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Musikalischer „Zehnkämpfer“

Karlsruher Kirchenmusikdirektor erhält die Staufermedaille für besondere Verdienste

Christian-Markus Raiser hat in den vergangenen Jahren der Kirchenmusik in Karlsruhe neue Impulse gegeben. Ein Beispiel ist die Singschule Cantus Juvenum. Jetzt darf sich der Raiser gleich über drei Sachen freuen.

 Christian-Markus Raiser, Kirchenmusikdirektor und Kantor an der Evangelischen Stadtkirche Karlsruhe.
Christian-Markus Raiser darf bald die Verleihung der Staufermedaille feiern. Foto: Artis/Uli Deck

Über die beruflichen Pflichten hinaus? Kirchenmusikdirektor Christian-Markus Raiser, der Kantor der evangelischen Stadtkirche am Marktplatz, empfindet sein langes Wirken vermutlich gar nicht so sehr über seine beruflichen Pflichten hinausgehend. Dass ihm im September die Nachricht erreichte, künftig zum Kreis derjenigen zu gehören, die mit der Staufermedaille ausgezeichnet sind, hat ihn natürlich trotzdem sehr gefreut.

Die Medaille ist eine besondere, persönliche Auszeichnung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg. Und in den Richtlinien zu ihrer Vergabe kann man eben unter anderem Folgendes lesen: „Mit der Staufermedaille sollen Verdienste um das Gemeinwohl geehrt werden, die über die eigentlichen beruflichen Pflichten hinaus im Rahmen eines in der Regel ehrenamtlichen, gesellschaftlichen oder bürgerschaftlichen Engagements erworben wurden und über viele Jahre hinweg erbracht worden sind.“

Wenn im Sport eine Mannschaft in einer Saison drei wichtige Wettbewerbe für sich entscheiden kann, dann spricht man gerne von einem Triple. Im September gelang Raiser das Triple auf seine Weise: Zur Staufermedaille kamen noch die Feier seines 25. Dienstjubiläums, das strenggenommen bereits im letzten Jahr im Kalender stand, aber durch die pandemischen Umstände erst jetzt gefeiert werden konnte, und sein 60. Geburtstag.

Der Kantor ist der Zehnkämpfer unter den Musikern

Und wem es jetzt vielleicht unpassend erscheint, einen Mitarbeiter der Kirche mit Sportsleuten zu vergleichen, der sei daran erinnert, dass Raiser selbst einmal in einem Interview gesagt hat, dass Kantoren die Zehnkämpfer unter den Musikern seien.

Dieser Vergleich ist – nimmt man die Bandbreite der Fähigkeiten, die ein Kantor beherrschen muss, zum Maßstab – nicht übertrieben: Das Orgelspiel müssen sie beherrschen samt der Kunst der Improvisation, Chöre und Orchester müssen sie dirigieren können, was bedeutet, auch etwas von Stimmbildung, Gesang und Instrumentenkunde zu verstehen. Und dann ist da natürlich noch eine intensive Ausbildung in Musiktheorie, die in jedem Kirchenmusikstudium unerlässlich ist.

Neue Impulse für Kirchenmusik in Karlsruhe

All dies lernte der 1962 in Eschental in einen Pfarrhaushalt hineingeborene Raiser auf der Musikhochschule in Stuttgart. Nach ersten beruflichen Stationen in Untertürkheim und Renningen machte ihn der damalige Landeskantor Rolf Schweizer auf die Stelle in Karlsruhe aufmerksam, damit er der Kirchenmusik in Karlsruhe ein paar neue Impulse gebe.

Und Impulse gab der junge Kantor, von denen die Gründung des Kammerchores CoroPiccolo und der Singschule Cantus Juvenum, die sich um den musikalischen Nachwuchs kümmert, sowie die Einrichtung des Internationalen Orgelsommers vielleicht die größte Außenwirkung haben.

Werke von Rihm stehen besonders im Fokus

Den Namen Karlsruhes musikalisch in die Welt zu tragen, bezeichnet er als seine Pflicht, wovon zahlreiche Konzertreisen und Chorbegegnungen im In- und Ausland zeugen. Noch etwas ist ihm eine Verpflichtung, nämlich die Chorwerke von Wolfgang Rihm aufzuführen. „Solch einen Komponisten hier zu haben, ist ein Privileg für uns in Karlsruhe.“

Dieses Privileg nehmen Raiser und der Bachchor Karlsruhe zusammen mit der Camerata 2000 am Sonntag in Anspruch. Dann wird Raiser die Karlsruher Erstaufführung der „Requiem-Strophen“ Rihms dirigieren. Als Solisten stehen Franziska Fait und Maine Takeda, beide Sopran, sowie der international renommierte Bariton Hanno Müller-Brachmann zur Verfügung.

Am letzten Oktobersonntag gab der Komponist bereits gemeinsam mit Raiser und Stadtkirchenpfarrerin Claudia Rauch eine Neugier weckende Einführung in das Werk, das die Requiemsverse mit Texten von Rilke, Bobrowski und Sahl vereint.

Seit Januar probt der Chor bereits am Werk und sei gewiss daran gewachsen, ist sich Raiser sicher. In der letzten Zeit habe er sogar so etwas wie eine Euphorie im Chor gespürt. Beste Voraussetzungen.

Service

„Requiem-Strophen“ am Sonntag, 20. November, ab 18 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche am Marktplatz.

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