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An vier Orten dokumentiert

Stelenaktion erinnert an dunklen Tag der Karlsruher Stadtgeschichte

90 Jahre ist es her, dass die Nationalsozialisten auf einer Schaufahrt durch Karlsruhe sieben politische Gegner in das Konzentrationslager Kislau transportieren. Vier Stelen sollen künftig an die demütigende Aktion erinnern.

Andrea Hoffend, wissenschaftliche Leiterin des Lernorts Kislau (links) und Katrin Dort vom Stadtarchiv Karlsruhe bereiten die Stelen-Aktion vor.
Andrea Hoffend, wissenschaftliche Leiterin des Lernorts Kislau (links) und Katrin Dort vom Stadtarchiv Karlsruhe bereiten die Stelen-Aktion vor. Foto: Rake Hora

Der 16. Mai 1933 gehört ohne Zweifel zu den ganz dunklen Tagen in der Karlsruher Stadtgeschichte. In wenigen Tagen jährt sich zum 90. Mal die Schaufahrt der Nationalsozialisten durch Karlsruhe.

Bei der Aktion wurden sieben politische Gegner und Vertreter des Rechtsstaats auf einem offenen Polizeiwagen in das Konzentrationslager Kislau transportiert – mitverfolgt von einer großen Menschenmenge in der Innenstadt. In den kommenden Tagen erinnern vier Stelen an die demütigende Aktion.

Die Zurschaustellung dieser Personen in dieser Art und Weise ist eine extreme Form der Demütigung durch die Nazis.
Katrin Dort, Stadtarchiv Karlsruhe

Es waren allesamt Sozialdemokraten, die auf dem Polizeiwagen saßen. Beispielsweise Adam Remmele, der während der Weimarer Republik mehrere Ministerämter ausgeübt hatte, zweimal als Staatspräsident und damit als Chef der jeweiligen Kabinette. Oder Ludwig Marum, der Reichstagsabgeordnete und Anwalt, sowie Gustav Heller, bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten Stadtrat für die SPD.

Zurschaustellung in Karlsruhe sollte als Abschreckung dienen

Außerdem befanden sich Hermann Stenz, Referent von Remmele, der Polizeisekretär August Furrer sowie Erwin Sammet, Demokratie-Aktivist in der Organisation Reichsbanner auf dem Wagen, ebenso der Journalist Sally Grünebaum. „Die Personen waren in der Stadt allesamt politisch bekannt und deshalb entsprechend bedeutend“, so Katrin Dort vom Stadtarchiv Karlsruhe, das die Stelen gemeinsam mit dem Verein Lernort Kislau entworfen und umgesetzt hat.

„Die Zurschaustellung dieser Personen in dieser Art und Weise ist eine extreme Form der Demütigung durch die Nazis“, betont Dort. „Es geht dabei natürlich auch um Abschreckung anderer Personen, Widerstand gegen die Diktatur zu leisten“, ergänzt die wissenschaftliche Leiterin des Lernorts Kislau, Andrea Hoffend.

Stelen entstehen an Orten der Schaufahrt

Aufgestellt werden die Stelen an den Orten, an denen die Fahrt am 16. Mai 1933 vorbeigeführt hat: unter anderem auf dem Marktplatz, beim Ständehaus, beim Gebäude der Industrie- und Handelskammer und in der Kaiserstraße selbst.

Dort hatte Ludwig Marum seine Anwaltskanzlei. Ein Text und auf jeder Stele unterschiedliche Bilder erläutern das Ereignis. Hinzu kommen QR-Codes, die zu Erläuterungen auf der Internetseite des Stadtarchivs führen. Unterstützung beim Aufstellen kommt von der Karlsruhe Marketing und Event-Gesellschaft (KME).

Wenn wir Menschen dazu bringen, vor den Stelen innezuhalten, dann haben wir etwas erreicht.
Katrin Dort, Stadtarchiv Karlsruhe

Volker Steck vom Stadtarchiv betont besonders die zentrale Überschrift der Stele. Sie lautet „Hier vor 90 Jahren“. Es ist für Betrachter der deutliche Hinweis darauf, dass Geschichte hier vor Ort passiert und nicht an irgendeinem, weit entfernten Ort. „Wenn wir Menschen dazu bringen, vor den Stelen innezuhalten, dann haben wir etwas erreicht“, so Katrin Dort.

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