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Verdi und der Warnstreik

Ausstand im ÖPNV: Manche nehmen das Auto, andere warten einfach länger an der Haltestelle

Obwohl wegen des Warnstreiks in Karlsruhe keine Straßenbahnen verkehren, bleibt am Donnerstag das große Chaos aus. Am Freitag könnte es anders werden. Denn dann kommt der Klimastreik dazu.

Haltestelle Marktplatz (Kaiserstraße) mit einfahrender Straßenbahn.
An der Karlsruher Haltestelle Marktplatz (Kaiserstraße) fahren während des Streiks am 29. Februar Stadtbahnlinien, auf die Pendlerinnen und Pendler zurückgreifen konnten. Foto: Marco Busselmaier

Auf den ersten Blick könnte man meinen, es sei ein Tag wie jeder andere für den öffentlichen Personennahverkehr der Stadt Karlsruhe. An der Haltestelle Marktplatz (Kaiserstraße) warten Fahrgäste auf die passende Stadtbahnlinie.

Viele Menschen haben in Karlsruhe den Weg zu den Bus- und Bahnhaltestellen jedoch gar nicht erst angetreten. Da der öffentliche Personennahverkehr auch in Karlsruhe bestreikt wird, mussten sich Pendlerinnen und Pendler nach Alternativen umsehen.

Die Alternative hat vier Reifen und ein Lenkrad

Für Nilgün Cervil heißt die Alternative Automobil. „Um mich nicht lange ärgern zu müssen, habe ich das Auto genommen“, erklärt die Angestellte im öffentlichen Dienst, als sie gegen 9 Uhr aus der Schlossplatz-Tiefgarage nach oben eilt. Die Rechnung sei für sie aufgegangen: Es gab noch jede Menge Parkplätze, und außerdem musste sie an diesem überraschend kalten Morgen nicht lange an der Haltestelle stehen. Parkgebühren kämen ohnehin nicht auf sie zu, strahlt die Pendlerin: Von ihrem Arbeitgeber hat sie eine Dauerkarte für die Tiefgarage.

Auf der Anzeigetafel in Richtung Europaplatz erscheinen wenige Meter weiter an der unterirdischen Bahnhaltestelle Marktplatz zeitgleich lediglich die S1, S5, S11 und die S51. Sie sind Teil der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) und nicht direkt vom Streik betroffen.

KVV informiert auf seiner Website

Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) informierte am Donnerstagmorgen auf seiner Website dennoch über einen kurzfristigen betriebsbedingten Ausfall auf den Stadtbahnlinien S5, S7 und S51. Diese Linien waren im Laufe des 29. Februars von einzelnen Fahrtausfällen betroffen.

Serhat Mülüt steht nachmittags gegen 16 Uhr am Bahngleis unterhalb des Marktplatzes und ärgert sich. „Ich wusste ja, dass heute gestreikt würde“, sagt er. Irgendwie habe er aber dennoch gehofft, dass die Linie eins Richtung Durlach verkehrt, gibt der Trambahn-Kunde zu Protokoll. Doch es hilft nichts. Zumindest auf den für 15.55 Uhr avisierten Zug wartet der Mann mit dem 49-Euro-Ticket vergebens.

Er nehme dann eben die nächste S5, kündigt er an. Ausweislich des nun starken Andrang am Bahngleis ist er nicht der Einzige. Die Stimmung im beginnenden Berufsverkehr ist dennoch entspannt.

Anzeigetafeln im Bereich der Haltestelle Kaiserstraße (Marktplatz)
Auf Anzeigetafeln im Umkreis der Haltestellen können Karlsruher Fahrgäste Informationen zum Streik und den trotz der Arbeitsniederlegung fahrenden Stadtbahnlinien entnehmen. Foto: Marco Busselmaier

Landesweit sind 4.500 ÖPNV-Kräfte zum Streik aufgerufen

Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) ist einer von mehreren ÖPNV-Anbietern im Land, die vom Warnstreik im kommunalen Nahverkehr betroffen sind. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte in der vergangenen Woche zu erneuten Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr aufgerufen. In Karlsruhe und Baden-Baden sind Straßenbahnen und städtische Busse von dem Warnstreik betroffen.

Auch die kommunalen Nahverkehrsbetriebe in Stuttgart, Heilbronn, Freiburg, Esslingen und Konstanz sind zum Warnstreik aufgerufen. In ganz Baden-Württemberg sind rund 4.500 Mitarbeitende des ÖPNV aufgerufen, die Arbeit niederzulegen, teilte die Gewerkschaft Verdi mit. Das sei eine Streikbeteiligung von fast 70 Prozent. Am Freitag ist zusätzlich ein Klimastreik anberaumt.

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