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Graben-Neudorf

„Hypnobirthing“ soll Stress und Schmerzen bei der Geburt reduzieren

Mit Hypnose verbinden die meisten Menschen den Verlust der Kontrolle. Kursleiterin Romina Nickel erklärt, worum es wirklich geht.

HypnoBirthing-Kursleiterin Romina Nickel zeigt mithilfe einer Puppe und eines Beckenmodells die Lage des Babys bei der Geburt.
Hypnobirthing-Kursleiterin Romina Nickel zeigt mit einer Puppe und einem Beckenmodell die Lage des Babys bei der Geburt. Foto: Kristin Laske

Mit Hypnobirthing streben Frauen eine natürliche, selbstbestimmte und manchmal auch schmerzfreie Geburt an. Dabei greifen sie auf Techniken wie Hypnose zurück. Das eine oder andere Vorurteil hält sich immer noch, hat Romina Nickel festgestellt. Die Hypnobirthing-Kursleiterin in Graben-Neudorf hilft Frauen schon seit etwa zehn Jahren bei den Vorbereitungen für eine stressfreie Geburt.

Allein mit dem Begriff Hypnose seien viele falsche Vorstellungen verbunden, so Nickel: „Es ist ein hypnotischer Zustand, den wir alle aus unserem Alltag kennen.“ Es handle sich um ein In-sich-gekehrt-sein, vergleichbar mit einem Tagtraum oder dem Zustand kurz vor dem Einschlafen. Der Fokus richte sich nach innen. Wenn im Außen etwas Wichtiges passiere, habe man die Kontrolle, seinen Fokus wieder darauf zu richten.

Geburt im Kreißsaal erschwert die Entspannung

Viele Menschen würden zudem davon ausgehen, dass Hypnobirthing etwas Alternatives sei, das nur Frauen anwenden, die eine Hausgeburt erleben wollen. Doch das Gegenteil sei der Fall. Manche Frauen kämen bei einer Hausgeburt von ganz allein in einen Entspannungszustand. „Das macht der mütterliche Körper von Natur aus, wenn die Umgebung passt“, sagt Nickel.

Die meisten Frauen würden jedoch in einem Kreißsaal gebären, einem unvertrauten Umfeld. Daher funktioniere es schlecht, sich dort zu entspannen. „Gerade dann braucht man diese Hypnobirthing-Techniken“, meint Nickel.

Über den Unterschied zur herkömmlichen Geburt sagt sie: „Dem Partner kommt eine viel zentralere Rolle zu.“ Beim Partner müsse es sich dabei nicht um den Vater des Kindes handeln, es könne auch eine andere Person des Vertrauens sein. Wichtig ist Nickel, dass der Partner schon bei den Vorbereitungen im Kurs dabei ist.

„Wir betrachten die Geburt nicht als zwangsläufig medizinisches Ereignis“, so Nickel. „Im Zentrum soll die Zusammenarbeit von Mama, Geburtspartner und Baby stehen, die im Bedarfsfall auf Unterstützung von Hebammen und Ärzten zurückgreifen können und sollen.“

Wir betrachten die Geburt nicht als zwangsläufig medizinisches Ereignis.
Romina Nickel
Hypnobirthing-Kursleiterin

Der Verstand sei hinderlich beim Gebären, zugleich sei es aber schwierig, ihn ganz abzugeben. Im Idealfall übernehme daher der Partner die Rolle des Verstandes. Die werdende Mutter könne das Vertrauen an eine Person abgeben und sich sicher sein, dass alles in ihrem Sinne verlaufe. Es sei immer wichtig, dass sich die Mutter wohlfühlt, sagt Nickel.

Es sei falsch, dass eine Geburt notwendigerweise mit traumatischen Schmerzen verbunden sein müsse. Hypnobirthing sei eine Art der mentalen Geburtsvorbereitung, bei der es darum gehe, Zugang zu dem Naturtalent zu finden, ein Kind sicher und gesund zur Welt zu bringen. Dabei handle es sich um ein Talent, das in jeder Frau stecke.

Weniger Schmerzen sind nicht das einzige Ziel

„Es ist nicht das erklärte Ziel, schmerzfrei zu sein“, betont Nickel. „Es gibt aber Frauen, die erzählen, dass sie keine Schmerzen hatten.“ Auch wenn das nicht bei jeder Frau so sei, hätten bisher alle etwas Positives aus Hypnobirthing mitnehmen können.

Während es manchen darum gehe, die Schmerzen zu reduzieren, würden andere die Geburt einfach nur selbstbestimmt, zuversichtlich und entspannt erleben wollen. Es gebe ganz unterschiedliche Herangehensweisen. Nickel will in ihren Kursen verschiedene Wege und Möglichkeiten aufzeigen, von denen sich jede Frau aussuchen kann, was für sie am besten passt. Es sei von Frau zu Frau verschieden, wie die Geburt abläuft und welche Techniken die Paare anwenden. Der Verlauf der Geburt hänge jedoch nicht nur von der inneren Einstellung, sondern auch von den Umständen ab.

In ihrem Kurs vermittelt sie unter anderem Atemtechniken, verschiedene Entspannungstechniken, Selbsthypnose und Visualisierungstechniken. Letztere basieren auf dem Phänomen, dass bildhafte Vorstellungen Vorgänge und Funktionen im Körper beeinflussen können.

Unsicherheit versetzt den Körper in Alarmbereitschaft

„Neben diesen konkreten Techniken geht es mir darum, die Eltern in ihrer Zuversicht und ihrem Vertrauen in sich, die natürlichen Mechanismen und ins Baby zu stärken, sodass sie mit positiver Einstellung in die Geburt gehen können“, sagt Nickel. Sie empfiehlt, Hypnobirthing-Kurse vier bis sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin abzuschließen.

„Man muss es wirklich wollen und sich dafür entscheiden“, betont Nickel. „Der Körper folgt dem Geist. Wenn der Geist zweifelt, spiegelt sich das im Körper wider.“ Würden Unsicherheiten und Ängste aufkommen, bringe das die Angst-Anspannung-Schmerz-Kette in Gang. Das versetze den Körper in Alarmbereitschaft.

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