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Sport in Karlsruhe

Turngemeinde Aue feiert 125-jähriges Bestehen ein Jahr später

Die Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen der Turngemeinde Aue 1895 wurden durch Corona ausgebremst. Doch der Traditionsverein hat in seiner Geschichte schon schwerere Krisen überstanden.

Die Fahnenweihe des Turnvereins Aue war im Jahr 1908 Anlass für ein großes Fest.
Tradition verpflichtet: Die Fahnenweihe des Turnvereins Aue war im Jahr 1908 Anlass für ein großes Fest. Das Jubiläum des Nachfolgers Turngemeinde Aue 1895 musste wegen Corona abgesagt werden. Foto: Archiv/TG Aue

Als das Sportjahr der Turngemeinde Aue am 11. Januar beim traditionellen Glühweinfest mit heißen Getränken und vielen warmen Worten offiziell eröffnet wurde, blickte der Vereinsvorsitzende Joachim Ried noch voller Optimismus ins Jubiläumsjahr. „Wir hatten uns so viel vorgenommen, um das 125-jährige Bestehen gebührend zu feiern“, sagt Ried rückblickend.

Doch die Absage des Festabends am 22. März sei wegen der Corona-Pandemie ebenso alternativlos gewesen wie die des Ehrenmatinees für verdiente Vereinsmitglieder am 17. Mai des dreitägigen Sommerfestes Mitte Juli.

Hoffnung auf Weihnachtsfeier

Nun hofft Ried, dass das Infektionsgeschehen zumindest noch eine Weihnachtsfeier im kleinen Kreis zulässt. Außerdem sei aufgehoben nicht aufgeschoben, sagt der TG-Vorsitzende, denn hinter den Kulissen werde bereits an einem Programm für die 126-Jahr-Feier im kommenden Jahr getüftelt.

Seinen Ursprung hat die Turngemeinde Aue in der Gründung des Turnvereins Aue im Juni 1895 durch 36 sportbegeisterte Bürger. Das Angebot entsprach damals dem Zeitgeist, denn bereits sechs Jahre später zählte der Turnverein 180 Mitglieder. Außerdem war der Turnverein Aue gemeinsam mit der Turnerschaft Karlsruhe zu jener Zeit die treibende Kraft bei der Gründung des Turnkreises Baden-Pfalz.

1902 gab es durch die Abspaltung einiger Mitglieder und der daraus resultierenden Gründung des Turnerbunds Aue eine kleine Delle. Noch schwerer traf den Turnverein Aue der Erste Weltkrieg, in dem laut dem Blick in die Vereinschronik zwei Vorstände, ein Schriftführer sowie mehrere erfolgreiche Turner fielen.

Auch im Fußball erfolgreich

Bereits 1922 zählte der Verein jedoch 498 Mitglieder, und in diesem Jahr wurde der Bau eines eigenen Vereinsheims an der Bergstraße beschlossen. Im selben Jahr feierten auch die Fußballer des Turnerbunds mit einem Sieg gegen den ehemaligen deutschen Meister und KSC-Vorgänger FC Phönix Karlsruhe einen ihrer größten Erfolge.

Dieser Sieg war nach Einschätzung der Vereinschronisten auch deshalb bemerkenswert, weil es nach dem Krieg weder Bälle noch Trainingsmöglichkeiten für die Auemer Fußballer gab. Doch die Siege auf dem Fußballplatz hatten auch ihre Schattenseiten. 1925 verließen die erfolgshungrigen Fußballer den Turnerbund und schlossen sich mit den Kickern des TV Durlach zur Spielvereinigung Durlach-Aue zusammen.

Während des Nationalsozialismus waren die beiden Turnclubs aus Aue zur Untätigkeit verbannt. Der Turnverein wurde 1933 verboten, beim Turnerbund wurde 1939 der Betrieb eingestellt.

Zusammenführung einstiger Rivalen lief nicht reibungslos

Am 21. Oktober 1950 wurden die beiden Vereine bei der Gründungsversammlung der Turngemeinde Aue 1895 im Gasthaus Blume unter dem heutigen Namen wieder zusammengeführt. Doch die Zusammenführung war keine einfache Geburt.

Die alte Rivalität der beiden Vereine sorgte laut dem Bericht in der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum ebenso für Komplikationen wie die Suche nach Sportstätten und Trainingsgeräten. Wegen der internen Querelen gab es in den ersten sechs Jahren nach der Fusion insgesamt sechs Vereinsvorsitzende.

Spätestens seit den 1960er Jahren ging es mit dem Verein stetig bergauf. Ab 1963 konnte der Verein die Schulturnhalle an der Grazer Straße nutzen, 1972 wurde eine provisorische Halle auf dem Gelände des Rückhaltebeckens gebaut, und 1987 wurde dann die heutige TG-Halle offiziell eröffnet.

In den 1980er Jahren wurden zu den traditionellen TG-Sportarten Turnen, Gymnastik und Tischtennis auch die Sparten Tennis, Leichtathletik, Volleyball, Wandern, Laufen und für kurze Zeit auch Handball in das Programm aufgenommen. Die Neuausrichtung als moderner Mehrspartenverein machte sich bezahlt. Zwischen 1981 und 1995 stieg die Zahl der Mitglieder von 800 auf 1.200.

Gelungener Spagat zwischen Tradition und Moderne

Mit der Entwicklung der vergangenen 25 Jahre ist Joachim Ried ebenfalls zufrieden. Mit rund 1.400 Mitgliedern gehört der Traditionsclub zu den größten Karlsruher Sportvereinen, und dank der zahlreichen Angebote im Gesundheitssport sieht Ried den Verein auch für die Zukunft gut aufgestellt.

Die sportlichen Aushängeschilder sind nach wie vor die Leistungsriege im Mädchen-Turnen sowie die Herrenteams in der Tischtennisabteilung. Die „wichtigsten Säulen des Vereinslebens“ sind für den Vorsitzenden allerdings die familiäre Atmosphäre, die Verwurzelung im Ortsteil, der gute Zusammenhalt sowie das generationenübergreifende Miteinander. Den Spagat zwischen Tradition und Moderne beherrscht die Turngemeinde mittlerweile aus dem Effeff. Eine Theatergruppe ist ebenso fester Bestandteil des Vereinslebens wie eine Hip-Hop-Formation.

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