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Sommerferien in Karlsruhe

Viele Karlsruher Familien müssen in den Sommerferien improvisieren

Der Spagat zwischen Beruf und Betreuung geht für Familien in den Sommerferien weiter. Betreuungsangebote wurden abgesagt, Urlaube stehen in den Sternen. Gute Nachrichten gibt es vom Stadtjugendausschuss: Dort sind noch 700 Plätze in den Ferienangeboten frei.

Für die Schülerschaft der Ernst-Reuter-Schule begann mit der Zeugnisausgabe die sechseinhalbwöchige unterrichtsfreie Zeit.
Endlich Ferien: Für die Schülerschaft der Ernst-Reuter-Schule begann mit der Zeugnisausgabe die sechseinhalbwöchige unterrichtsfreie Zeit. Foto: Joerg Donecker

Die Planung der Sommerferien ist für Bettina Gärtner in diesem Jahr eine spezielle Herausforderung. Weil das Jugendhandballcamp des TS Mühlburg wegen Corona abgesagt werden musste, stand ihre zehnjährige Tochter zu Anfang der Ferien zunächst ohne Betreuung da. Nun wird die Nachwuchs-Ballwerferin für ein paar Tage zu ihrer Großmutter nach Heilbronn gebracht, und die zweite Woche geht sie wie geplant mit ihrer zwölfjährigen Schwester in die Ferienbetreuung beim Stadtjugendausschuss.

„Die dritte Woche müssen wir improvisieren, aber da fällt uns noch was ein“, sagt die zweifache Mama. In den letzten drei Ferienwochen haben Bettina Gärtner und ihr Mann dann Urlaub eingereicht. Wohin die Reise führt, soll aber erst sehr kurzfristig entschieden werden.

„Solange nicht klar ist, was alles zum Risikogebiet wird, werden wir nichts buchen“, sagt die Pädagogin. Zur Not werde der Sommerurlaub eben wie bereits die Pfingstferien in Deutschland verbracht.

Urlaubsreisen sind bei steigenden Infektionszahlen ungewiss

So wie den Gärtners geht es in diesen Tagen vielen Karlsruher Familien. Planungssicherheit ist für die kommenden sechseinhalb Wochen nur sehr schwer herzustellen, viele Ferienfreizeiten wurden abgesagt und Urlaube sind bei weltweit steigenden Infektionszahlen noch in der Schwebe. Auch Nico Jäkel hat noch keine konkreten Urlaubspläne gemacht.

„Wahrscheinlich geht es mit dem Auto nach Süden. Umbrien würde uns sehr gefallen“, sagt der Durlacher. In den ersten beiden Ferienwochen werden die beiden Kinder auf einem Reiterhof in Waldbronn betreut.

„Glücklicherweise wurde das nicht abgesagt“, sagt Nico Jäkel. Ohne ein verlässliches Betreuungsangebot könnten Familie und Beruf während der sechswöchigen Ferien kaum unter einen Hut gebracht werden.

Zwischen extremer Lockerheit und Vorsicht

Die Bedürfnisse und Bedenken von Eltern kennt Jens Oberacker aus dem Effeff. „Wir haben mit dem gesamten Elternspektrum zu tun“, sagt der Geschäftsführer des Kreisjugendwerks bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Karlsruhe. Die Lockersten würden sich wegen Absagen oder Hygienevorgaben beschweren und Corona als Hype oder Panik abtun, die Vorsichtigeren würden ihre Kinder aus Angst vor einer möglichen Infektion selbst von Tagesangeboten in Kleingruppen abmelden.

„Es ist auch für uns eine herausfordernde Situation, sagt Oberacker. Jugendausfahrten nach Spanien wurden Anfang Juli abgesagt, und derzeit gibt es für die Sommerferien lediglich noch 600 anstatt der geplanten 1.600 Plätze.

Trotzdem sind nur die ersten beiden Ferienwochen komplett ausgebucht. „Da ist der Betreuungsbedarf in Baden-Württemberg traditionell am größten“, weiß Oberacker. Der Grund: Viele Familien planen ihre Sommerreise in der Nebensaison und beantragen den Jahresurlaub deshalb ab Ende August.

Stadtjugendausschuss hat noch 700 freie Ferienfreizeit-Plätze

Freie Plätze für Kurzentschlossene gibt es trotz eines reduzierten Betreuungsangebots auch noch beim Stadtjugendausschuss Karlsruhe. Von den gut 2.000 verfügbaren Plätzen in den einwöchigen Feriencamps wurden bislang lediglich 1.300 gebucht.

„Bei vielen Eltern ist eine gewisse Unsicherheit zu spüren. Das merkt man vor allem bei den zurückhaltenden Reaktionen auf die offenen Angebote“, sagt Geschäftsführerin Elisabeth Peitzmeier. Außerdem habe die Absage von besonders beliebten Angeboten wie der Kinderspielstadt „Karlopolis“, die im Februar bereits wenige Minuten nach Anmeldebeginn komplett belegt waren, zu mehreren Hundert Stornierungen geführt.

Engpässe erwartet Peitzmeier in diesem Sommer jedoch nicht. „Wer eine gute Betreuung benötigt, wird sie auch bekommen.“

Waldklassenzimmer ist fast komplett ausgebucht

Kaum noch Chancen auf freie Plätze haben Kurzentschlossene im Waldklassenzimmer. Bis auf eine Waldwerkstatt in der fünften Ferienwoche sind sämtliche Ferienfreizeiten ausgebucht. „Wir arbeiten in Kleingruppen an der frischen Luft – das ist in Zeiten von Corona natürlich angesagt“, betont Andreas Ott von der Waldpädagogik.

Eine Ausweitung des Angebots kam trotz der hohen Nachfrage und zahlreichen Kindern auf der Warteliste nicht in Frage. Mehr als 20 Kinder dürfen sich wegen der strengen Vorgaben auch im weitläufigen Waldklassenzimmer nicht auf einmal aufhalten.

Bei den Freizeiten des Evangelischen Jugendwerks im Waldheim können in diesem Jahr ebenfalls nur 50 Kinder anstatt 100 Kinder betreut werden. Trotzdem sind für die erste und die dritte Ferienwoche noch wenige Plätze frei.

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