüfung erfolgt nicht im Wasser. Am Beckenrand steht an einer Puppe eine Herz-Lungen-Wiederbelebung an. „Da stehen dann immer schnell Menschen drum herum. Einen fordert man auf, mit dem Handy einen Notarzt zu rufen“, sagt Schnürer.

In Aufsichtskleidung ins Wasser

Nach dem Abduschen geht die Prüfung im Wasser weiter. Der Sprung aus einem Meter Höhe ist schnell erledigt. In Aufsichtskleidung, also mit Stoffhose und T-Shirt, müssen dann 100 Meter in unter vier Minuten geschwommen werden. Sezen Altun absolviert die vier Bahnen in gut zwei Minuten.

Punkt um Punkt wird die Prüfung abgearbeitet: Wieder in Aufsichtskleidung wird eine Person im Wasser 25 Meter geschleppt, ein Tauchgang führt zum Grund des Beckens. „Im Fächerbad ist der tiefste Punkt 3,9 Meter“, sagt Rückbrod. Und von der Beckenmitte sind es maximal zehn Meter bis zum Beckenrand.

Wir suchen keine Delfine.
Oliver Sternagel
Bäderchef

Nicht in jedem Bad sind die baulichen Gegebenheiten gleich. Weil aber auch Saisonkräfte im Fall der Fälle mal ihr Stammbad verlassen und in einem anderen Bad aushelfen, läuft die Prüfung am Ort mit den Maximalwerten – in der Regel. Möglich ist nämlich auch eine „ortsgebundene Einweisung“, erläutert Sternagel. Kann jemand beispielsweise nicht 3,9 Meter tief tauchen, kann er die Prüfung in einem Bad mit niedrigerem Becken machen, dann aber auch nur dort arbeiten.

Umgekehrt muss niemand testweise eine Person 200 Meter durchs Wasser schleppen, weil das in der Praxis im Karlsruher Freibad nicht vorkommen wird. „Wir suchen keine Delfine“, betont Sternagel. Schwimmen können müssen Bewerber, einigermaßen Deutsch können auch. 18 Jahre sind zudem das Mindestalter.

Bezahlt wird der Einsatz im Bad nach Tarif. Rückbrod öffnet die Tabelle, in Vollzeit fließen 2.968,02 Euro pro Monat, hinzu kommen Zuschläge für Schichtarbeit sowie den Einsatz am Sonn- und Feiertag. „Ja, in den Bädern wird auch am Wochenende gearbeitet“, betont Sternagel. Doch dafür gebe es einen Ausgleich unter der Woche. Wer Teilzeit arbeitet, ist 20 Stunden pro Woche im Einsatz.

Nicht mehr nötig, aber gerne gesehen, ist perspektivisch der Silberne DLRG-Schein für die Arbeit im Bad. „Für den braucht es 16 Vorbereitungsstunden in Theorie und Praxis, die Prüfung selbst dauert dann vier Stunden“, erzählt Schnürer. Der für alle Karlsruher Bäder taugliche „interne Rettungsnachweis“, den Sezen Altun ablegt, ist dagegen an einem Vormittag erbracht.

Freibadsaison bis 8. September

„Wer bei uns mitarbeiten will, kann uns seine Bewerbung per Mail schicken. Wir melden uns dann für ein Vorstellungsgespräch“, sagt Sternnagel. Kurzfristig und damit noch rechtzeitig zum Start der Freibadsaison sei dann noch die Einweisung möglich.

Sezen Altun denkt schon über den Sommer hinaus. Die Freibadsaison endet am 8. September. „Danach könnte ich mir eine Ausbildung bei den Bäderbetrieben vorstellen, wenn es bis dahin gut gelaufen ist.“

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