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Pro und Kontra

Soll sich Karlsruhe eine Weihnachtsbeleuchtung gönnen?

Schönes Lichtermeer oder kitschig-gleißendes Buntlicht: Die Meinungen der BNN-Redakteure zur Weihnachtsbeleuchtung gehen auseinander. Ebenso wie die Meinung dazu, ob an der Weihnachtsbeleuchtung in Karlsruhe gespart werden sollte.

Sidney-Marie Schiefer und Wolfgang Voigt sind sich nicht einig, ob Karlsruhe sich eine Weihnachtsbeleuchtung gönnen soll.
Sidney-Marie Schiefer und Wolfgang Voigt sind sich nicht einig, ob Karlsruhe sich eine Weihnachtsbeleuchtung gönnen soll. Foto: Uli Deck/dpa

Die Deutsche Umwelthilfe hat von Städten und Bürgern im Privaten einen Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung gefordert. Ein Baum pro Gemeinde – so lautet die Empfehlung, über die sich die Stadt Karlsruhe voraussichtlich hinwegsetzt.

Stattdessen spricht die Karlsruher Marketing und Event GmbH davon, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Auch in der Karlsruher Stadtredaktion wird das Thema heiß diskutiert: Soll sich Karlsruhe eine Weihnachtsbeleuchtung gönnen?

Unsere Redaktionsmitglieder Sidney-Marie Schiefer und Wolfgang Voigt haben ganz unterschiedliche Meinungen.

Lichter verbreiten Vorfreude.

Was wäre Weihnachten ohne funkelnde Lichter an jeder Straßenecke? Ganz schön trostlos. Das ist den Karlsruhern spätestens seit dem Lockdown-Advent 2020 bewusst. Damals setzte die Stadt aktiv auf Dekoration in der Innenstadt – und das, obwohl die meisten Läden geschlossen hatten. Die Bäume, Leuchtfiguren und Lichterketten versprühen Hoffnung und vermitteln ein Gefühl der Sicherheit auf den sonst so dunklen Straßen. Sie verbreiten Freude. Ein Gefühl, das in einer von Krisen gezeichneten Zeit oft zu kurz kommt. Jetzt an dieser Stelle zu sparen, wäre ein Fehler.

Das hat nicht nur etwas mit der romantisierten Vorfreude auf das Weihnachtsfest zu tun, sondern hat auch einen ganz pragmatischen Grund. Die Weihnachtsbeleuchtung lockt Besucher in die Karlsruher Innenstadt und kurbelt so das Weihnachtsgeschäft an. Einen Ausflug in die Fußgängerzone bewusst unattraktiver zu machen, schadet den eh schon von Corona gebeutelten Händlern und stärkt den Onlinehandel nur noch mehr an. Und das will nun niemand, außer der Versandhandel selbst.

Zumal die KME bereits auf LED-Lichter setzt und damit maximal stromsparend agiert. Daran könnten sich Bürger im Privaten ein Vorbild nehmen. Doch auch sie sollten ohne schlechtes Gewissen entscheiden können, ob sie sich selbst und den Passanten auf der Straße mit einem leuchtenden Fenster eine Freude machen wollen.

Und natürlich kann man mit mehr Dekoration und weniger Lichtern arbeiten. Aber was ist schon ein Weihnachtsbaum ohne Lichterkette? Genau: eine Tanne.

Kontra

Verzicht fördert Blick aufs Wesentliche.

Es ist doch so: Im Grundsatz sind wir alle fürs Sparen, für mehr Klimaschutz, für weniger Fleischkonsum, für nachhaltig produzierte Klamotten, für Urlaub im eigenen Land, für Solidarität mit dem globalen Süden, fürs Blutspenden. Im Einzelfall ist es aber gern anders: Uns fehlt dann ausnahmsweise gerade die Zeit für den Aderlass, wir haben den Freunden in Kanada schon lange unseren Besuch versprochen, wollen endlich mal wieder gepflegt grillen – und leben ja schließlich nur einmal.

Nur einmal im Jahr ist auch Weihnachten. Und da, so glauben wir, braucht es kitschig-gleißendes Buntlicht in zehntausendfacher Redundanz? Braucht es nicht. Was es braucht, ist weniger Lichtverschmutzung. Einerseits, weil das eine Menge Energie spart. Andererseits, weil es vor vielerlei ästhetischen Zumutungen schützt. Vor allem aber: Weil wir zur Besinnung kommen müssen. Wenn rot blinkende Rentier-Rotten und hochfrequent zuckende Schneekristalle aus Polypropylen mal Pause haben, dann fördert das den Blick aufs Wesentliche. Und wesentlich mag am Christfest und seinem kommerziellen Vorgeplänkel vieles sein, der lichttechnische Overkill ist es allenfalls für die chinesischen Hersteller von Kabeln, Lämpchen und Relais.

Es ist nicht viel kulturgeschichtliche Kenntnis nötig, um zu wissen: An Weihnachten geht es um ein einziges Licht. Es ist das Jesuskind. Warum sollten wir aus der Not des kriegsbedingten Energiemangels heuer nicht eine Tugend machen und uns auf den spirituellen Gehalt des Festes besinnen? Es wäre das Beste, was wir könnten.

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