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Thomas Hirsch steht in seiner Gewandung als Ritter vor seinem Zelt.

Leben wie im 13. Jahrhundert

Mit Schwert und Schmiede lebt das Mittelalter in Eggenstein wieder auf

Schwerte und Schilder krachen beim Eggensteiner Mittelalter-Lager aufeinander. Die Faszination für die damaligen Zeiten ist bei den Teilnehmern ungebrochen. Auf eine Annehmlichkeit wollen sie aber nicht verzichten.
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Mit Wucht treffen die beiden Schwertklingen immer wieder aufeinander – der Schmiedestahl glänzt in der Sonne, während der Schweiß der beiden schwer gerüsteten Kämpfer die Gesichter hinabläuft. Es ist nur ein Schaukampf, den Marius und Luca austragen, die Anstrengung aber ist ihnen anzusehen.

„Die Rüstung wiegt etwa 30 Kilo“, sagt Marius in einer kurzen Pause. Er gehört zur den Mittelalter-Fans, die am Wochenende beim Schützenverein Eggenstein ihr Lager aufgeschlagen haben. Für zwei Tage sind die Teilnehmer eingetaucht ins 13. Jahrhundert, Schwertkampf und Schmiede inklusive.

Marius gehört zur Mittelalter-Gruppe „Das freie Heer Karlsruhe“, Luca kommt von den Bickesheimer Spiegelfechtern aus Malsch, die als Ritter des „Deutschen Ordens“ zu Gast sind.

Gemeinsam mit der Mittelaltergruppe der „Ispringer“ sind sie zu Gast bei den Eggensteiner Schützen, deren Mitglied Thomas Hirsch schon vor einigen Jahren das erste Mittelaltertreffen auf dem Vereinsgelände ins Leben gerufen hatte. Corona hatte sie zum Pausieren gezwungen. Jetzt soll die Initiative der Bogenschützen aus dem Eggensteiner Verein wieder Fahrt aufnehmen.

Ein Mann greift zu einem Schwert in einem Schwertständer.
Eintauchen in das Mittelalter: Paul von Bietigheim ist Mitglied der Spiegelfechter. Auch er ist auf das Lager nach Eggenstein gekommen . Foto: Holger Keller

In seiner Gewandung wird aus Thomas Hirsch Burggraf Ritter Thomas zu Mulenberc vom Templerorden. Den Titel hat er für seine Verdienste in der Karlsruher Mittelaltertruppe erhalten.

Im Eggensteiner Lager hat jeder seine Rolle. Marius vom Freien Heer Karlsruhe war beispielsweise anderthalb Jahre lang Knappe für Ritter Thomas, bis er selbst von den Spiegelfechtern zum Ritter geschlagen worden ist. Seitdem heißt er auf Lagern Marius zu Neered.

Über die modernen Erleichterungen wie eine Toilette im Vereinsheim sind wir dankbar.
Thomas Hirsch, Mittelaltergruppe „Freies Heer Karlsruhe“

Auch andere Teilnehmer gehen in ihren Rollen voll auf. Kaufmann Markus Braun ist der Schmied des freien Heeres. Mit Blasebalg und kleiner Esse steht seine Schmiede im Mittelpunkt des Lagers.

Um die Glut anzuheizen, braucht er Schlagring und Feuerstein. Und einen Pilz. Genauer gesagt, den Filz des Zunderschwamms. Der fängt mit einem kleinen bisschen Glück an zu glimmen, wenn ein Funke auf die feinen Fasern trifft. Heute aber nicht, das Feuerzeug muss her.

Wenn der Filz glimmt, wird damit ein Stück Holz zum Glühen gebracht. Und das steckt Markus, der im richtigen Leben Chemiker ist, in die Esse mit der Holzkohle. Über einen Seilzug bedient der Schmied dann einen Blasebalg, bis die Glut etwa 1.100 Grad erreicht. Es braucht Erfahrung und Geschick. Immerhin hat er seine Schmiede selbst gebaut.

Tafeln im Feuerschein der vielen Fackeln

„Auch die große stählerne Feuerstelle hat Markus geschmiedet“, sagt Ritter Thomas. Die gusseiserne Konstruktion steht längsseits der großen Tafel im Lager.

Dort kommen zum Essen und in den späten Abendstunden die Lagerteilnehmer zusammen und essen im Feuerschein der Fackeln. Geschlafen wird natürlich auch in den Nachbauten mittelalterlicher Zelte.

Auf 100-prozentige Authentizität wird nicht bestanden. „Über die modernen Erleichterungen wie eine Toilette im Vereinsheim sind wir dankbar“, sagt Ritter Thomas. Den Gewandungen, den Zelten, Waffen und Rüstungen sieht man aber die Leidenschaft an, die dahintersteckt. Die lebt weiter, auch wenn das Lager nach einem Wochenende wieder verschwindet und die Gegenwart Einzug hält.

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