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Endlich Entwarnung

„Kein Katastrophen-Szenario“: Stadtwerke Karlsruhe weisen Kritik an Information nach Trinkwasser-Alarm zurück

In Wolfartsweier sollen Bewohner das Wasser vor dem Verbrauch abkochen. Aber nicht alle Bewohner in den betroffenen Straßen erhalten eine Warnung. Was war da los?

Am Wasserhahn in einer Küche wird ein Trinkglas mit Leitungswasser befüllt.
Am Wasserhahn in einer Küche wird ein Trinkglas mit Leitungswasser befüllt. Foto: Patrick Pleul/dpa

Wasserkocher sind in Wolfartsweier am Wochenende besonders gefragt. Weil sich zwei Siebenschläfer durch ein Gitter nagen und im Hochbehälter verenden, schlagen die Stadtwerke Karlsruhe am Donnerstag Alarm.

Das Wasser im Behälter enthält Keime, die Leitungen werden gechlort, bis zur Entwarnung am Montag um 12.30 Uhr soll Trinkwasser vor dem Verbrauch oder dem Zähneputzen abgekocht werden.

Doch nicht nur das Wasser kocht, auch die Gemüter einiger Anwohner sind schnell am Siedepunkt angelangt. Die Stadtwerke haben die Bewohner nicht richtig informiert, heißt es am Freitag in den betroffenen Straßenzügen.

Man habe von der Warnung von Bekannten oder bei einem Plausch mit den Nachbarn erfahren. „Das überrascht mich doch“, sagt Pressesprecher Markus Schneider von den Stadtwerken Karlsruhe auf Anfrage der Redaktion. Direkt nachdem die Keime festgestellt werden, habe man über die Nina-Warn-App Alarm geschlagen und die entsprechende Meldung dazu noch über Hörfunk und Zeitung verbreitet.

Betroffene sind sauer auf Stadtwerke Karlsruhe

Das reiche eigentlich nicht, hält eine betroffene Frau aus Wolfartsweier, die selbst bei der Stadt arbeitet und ihren Namen deshalb nicht in der Zeitung lesen will, dagegen. Ihr Vater etwa habe kein Handy, lese die Zeitung erst am nächsten Morgen und höre auch nicht jede Stunde Nachrichten im Radio. Die Stadtwerke hätten die Leute doch auch direkt informieren, an den Türen klingen und – falls niemand öffnet – mit Flyern warnen können.

„Es war weder ein Katastrophen-Szenario noch ein gesundheitlicher Notstand“, hält Schneider dagegen. Durch die Chlorung des Trinkwassers sei die Gefahr für die Anwohner eigentlich schon zwei Stunden nach dem Alarm gebannt gewesen. Am liebsten hätte er bereits am Samstag offiziell Entwarnung gegeben. Doch dafür sei das Gesundheitsamt zuständig, und deshalb geht die entsprechende Mail erst am Montag raus.

Sensible Technik erkennt Keime im Wasser

Dass Keime von zwei ertrunkenen Siebenschläfern im Trinkwasser überhaupt entdeckt werden, dafür seien die „unglaublich sensiblen Messmethoden“ verantwortlich, so Schneider weiter „Wenn jemand zwei Stück Zucker in den Bodensee wirft, kann man das noch weit entfernt bei der Trinkwasserversorgung feststellen.“ Mittlerweile könne selbst eine Fliege, die Keime transportiert und in einem Trinkwasser-Reservoir landet, einen Alarm auslösen.

Nicht nur Karlsruhe ist von tierischen Keimschleudern betroffen, am Freitag schlagen auch die Wasserwerke im bayerischen Miltenberg wegen Siebenschläfern Trinkwasser-Alarm.

Auch in Miltenberg werden in den Leitungen E-Coli-Bakterien nachgewiesen, die Chlorung gehört dort ebenso wie in Karlsruhe zu den Sofortmaßnahmen wie die Aufforderung zum Abkochen des Trinkwassers. „Die Zahl dieser Tiere hat in Deutschland stark zugenommen“, sagt Schneider. Die Stadtwerke zögen nun ihre Konsequenzen aus dem Vorfall und machten Hochbehälter durch das Verschrauben der Lüftungsgitter siebenschläfer-sicher.

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