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Synergieeffekte durch Zusammenschluss

Jugendfußballverein Stutensee bündelt Spieler aus vier Vereinen

Fußballvereine in der Hardt halten sich über Fusionen und andere Modelle fit für die Zukunft. Dabei muss man auch mal Kompromisse schließen.

Komlan Agbégniadan (rechts) vom FC Kirrlach hier im Zweikampf mit Chris Roosevelt Jones von Germania Friedrichstal beweist trotz seiner Größe von 165 Zentimeter eine enorme Sprunkraft.
Nicht nur auf dem Grün haben Fußballvereine zu kämpfen. Auch sinkende Spielerzahlen machen ihnen zu schaffen. Die Germania Friedrichstal tritt auf diesem Symbolbild gegen den FC Kirrlach an. Foto: Simone Kochanek

Schon seit längerer Zeit arbeiten Sportvereine landauf, landab aus unterschiedlichen Gründen zusammen. Oft wird dadurch der eigene Bestand gesichert. Doch wie funktionieren solche Modelle im Einzelnen? Wir haben einige Vereinsvertreter befragt nach der Situation, ihren Erfahrungen und ihrer Einstellung zu dem Thema.

„Es wird immer schwieriger“, klagt Jörg Hofheinz, sportlicher Leiter des Fußballclubs (FC) Spöck. Er meint damit sowohl die gestiegenen Kosten als auch den wachsenden Altersdurchschnitt der Mitglieder. Die Seniorenmannschaft könne dabei durch ehrenamtlichen Einsatz noch viel auffangen.

Auf die rückläufige Anzahl der Juniorenspieler reagierte man vor elf Jahren mit der Gründung eines eigenständigen Vereins, dem Jugendfußballverein (JFV) Stutensee, der die Jugendabteilungen von vier Vereinen bündelte, um wieder am Spielbetrieb teilnehmen zu können.

Wieder eine eigene zweite Mannschaft

Durchweg positive Erfahrungen machte der FC Viktoria Berghausen. Nachdem die zweite Mannschaft zwischenzeitlich abgemeldet werden musste, konnte ab der Saison 2019/20 eine Spielgemeinschaft mit dem TSV Wöschbach gegründet werden. „Jetzt konnten wir wieder eine eigene zweite Mannschaft melden und unterstützen die zweite Mannschaft des TSV Wöschbach mit einzelnen Spielern in einer Spielgemeinschaft Wöschbach 2/Berghausen 3“, erklärt Christian Eiffler, Vorstand Sport.

Durch solide Basisarbeit mit Fokus auf Spieler aus der Region, die sich kennen und einen guten Zusammenhalt entwickelten, konnten einige Spieler dazu gewonnen werden, so Eiffler weiter. Er betont aber auch die gute Zusammenarbeit mit dem TSV Wöschbach: „Wir haben auf Augenhöhe agiert, Probleme angesprochen und geklärt, so dass alle so zufrieden wie möglich waren und von der Kooperation profitieren konnten. Durch die eigenen ersten Mannschaften konnte die Identität bewahrt werden.“

Sinkende Zahl der Ehrenamtlichen ist ein Problem

Ein großer Freund von Fusionen ist Stephan Jacobsen, Vorsitzender des FC Germania Friedrichstal. Dabei steigen die Mitgliederzahlen nach eigenen Angaben stetig an. Das Problem sei eher die sinkende Zahl der ehrenamtlichen Helfer in Verbindung mit einer ungenügenden Unterstützung durch die Stadt Stutensee. „Zu viele Vereine ringen um zu wenige Mittel“, meint er. Die Synergieeffekte eines Zusammenschlusses könnten enorm sein.

Er bedauert die Vorbehalte einiger Vereine wegen des organisatorischen Aufwands. Eine Chance wäre für ihn, durch neue Namen, Wappen und Spielstätte keinen Verein zu bevorzugen. Auf lange Sicht hält Jacobsen Fusionen für unumgänglich, auch um die Verwaltung schlank zu halten. „Am Ende setzt sich durch, was wirtschaftlich effizient ist“, fasst er zusammen.

Auch der SV Blankenloch weist eine stabile Mitgliederzahl auf. Im älteren Fußball-Jugendbereich der über 13-Jährigen besteht jedoch seit einiger Zeit eine Spielgemeinschaft mit der Fußballvereinigung (FVgg) Weingarten. „Wir konnten das allein nicht mehr stemmen, der Aderlass war zu groß“, berichtet Jugendleiter Michael Gamer.

Zeitweise war selbst gemeinsam in einigen Altersklassen ein Spielbetrieb nicht möglich, und einzelne Jugendliche mussten als Gastspieler in anderen Vereinen untergebracht werden. Inzwischen sind alle Bereiche von der A- bis zur C-Jugend teilweise mit mehreren Mannschaften besetzt. Laut Gamer gibt es eine Absprache unter den Vereinen, dass Spieler im ersten Jahr nach der Jugendzeit bei ihrem Stammverein bleiben.

„Es ist zeitgemäß und notwendig, dass Vereine enger zusammenarbeiten, vor allem aus Verwaltungsgründen“, sagt Ralf Schütten, Vorsitzender des TV Hochstetten. Als Wettbewerber betrachtet er die Volkshochschulen, die Sportaktivitäten zu konkurrenzlosen Preisen anbieten können. Er verweist dabei unter anderem auf die explodierenden Energiekosten.

Kooperationen sind ein wesentliches strategisches Thema.
Ralf Schütten
TV Hochstetten

Der TV Hochstetten verfügt über zwei eigene Sporthallen, die er den Fußballern des örtlichen Fußballvereins stundenweise zu günstigen Konditionen zur Verfügung stellt. Diese sind sonst auf kommunale Hallen angewiesen, die gerade in der Winterzeit an ihre Grenzen stoßen.

„Kooperationen sind ein wesentliches strategisches Thema“, meint Schütten. Beim TV gebe es sie auf verschiedenen Gebieten. So befinde sich die Volleyball-Abteilung in regem Austausch mit dem TV Liedolsheim. Seit 20 Jahren bereits besteht die Handballspielgemeinschaft LiHoLi gemeinsam mit den Turnvereinen aus Linkenheim und Liedolsheim. Solche Partnerschaften können laut Schütten funktionieren und Traditionen könnten bewahrt werden, wenn „jeder ein bisschen zurücktritt, nicht an allem festgehalten wird und sich jeder auf seinen Hoheitsbereich konzentriert“.

Im Falle der Handballer seien dies der Juniorenbereich in Liedolsheim, in Linkenheim das Senioren-Turnier, während der TV Hochstetten die moderne Form des Beach-Handballs für sich entdeckt und mit dem Turnier zu Pfingsten „ein Stück Tradition zurückgeholt“ habe.

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