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Abschied von Die Linke

Karlsruher Stadträtin Karin Binder: „Sahra Wagenknecht war für uns nie richtig greifbar“

Die Linke und Sahra Wagenknecht, das habe nie so richtig zusammengepasst, sagt eine Karlsruher Lokalpolitikerin. Nun könne endlich wieder Basisarbeit geleistet werden.

Politikerin Sahra Wagenknecht spricht während der Pressekonferenz zur Gründung des Vereins „Bündnis Sahra Wagenknecht - Für Vernunft und Gerechtigkeit“.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist nach seiner Gründerin benannt. Die Politikerin verkündete im Oktober, eine neue Partei gründen zu wollen. Das brachte ihr Kritik ein. In Karlsruhe sei die Mehrheit der Linken-Mitglieder froh über den Partei-Austritt, sagt die Linken-Stadträtin Karin Binder. Foto: Soeren Stach/dpa

Mit der Ankündigung, eine neue Partei gründen zu wollen, hat die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht für Gesprächsstoff gesorgt.

Karlsruhe ist der stärkste Kreisverband für Die Linke in der Region, auch hier werden die Handlungen der Abtrünnigen genau verfolgt. Zumal die neue Partei Bündnis Sahra Wagenknecht ihren Vereinssitz in Karlsruhe hat.

Binder arbeitete acht Jahre mit Sahra Wagenknecht im Bundestag zusammen

Mit der Redaktion hat die Linken-Stadträtin und ehemalige Bundestagsabgeordnete Karin Binder über ihre Zeit mit Wagenknecht im Bundestag gesprochen. Und darüber, wie die Basis in Karlsruhe auf den Schritt reagiert.

Vor einigen Tagen kündigte Sahra Wagenknecht an, eine eigene Partei gründen zu wollen. Was war Ihr erster Gedanke, als sie davon mitbekamen?
Binder
Der Schritt war seit einiger Zeit zu erwarten. Frau Wagenknecht tat sich mit unserer Partei schon lange schwer. Bereits in der gemeinsamen Zeit in der Bundestagsfraktion habe ich erlebt, dass sie mehrheitlich gefasste Beschlüsse nur schwer akzeptieren konnte. In den ersten vier Jahren hatte ich noch Hoffnung, dass sie sich in die Rolle als Co-Vorsitzende einfinden würde. Das war eine Fehleinschätzung.
Dann änderte sich Ihre Einschätzung?
Binder
Sahra Wagenknecht war für uns als Fraktion nie richtig greifbar. Wichtigen Diskussionen blieb sie meistens fern. Einer kritischen Auseinandersetzung hat sie sich beinahe immer entzogen. Nur aus den Medien erfuhren wir, was sie dann wieder anders bewertete als wir. Ich habe mich damals schon sehr darüber geärgert. Das ist keine Zusammenarbeit, schon gar nicht mit der Basis. Als LINKE wollen wir doch nicht einer Führungsfigur folgen, sondern im konstruktiven Dialog gemeinsam Lösungswege erarbeiten.
Linken-Stadträtin Karin Binder in der Linken-Geschäftsstelle in Karlsruhe
Die Stadträtin Karin Binder saß zusammen mit Sahra Wagenknecht im Deutschen Bundestag in der Fraktion der Linken. Von damals berichtet sie: Wagenknecht sei kaum zu erreichen gewesen. Foto: Jörg Donecker
Das sehen andere ähnlich.
Binder
Ja, dieser Schritt war unausweichlich. Und er hat uns als Partei bereits neue Mitglieder gebracht.
Auch in Karlsruhe?
Binder
Ja, auch in Karlsruhe. Wobei es auch Austritte gibt. Ich bin aber überzeugt: Auf Dauer ist es für die Linke besser so. Jetzt können wir endlich wieder Politik machen, ohne die ständigen internen Auseinandersetzung mit Wagenknecht. Der Großteil der Mitglieder in Karlsruhe ist froh darüber, dass nun dieser Schritt vollzogen worden ist. Ein paar mögen das anders sehen, aber die Mehrheit ist erleichtert.
Sie können ohne Störfeuer nun für die Kommunal- und Europawahlen arbeiten?
Binder
Naja, ganz ohne Probleme wird’s nicht gehen. Sie will ja bei der Europawahl antreten. Aber die Basisarbeit, auch für die Kommunalwahl, können wir nun mit unseren sozialen, ökologischen und feministischen Themen vorantreiben –entgegen der Behauptung von Sahra Wagenknecht, dass die Linke nicht mehr sozial sei oder Feminismus fehl am Platz. 
Der Sitz des Vereins ist in Karlsruhe – das hat sicherlich Nachfragen provoziert.
Binder
Ein paar Anfragen von verschiedenen Ebenen hatten wir schon, warum denn ausgerechnet in Karlsruhe. Es dürfte an dem Unternehmer Ralph Suikat liegen, der aus Karlsruhe kommt und der sich im Wagenknecht-Bündnis als Schatzmeister engagiert
Ihre Gemeinderatskollegin Mathilde Göttel hat auf einen Parteiaustritt der Linken-Bundestagsabgeordneten Jessica Tatti mit einer emotionalen Stellungnahme reagiert. Tatti wolle ihr Mandat nämlich behalten. Eine verständliche Reaktion?
Binder
Frau Tatti wurde auch mit Stimmen aus Karlsruhe auf unserer Linken Landesliste für den Bundestag gewählt. Deshalb wäre es nur folgerichtig, wenn sie dieses Mandat an die Partei zurückgäbe. Zumal durch den Austritt von Frau Tatti bisherige Fraktions- und Abgeordneten-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job verlieren werden. Um soziale Härten zu vermeiden, tragen wir als Gesamtpartei für diese Kolleginnen und Kollegen eine Mitverantwortung.
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