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Große Nachfrage

Änderungsschneidereien liegen im Karlsruher Norden im Trend

Das Schneiderhandwerk ist mit viel Tradition verbunden. Und der Bedarf an guten Schneidereien ist nach wie vor hoch.

Eine Schneiderin mit Kundin
Rita Schlittenhardt (links) ist Stammkundin bei Schneiderin Sibille Kusoglu und mit der Arbeit immer zufrieden. Foto: Rüdiger Homberg

Wer sich eine Jeans oder eine Jacke kauft, zieht dieses Kleidungsstück meist unverändert an. Krempelt vielleicht die Hosenbeine oder Ärmel hoch, damit es passt. Oder gibt das neu Erworbene an eine Änderungsschneiderei. Dann sitzen Hose oder Oberteil fast wie maßangefertigt. In fast allen Orten im Norden von Karlsruhe gibt es noch Schneidereien, die diese Arbeiten erledigen. Lediglich in Stutensee-Friedrichstal kennt Rolf Händel kein Geschäft, in dem er Kleidung zur Reinigung oder zur Änderung abgeben kann. „Deshalb komme ich hier her zu Sibille nach Blankenloch. Da werde ich immer gut bedient.“

Schneiderbetriebe haben viel zu tun

In Leopoldshafen liegt die Schneiderei von Ivonne Lorek. Sie ist gelernte Schneiderin und sagt im Gespräch, sie habe durchaus einiges zu tun. „Ich bin schon ziemlich gut in meinem Job“, verkündet sie und verweist darauf, dass ihre Kunden nicht nur aus Eggenstein-Leopoldshafen kommen, sondern aus dem gesamten Raum zwischen Neureut und Graben-Neudorf.

Sie nimmt vor allem Änderungen vor und repariert auch kaputt gegangene Kleidung. Maßanfertigungen hat sie eigentlich auch im Programm, bietet dies aber derzeit nicht an. „Ich bin noch Kinderturnlehrerin und habe ein schulpflichtiges Kind. Da würde mir das zu viel.“ Und sie erledigt ihre Schneider-Aufgaben auch nur nach terminlicher Vereinbarung.

Jeder kann sich Schneider nennen

Ivonne Lorek bildet allerdings keine neuen Schneider aus. „Es kann sich jeder Schneider nennen, der eine Haushaltsnähmaschine bedienen kann“, merkt sie mit gewissem Bedauern an. Sie habe bei einem großen Modehersteller gearbeitet. Und auch da habe es mit dem Schneider-Nachwuchs eher mau ausgesehen.

Es kann sich jeder Schneider nennen.
Ivonne Lorek
Schneiderin

Ausgebildete Schneiderin ist Sibille Kusoglu. Zusammen mit ihrem Mann betreibt sie in den Stutenseer Stadtteilen Blankenloch und Spöck zwei Änderungsschneidereien mit Reinigungsannahme. Bei der Kundschaft geht es Schlag auf Schlag. Während sie eine Frau bedient, stehen schon ein Mann und hinter ihm eine weitere Frau im Türrahmen, um Kleidung abzuholen oder abzuliefern.

Umsatz noch nicht auf Vor-Corona-Niveau

Rita Schlittenhardt etwa, die das Angebot rundweg lobt: „Ich komme gerne hierher, weil ich immer bestens bedient werde.“ Trotz des Andrangs ist Sibille Kusoglu nicht ganz zufrieden: „Der Zuspruch von vor Corona ist noch nicht wieder erreicht, da müssen wir noch ziemlich kämpfen.“ Sie hat keinen Meisterbrief und bildet nicht aus, zumal sie mit Praktikanten schon schlechte Erfahrungen gemacht hat.

In Eggenstein findet sich die Schneiderei von Anja Haaf. Sie näht nur im Auftrag von Kundinnen und produziert Maßkleidung im eher hochpreisigen Segment. Was ein Brautkleid oder ein sommerliches maßgefertigtes Stück kostet, will sie lieber nicht sagen. „Das hängt auch von meinem Zeitaufwand ab. Es kann sechs Stunden dauern, bis ein bei mir bestelltes Kleid fertig ist. Aber auch durchaus mal 40 Stunden.“ Maßanzüge für Herren sind nicht in ihrem Angebot. Hier kennt sie auch nur einen Anbieter in Karlsruhe. Im Norden der Großstadt ist ihr keiner bekannt.

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