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Ausnahmeregelung verhindert Keulung von Vögeln

Vogelgrippe versetzt den Karlsruher Zoo im Februar in Ausnahmezustand

Im Februar hatte die Vogelgrippe den Karlsruher Zoo fest im Griff. 27 Vögel starben an der Seuche. Nur, denn es hätte weitaus schlimmer werden können.

Marco Roller, Zootierarzt beim Karlsruher Zoo, nimmt bei einer abgetrennten Zierenten-Vogelgruppe, die nicht mit der Vogelgrippe infiziert ist, Kotproben.
Marco Roller, Zootierarzt beim Karlsruher Zoo, nimmt bei einer abgetrennten Zierenten-Vogelgruppe, die nicht mit der Vogelgrippe infiziert ist, Kotproben. Foto: Uli Deck/dpa

Den Anruf aus Berlin hat Marco Roller erwartet. Nur wenige Stunden nachdem im Hauptstadt-Zoo Anfang Dezember der erste Vogelgrippe-Fall bekannt wird, läutet beim Karlsruher Zoo-Tierarzt das Telefon.

„Wir wissen mittlerweile sehr gut, was in solchen Fällen zu tun ist“, sagt Roller. „Und natürlich helfen wir betroffenen Zoos da sehr gerne weiter.“

Karlsruher Zoo melden täglich sterbende Tiere durch die Vogelgrippe

Das Wissen über den Umgang eines Zoos mit der Vogelgrippe lernt Roller im Februar auf die harte Tour. Am 1. Februar sterben zwei Hawaii-Gänse und ein Pelikan an den Folgen einer Infektion mit dem H5N1-Virus.

Anschließend gibt es fast täglich neue Todesmeldungen aus dem Zoologischen Garten. Während immer mehr Tiere sterben, wird in den Gehegen fieberhaft an einer Eindämmung der Seuche gearbeitet.

Als erstes werden sämtliche 700 Zoovögel in 25 Gruppen eingeteilt und in feste Behausungen gebracht. „Natürlich waren wir zunächst einmal geschockt“, erinnert sich Roller.

„Aber nicht unvorbereitet.“ Eine weit verbreitete Infektionskrankheit wie die Vogelgrippe komme schließlich nicht aus heiterem Himmel, deshalb liegen die Notfallpläne griffbereit in der Schublade.

90 Vögel im Zoologischen Garten Karlsruhe sind mit dem Virus infiziert

Gerettet werden können aber nicht alle Tiere, nach gut zwei Wochen steht folgende traurige Zwischenbilanz zu Buche: Bei insgesamt 90 Vögeln ergibt die Untersuchung eine Infektion mit dem Virus H5N1.

27 Zoovögel sind an der hochpathogenen aviären Influenza gestorben – darunter sämtliche neun Hawaiigänse, 14 der 20 Pelikane sowie eine Nonnengans, eine Schwanengans, eine Kaisergans und eine Hühnergans.

„Es waren deutlich weniger als erwartet“, sagt Roller. Dazu konnte noch die drohende Zwangskeulung zahlreicher Zoovögel abgewendet werden.

Ausnahmeregelung für Karlsruher Zoo

Diese Maßnahme wird zur Seuchenprävention üblicherweise bei Vogelgrippe-Ausbrüchen in Tierparks oder Geflügelfarmen angeordnet. Weil zahlreiche Zoovögel zu internationalen Erhaltungsprogrammen gehören, können die Zootierärzte die zuständigen Veterinärämter in diesem speziellen Fall von einem anderen Weg überzeugen.

Also wird der Vogelgrippe-Ausbruch wissenschaftlich begleitet. „Diesen Weg einzuschlagen, hat sich auf jeden Fall gelohnt“, sagt Roller rückblickend. Denn nach zwei Wochen gibt es trotz der zahlreichen positiven Fälle keine neuen Todesmeldungen aus dem Zoo mehr.

„Es hat sich ganz klar gezeigt, dass das Virus bei manchen Tieren zum Tod führt, andere aber lediglich leicht erkranken“, betont Roller. „Das verhält sich ähnlich wie die Corona-Infektionen bei Menschen.“

Es gibt auch eine weitere Parallele zu Corona. Manche Vögel sterben an den indirekten Folgen der Seuche, etwa durch starken Stress ohne Auslauf in den Gehegen.

Zoo ist nach Viruswelle vier Wochen lang geschlossen

Am 7. März öffnet der Zoo wieder seine Pforten. Noch sind sieben Vögel infiziert, deshalb gelten noch strenge Sicherheitsvorkehrungen. Das Exotenhaus mit seinen frei fliegenden Vögeln bleibt aber zunächst noch geschlossen.

Zu nah an die Volieren darf ebenfalls noch kein Besucher, die Geflügelpest bleibt noch für mehrere Wochen lang quasi allgegenwärtig. Roller ist zu diesem Zeitpunkt schon mit der Evaluation der geeigneten Maßnahmen zum Umgang mit der Vogelgrippe beschäftigt.

Eigentlich hätten wir uns noch intensiver auf ein solches Szenario vorbereiten sollen.
Marco Roller, Zootierarzt

„Eigentlich hätten wir uns noch intensiver auf ein solches Szenario vorbereiten sollen“, lautet ein Fazit. „Deshalb haben wir auch einige unsere Pläne nachjustiert.“

Vogelgrippe ist keine saisonale Seuche mehr sondern tritt über das ganze Jahr auf

Die Pelikane etwa werden in diesem Jahr erstmals in ein Winterquartier gebracht. Die Vögel einfach wegsperren und auf das Ende der jährlichen Vogelgrippe-Welle zu warten, ist laut Roller aber aus zwei Gründen nicht möglich.

Manche Vogelarten wie Pinguine oder Flamingos können nicht für längere Zeit in Gehegen leben und müssen auch bei Vogelgrippe-Fällen in der näheren Umgebung im Freien gehalten werden.

Die Vogelgrippe ist keine saisonale Seuche mehr und kommt mittlerweile das ganze Jahr über in Deutschland und Europa vor.

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