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Fasziniert von den Flugkünsten

Liedolsheimer Landwirt setzt sich für den bedrohten Kiebitz ein

Sigurd Zimmermann arbeitet bei dem von ihm initiierten Projekt mit dem Landschaftserhaltungsverband und dem Regierungspräsidium zusammen.

Hand in Hand arbeiten Christian Erb, Landwirt Sigurd Zimmermann und Thomas Kuppinger (von links) bei der Kiebitz-Artenschutzmaßnahme im Liedolsheimer Bruch zusammen. 
Christian Erb, Landwirt Sigurd Zimmermann und Thomas Kuppinger (von links) arbeiten beim Kiebitz-Artenschutzprojekt im Liedolsheimer Bruch zusammen. Foto: Alexander Werner

Nicht von ungefähr wurde der Kiebitz nach 1996 vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) für 2024 noch einmal zum Vogel des Jahres gekürt. Für den Landschaftserhaltungsverband (LEV) im Landkreis Karlsruhe war das jetzt der passende Anlass, der Presse auf dem Liedolsheimer Birkenhof beispielhaft ein 2022 begründetes Artenschutzprojekt für den stark bedrohten und streng geschützten Kiebitz vorzustellen.

Es geht auf eine Initiative von Landwirt Sigurd Zimmermann zurück und wird vom Verband begleitet. Der Verband organisiert und betreut Naturschutz- und Landschaftspflegevorhaben im Landkreis in Abstimmung mit den Behörden und in Kooperation mit dem Naturschutz und Landwirten.

Die Vögel verteidigen ihre Nester vehement

Zimmermann liegt der Erhalt der Vögel im Gewann Bruch am Herzen. „Ich beobachte seit Jahren die Natur und die Wildtiere in meiner Gegend“, sagt er. „Dazu gehören auch die Kiebitze oder die mittlerweile leider verschwundenen Rebhühner. Mich faszinieren die herrlichen Flugkünste der Kiebitze im Brutgebiet oder wie vehement sie ihre Nester verteidigen.“

Er bemühe sich schon lange, ihre Brutstätten zu umfahren, wenn er im Frühjahr mit der Egge aufs Feld gehe. Dabei müsse man sehr achtsam sei. Denn die Nester seien gut versteckt, getarnt und selbst aus wenigen Metern Entfernung sehr schwer zu erkennen, so Zimmermann. Wie viele Kiebitze in der Umgebung brüten, könne er daher nicht sagen. Er suche auch nicht gezielt nach Nestern, weil er die Brut nicht stören wolle.

„Sie fliegen im Spätjahr nach Süden und kommen Anfang oder Mitte März zurück“, sagt Zimmermann. „Ich sah dabei schon 25 Pärchen, von denen manche hier blieben und brüteten. Früher waren es mehr und irgendwann vielleicht noch ein oder zwei Pärchen.“

Bewuchs bietet Schutz vor Feinden

Im Zuge der verordneten Stilllegungen von Ackerflächen sei er auf die Idee gekommen, auf dem Teil einer Fläche Bewuchs stehenzulassen. „Die Vögel mögen offene Landschaften“, erklärt er. „Aber ich stellte fest, dass ihnen der Bewuchs einen Schutz vor Störchen bietet und sogar Auswirkungen auf andere Feinde wie Füchse, Krähen oder Wildschweine hat. Ich musste aber auf dem stillgelegten Feld wegen der Vorgaben dennoch irgendwann mulchen und den Boden bearbeiten.“

Seit er mit dem Landschaftserhaltungsverband zusammenarbeite, habe sich das Vorgehen geändert. „Ich bearbeite auf einer stillgelegten Fläche von zwei Hektar seitdem nicht mehr den ganzen Schlag, sondern jeweils im jährlichen Wechsel nur eine Hälfte“, sagt er. „Auf der anderen Hälfte lasse ich den Bewuchs stehen.“

„Früher war Grünland das typische Brutgebiet von Kiebitzen. Heute brüten sie überwiegend auf Ackerflächen“, erklärt LEV-Geschäftsführer Thomas Kuppinger. Die Vögel hätten ihre Lebensweise an die schwindenden Lebensräume angepasst.

„Wenn wir etwas zum Schutz der Kiebitze tun wollen, sind deswegen Landwirte die wichtigsten Partner“, so Kuppinger. „Das Projekt zeigt beispielhaft, dass sich nicht nur Behörden und ehrenamtliche Umweltschützer für den Naturschutz engagieren, sondern auch die nicht selten verkannten Landwirte. In diesem Fall ist es explizit eine Eigeninitiative eines Landwirts für eine bedrohte Art. Wir haben eine Lösung gefunden, die passt, um die Vögel zu schützen und die Bestimmungen einzuhalten.“

So erschien zuerst die obere Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums mit einem Gutachter, der das Konzept erstellte. Zimmermann erhielt dann offiziell den behördlichen Auftrag, das Projekt gegen eine Aufwandsvergütung und mit Betreuung durch den Verband umzusetzen. Schon 2022 zeigten sich erste Erfolge.

Mit im Boot ist dabei auch das Landwirtschaftsamt Bruchsal. Christian Erb ist dort als Biodiversitäts- und Pflanzenbauberater tätig. „Die Fläche vereint Kinderstube und Speisekammer“, erklärt er. „Eine Hälfte wird im jährlichen Wechsel außerhalb der Brutzeit bearbeitet und dient dem Kiebitz zur Brut, die andere Hälfte mit ihrem Bewuchs für die Nestflüchter als Nahrungsquelle.“

Landwirt Zimmermann fügt an, dass es wichtig sei, sich Wissen über die Arten und ihren Lebensraum anzueignen. Kritisch sieht er, wenn Naturschützer bei Landwirten vor allem Negatives herausstellen. „Naturschützer hätten schon vor Jahren sachlich mit uns reden sollen“, meint er. „Dann hätten wir Kiebitze und Rebhühner teils retten können.“

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