Seit dem sechsten Jahrhundert wird der Mittwoch vor dem sechsten Sonntag vor Ostern als Aschermittwoch bezeichnet. Mit ihm beginnt im christlichen Kirchenjahr eine 40-tägige Fastenzeit, die Passionszeit, die bis Ostern andauert.
Viele Menschen wenden in der Zeit nach Fastnacht den Blick nach innen und suchen neue Orientierung. Verzicht und sogar Askese spielen dabei eine Rolle.
Wir haben Menschen im nördlichen Karlsruher Landkreis nach ihren Fastenritualen befragt, die ja neben dem spirituellen auch durchaus einen gesundheitlichen Aspekt haben sollen.
Nicht für das Fasten geeignet
Mandy Smits aus Weingarten zum Beispiel kennt zwar viele Menschen in ihrem Umfeld, die für eine gewisse Zeit auf Alkohol und Zucker verzichten. Sie selbst aber hat es noch nie probiert und hält sich eher nicht dafür geeignet. „Da ist mein innerer Schweinehund einfach zu stark“, sagt die 44-Jährige lachend.
Die Notwendigkeit eines radikalen Lebensmittelverzichts sieht sie für sich auch nicht gegeben. „Ich gehe jeden Tag mit dem Hund raus und jogge viel. Da unsere Tochter keinen Zucker isst und sich unser Sohn aufgrund einer Gluten-Unverträglichkeit sehr bewusst ernähren muss, leben wir ohnehin sehr gesund“, sagt sie.
Jährlicher Aufenthalt im Fasten-Hotel
Thomas Erbrecht wiederum hat da einen ganz anderen Blickwinkel. Er verkauft im Winter mit seinem mobilen Stand in der Region Schaumküsse und andere Süßigkeiten. Der 56-Jährige heilfastet seit 20 Jahren.
„Damals war ich etwas übergewichtig, weil ich mit dem Rauchen aufgehört hatte, und wollte über das Fasten Kilos verlieren. Heute weiß ich, dass das Abnehmen nur ein Effekt von vielen ist. Es geht mehr um eine geistig-seelische Generalüberholung. Man wird quasi in seine Einzelteile zerlegt und neu zusammengebaut“, schildert der Süßwarenhändler seine Erfahrungen.
Einmal im Jahr geht es, meist im April, in ein Fasten-Hotel nach Bad Harzburg, wo er zwischen acht bis maximal 21 Tagen bei Kräutertee, Mineralwasser und klarer Gemüsebrühe fastet. Der Entzug bringt laut Erbrecht langfristig einen enormen körperlichen Gewinn, wobei der Gewichtsverlust nach sechs Monaten ausgeglichen sei.
In der Tat trainiert das Fasten nachweislich den Stoffwechsel. Denn wenn der Körper seine Energie nicht in die Verdauung stecken muss, können wichtige Zellreinigungsprozesse besser ablaufen. Der Verzicht auf Nahrung unterstützt somit die körpereigene Entgiftung und stärkt die Immunabwehr. Dennoch kann sich nicht jeder dafür begeistern.
Ständige ausgewogene Ernährung statt Fasten
Beatrice Poehnitzsch aus Staffort fastet nicht. Aber sie achtet seit vielen Jahren auf eine ausgewogene Ernährung, in der sie vor allem Zucker verzichtet. „Ich habe Gelenkprobleme und versuche dadurch etwas gegenzusteuern“, so die ehemalige Physiotherapeutin, die jetzt im Einzelhandel tätig ist.
Viel Gemüse, wenig Kohlehydrate, Wasser und Ingwer sollen ihr dabei helfen. „Früher habe ich bei Stress schnell zu Schokolade gegriffen, das mache ich jetzt nicht mehr“, erzählt die 55-Jährige.
Bewusste Ernährung durch Selbstversorgung
Thomas Stiefel aus Blankenloch fastet ebenfalls nicht. „Wir sind weitgehend Selbstversorger, haben Schafe, Obstbäume und einen Acker, da ernährt man sich ja ohnehin gesund und bewusst“, meint der 60-Jährige.
Dennoch gibt es auch bei ihm daheim zwei kleine Fastenrituale: „Am Gründonnerstag gibt es Spinat und freitags essen wir nur Fisch“, sagt Stiefel.
Gesunder Lebensstil statt Fasten
Denise Grolmus aus Graben-Neudorf sieht ebenfalls keine Notwendigkeit zu fasten. „Ich bin zwar katholisch und kenne diese Traditionen, aber wir machen das nicht“, so die 33-jährige Einzelhandelskauffrau. „Mein Mann ist Sportler, daher gibt es bei uns nicht viel Süßes. Wir kaufen regional vom Bauern, gute Ernährung ist uns wichtig.“