Skip to main content

Diskriminierung im Nachtleben?

Wies der Karlsruher Club Agostea Gäste aufgrund ihrer Herkunft ab?

Ein junger Mann möchte im Karlsruher Club Agostea feiern. Der Türsteher verwehrt ihm den Einlass. Emad Alaswad beschreibt das Vorgehen der Verantwortlichen als rassistisch. Was sagen die Beteiligten dazu?

Menschen feiern im Mega Discostadl. Ab dem 4. März dürfen Tanzlokale, Clubs und Diskotheken mit der 2G-plus-Regel wieder öffnen.
Nachdem Club-Gäste die Einlasskontrolle erfolgreich absolviert haben, können sie auf der Tanzfläche feiern, so wie hier auf diesem Symbolbild zu sehen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Der Karlsruher Nachtclub Agostea sieht sich mit dem Vorwurf einer rassistischen Türpolitik konfrontiert. Was ist passiert? Zusammen mit einem Freund und mehreren Bekannten ist Emad Alaswad am 30. Oktober in der Karlsruher Innenstadt unterwegs.

Der 25-jährige Friseurmeister aus Germersheim und seine Begleiter beschließen spontan, den Abend in einem Nachtclub ausklingen zu lassen.

Die Wahl fällt auf das „Agostea“ in der Rüppurrer Straße. Alaswad, ein Freund und fünf weibliche Bekanntschaften der Männer warten darauf, Einlass in die Diskothek zu bekommen.

Bekannte mit deutschem Pass hätten problemlos Zutritt in Karlsruher Nachtclub erhalten

Die fünf Frauen seien vor den jungen Männern vom Sicherheitspersonal des Clubs kontrolliert worden. Sie alle hätten einen deutschen Pass gehabt und hätten den Club betreten dürfen, sagt Alaswad. Als er und sein Freund an der Reihe gewesen seien, hätte der Türsteher ihnen den Einlass verwehrt.

Nachrichten via WhatsApp

Sie möchten schnell und unkompliziert über das Wichtigste in der Region und vom KSC informiert werden? Dann sind unsere kostenlosen BNN-WhatsApp-Kanäle genau das Richtige für Sie. Hier geht es direkt zum Nachrichten-Kanal der BNN, hier geht es zum KSC-Kanal der BNN.

Begründet hätte der Türsteher seine Entscheidung damit, dass Alaswad eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung und keinen deutschen Pass besitze. Der Türsteher teilte ihm mit, dass er nach einer entsprechenden Richtlinie handle. Für den Syrer besteht kein Zweifel, dass er Opfer eines rassistischen Vorfalls geworden ist.

Gegenüber dieser Redaktion untermauert er seinen Vorwurf, dass die Verantwortlichen rassistisch vorgegangen seien. Zuerst hatte er sich diesbezüglich gegenüber dem SWR geäußert.

Leiterin vom Agostea weist Vorwürfe zurück

Stephanie Kreher ist die Betriebsleiterin des Agostea-Clubs. Auf einen Fragenkatalog wollte sie nicht eingehen. Die Betriebsleiterin ließ dieser Redaktion auf die entsprechende Anfrage ein bereits auf Instagram veröffentlichtes Statement zukommen.

Aus dem Statement geht hervor, dass sich der Club von Rassismus und Ausgrenzung distanziert. Die Anschuldigungen würden die Verantwortlichen schockieren. Sie fühlen sich diffamiert.

Der Club verweist auf die geltenden Einlasskriterien. Das Sicherheitspersonal sei dazu angewiesen, Gäste abzulehnen, die einen alkoholisierten oder anderweitig berauschten Eindruck machten oder ein aggressives, unhöfliches und ordinäres Verhalten an den Tag legten.

Zudem sei das Agostea in der Vergangenheit öfter damit konfrontiert gewesen, dass Gäste ohne festen Wohnsitz beim Verlassen des Clubs ihre Rechnungen nicht bezahlen konnten. Im Club erhält jeder Gast eine Kundenkarte, mit der Bestellungen an der Bar getätigt werden können.

Mittlerweile habe der Club ein Prepaid-System eingeführt, bei dem Gäste ohne festen Wohnsitz vor dem Eintritt in den Club eine Einzahlung tätigen, um Einlass zu erhalten. So wirke man unbeglichenen Rechnungen entgegen.

Zu den entscheidenden Kriterien für eine Einordnung eines Gastes in das bereits erwähnte Prepaid-System wollte sich die Betriebsleitung des Nachtclubs nicht äußern.

Karlsruher Polizei verweist auf Hausrecht

Ein weiterer Gast schildert dem SWR ähnliche Erfahrungen. Aymen stammt aus Tunesien und wollte ebenfalls mit Freunden im Agostea feiern. Ihm wurde am 31. Oktober mit einer ähnlichen Begründung, wie sie Alaswad mitgeteilt bekam, der Einlass verwehrt. Aymen und seine Freunde riefen daraufhin die Polizei.

Menschen bekommen bei uns einen Raum zum Erzählen.
Annette Ganter
Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe

Die Polizei Karlsruhe kann bestätigen, dass es unter anderem betreffend der Einlassordnung an Halloween zu Einsätzen am Agostea gekommen ist.

„Den vom Sicherheitspersonal abgewiesenen Personen konnte erläutert werden, dass die Ausübung des Hausrechtes einzig den Verantwortlichen der Diskothek zusteht und für die Polizei mit den ihnen zustehenden ordnungsrechtlichen Mitteln keine Möglichkeit besteht, einen Zugang zwangsweise durchzusetzen“, sagt Pressesprecher Daniel Hölzer.

Antidiskriminierungsstelle betreut Betroffene von Diskriminierung

Annette Ganter von der Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe steht Betroffenen von Diskriminierung zur Seite: „Menschen bekommen bei uns einen Raum zum Erzählen, wir hören zu und überlegen gemeinsam mit den Ratsuchenden, welche Schritte eingeleitet werden“, sagt Ganter.

Ganter teilt auf Anfrage dieser Redaktion mit, dass sich drei Gruppen unabhängig voneinander aufgrund einer diskriminierenden Erfahrung im Zusammenhang mit dem Agostea an die Antidiskriminierungsstelle gewandt hätten. Emad Alaswad gehört zu den Menschen, die Ganter und ihr Team kontaktiert haben.

Die diskriminierenden Vorfälle, aufgrund derer die Betroffenen an die Antidiskriminierungsstelle herangetreten sind, haben sich alle rund um das Partygeschehen an Halloween am Agostea ereignet. In allen Fällen seien die von Diskriminierung betroffenen Personen nicht im Besitz eines deutschen Passes und mit Freunden oder Bekannten deutscher Staatsangehörigkeit unterwegs gewesen.

Die Betroffenen berichteten unabhängig voneinander gegenüber der Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe, dass ihnen das Sicherheitspersonal mitgeteilt habe, dass ein Einlass ohne deutschen Pass nicht möglich sei. Sie überlegen, rechtliche Schritte gegen das Agostea einzuleiten.

Stephanie Kreher wollte sich auf eine weitere Anfrage dieser Redaktion nicht äußern. Sie habe hinsichtlich der Kontaktaktaufnahme der abgewiesenen Club-Gäste zur Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe und einem aus den Vorwürfen eventuell resultierenden Rechtsstreit kein Statement geplant.

nach oben Zurück zum Seitenanfang