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Lehrerverband übt Kritik

„Wir wissen, dass Abitur ist“: Verdi ruft zu Streiks während Prüfungen in Karlsruhe und Baden-Baden auf

Verdi hat am Donnerstag und Freitag zum Streik von Bus und Bahn aufgerufen – auch in Karlsruhe und Baden-Baden. Die Gewerkschaft hat den Zeitpunkt trotz Abitur-Prüfungen bewusst gewählt. Was sind die Gründe?

Ein streikender Busfahrer steht in Regensburg vor einem Bus.
Am Donnerstag und Freitag sollen Busse und Bahnen kommunaler Nahverkehrsbetriebe stillstehen – hier ein Symbolbild. Foto: Armin Weigel/dpa

Abiturientinnen und Abiturienten in Karlsruhe und Baden-Baden müssen gleich doppelt stark sein. Am Donnerstag und Freitag finden die ersten schriftlichen Abitur-Prüfungen statt – und die Gewerkschaft Verdi hat die kommunalen Nahverkehrsbetriebe zum Streik aufgerufen. Busse und Bahnen sollen stillstehen.

Die Schüler müssen sich also Alternativen zu Bus und Bahn suchen. Wie reagiert Verdi? „Wir wissen, dass Abitur ist“, sagt Pressesprecher Andreas Henke. Die Gewerkschaft habe geschaut, dass möglichst wenige Abiturienten betroffen seien. „Wir bedauern, dass der Streik diejenigen belastet, die eigentlich nichts dafür können. Aber wir müssen abwägen.“

Das hilft denen, die jetzt betroffen sind, natürlich nicht.
Andreas Henke
Verdi-Pressesprecher

An den beiden Tagen finden die Prüfungen in den Fächern Biologie, Biologie (bilingual Englisch), Geschichte (bilingual Französisch) und Hebräisch statt. Bei gängigen Hauptfächern wie Mathematik oder Englisch hätte der Streik viel größere Auswirkungen, sagt Henke. „Das hilft denen, die jetzt betroffen sind, natürlich nicht.“ Verdi rechnet damit, dass an beiden Tagen kein Fahrdienst stattfinden wird.

Der Zeitpunkt ist nach Verdi-Angaben bewusst gewählt. Es sollte verhindert werden, dass sich der Streik in die Pfingstferien oder bis zur Fußball-Europameisterschaft zieht. „Dann wären noch viel mehr Menschen betroffen.“

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg kritisiert den Zeitpunkt der Streiks. Der Landesvorsitzende Gerhard Brand sagt: „Prinzipiell haben wir Verständnis dafür, dass Verdi zum Durchsetzen ihrer Forderungen zum Streik aufruft.“ Der Verband hätte sich aber gewünscht, dass man bei der Wahl der Streiktage ein größeres Augenmerk auf die Abiturienten legt.

Die Schüler bereiten sich seit Jahren auf diese Prüfung vor.
Gerhard Brand
VBE-Landesvorsitzender

„Die Schüler bereiten sich seit Jahren auf diese Prüfung vor“, sagt Brand. Und nicht alle seien privilegiert genug, um von den Eltern zur Prüfung gebracht werden oder sich ein Taxi nehmen zu können. „Das ist ein massiver Eingriff in die Chancen eines Kindes.“

Schülerinnen und Schüler, die wegen der Einschränkungen zu spät zur Prüfung kommen, haben Grund zur Hoffnung. „Die Schulen behandeln das so gut, wie es geht.“ Viele hätten bereits angekündigt, bei minimalen Verspätungen kulant zu sein und die Abiturienten dennoch mitschreiben zu lassen.

Schulen suchen nach Lösungen für betroffene Schüler

Die Schulleitungen überlegten auch, verspäteten Schülern zu ermöglichen, die Prüfungen direkt nachzuschreiben. Ob sie so viel Handlungsspielraum hätten, müsse aber zuerst geklärt werden. Wer gar nicht kommen kann, muss sie am Nachholtermin im Zeitraum zwischen 8. Mai und 7. Juni schreiben.

Der Streikankündigung ging eine Urabstimmung voraus, in der sich rund 93 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder in den Nahverkehrsbetrieben für die Möglichkeit unbefristeter Streiks aussprachen.

Die Auseinandersetzung zieht sich seit Ende Januar: Nach vier Verhandlungsrunden hatte Verdi die Verhandlungen mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) am 11. März für gescheitert erklärt und die Urabstimmung eingeleitet.

Der Konflikt hat den ÖPNV in Teilen des Landes bereits mehrmals weitgehend lahmgelegt. Bus- und Straßenbahnfahrer in den Städten traten seit Anfang Februar bislang an drei Tagen zeitgleich in den Ausstand. Hinzu kamen einzelne Warnstreiks in verschiedenen Städten.

Das fordert die Gewerkschaft Verdi in Baden-Württemberg

Im Südwesten tritt die Gewerkschaft für eine grundsätzliche Verkürzung der Wochenarbeitszeit sowie eine Schichtzulage im Fahrdienst ein. Außerdem will Verdi unter anderem erreichen, dass sich die Beschäftigten Verspätungen und bislang unbezahlte Wegzeiten vollständig als Arbeitszeit anrechnen lassen können. Von den Gesprächen sind rund 6.500 Beschäftigte betroffen.

Die Arbeitgeber hatten in der vergangenen Verhandlungsrunde unter anderem eine Zulage für bestimmte Beschäftigte sowie Samstags- und Sonntagszuschläge für den Fahrdienst angeboten. Verdi warnte daraufhin vor einer Spaltung der Belegschaft. Die nächste Verhandlungsrunde ist für kommende Woche angesetzt.

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