Skip to main content

Großes Interesse an Infoveranstaltung

Ausbau der Bahnstrecke von Mannheim bis Karlsruhe: Fokus auf dem Lärmschutz

Den geplanten Ausbau der Gütertrasse zwischen Mannheim und Karlsruhe wird es nicht zum Billigtarif geben. Lärm- und Umweltschutz stehen bei den betroffenen Kommunen ganz oben auf der Agenda.

Versammlung, Leute sitzen auf Podium
Bürger äußern ihre Bedenken: Auf dem Podium stellen (von links) Margit Rödder (stehend), Ansgar Mayr, Christian Jung, Christian Eheim, Nicolas Zippelius, Matthias Proske, Petra Becker und Armin Gabler ihre Positionen dar. Foto: David Heger

Der Name eines österreichischen Heiligen scheint beim größten Bahn-Bauprojekt in der Region allgegenwärtig – mal ausgesprochen, mal stillschweigend: Sankt Florian, eigentlich Schutzpatron der Feuerwehrleute – hier allerdings in seiner Funktion als Unruhestifter: „Wir brauchen keine Entscheidung nach dem Sankt-Florians-Prinzip. Die beste Lösung muss die Region gemeinsam finden“, fordert Stutensees Oberbürgermeisterin Petra Becker (parteilos).

Anlass für das Bekenntnis: Eine Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative (BI) Karlsruhe-Molzau zum Ausbau der Güterbahnstrecke von Mannheim bis Karlsruhe. Das Interesse ist groß, rund 200 Besucher drängen sich in der Sängerhalle Friedrichstal.

Zuletzt hat die Bahn 16 konkrete Streckenführungen vorgelegt, die teils links, teils rechts des Rheins verlaufen. Die sechs Varianten rechts des Rheins beträfen die Gemeinden im nördlichen Landkreis Karlsruhe in jedem Fall – nur, dass sich je nach Variante die Betroffenen unterscheiden.

Ausbau der Strecke Mannheim – Karlsruhe
Ausbau der Strecke Mannheim – Karlsruhe Foto: BNN

Ein Trassenbau zwischen Spöck und Staffort in Richtung A5 steht ebenso im Raum wie der Gleisbau zwischen Karlsdorf und Neuthardt. Im Osten von Graben-Neudorf sehen gleich drei der Vorschläge eine Trassenführung vor. Auch Routen entlang von Waghäusel und Hambrücken kommen infrage.

Überzeugt ist man bei der einladenden Bürgerinitiative von keiner der Optionen, aber: „Wir können den Trassenbau nicht verhindern und wollen es auch gar nicht“, formulierte Margit Rödder, Mitglied der BI Karlsruhe-Molzau.

Ihre Forderung, unabhängig von der Streckenvariante, die am Ende das Rennen macht: Investitionen müssten her. „Es gibt in der Region immer weniger Naturräume. Durch den Streckenbau darf es nicht zu noch mehr Lärm- und Umweltbelastung kommen. Hier muss die Bahn liefern.“

Auf dem Podium sorgen derweil die Bahn-Vorschläge für eine Stimmung zwischen kämpferisch und geeint: „Wir werden zwischen Mannheim und Karlsruhe keine Lösung finden, bei der es keine Betroffenheit gibt“, beschrieb Armin Gabler, Vertreter des Bunds für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in Baden-Württemberg, die Situation.

Es gibt klare Kriterien, unter denen die Region eine Trasse akzeptieren würde
Matthias Proske, Verbandsdirektor des Regionalverbands

In Anbetracht dessen betonte Matthias Proske, Verbandsdirektor des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein, demonstrative Einigkeit: „Es gibt klare Kriterien, unter denen die Region eine Trasse akzeptieren würde“, so Proske. Er sprach von einem „Preis der Akzeptanz“: „Nach dem Ausbau muss ein besserer Lärmschutz gegeben sein als heute ohne.“

Deshalb werde es die Gütertrasse nicht „zum Spartarif“ geben, ergänzte Graben-Neudorfs Bürgermeister Christian Eheim (SPD). „Ein Ausbau bedeutet Investitionen in den Naturschutz und die Menschenfreundlichkeit“, betonte Eheim und behielt sich vor: Sollte am Ende des Auswahlprozesses eine Antragsvariante stehen, die nicht überzeugt, werde man einen eigenen Vorschlag zur Streckenführung vorlegen.

Dabei hat der Graben-Neudorfer Rathauschef bereits Grund zum Aufatmen: Die Option, den Güterverkehr durch einen Anbau von Gleisen an die Bestandsstrecke bei Hockenheim mitten durch seine Gemeinde zu leiten, ist vom Tisch.

Seine Amtskollegin aus Stutensee bangt derweil weiter: „Eine trennende Trasse in Stutensee ist für mich undenkbar“, erteilte Oberbürgermeisterin Becker dem Vorschlag zum Gleisbau zwischen Spöck und Staffort eine Absage.

Bau entlang vorhandener Infrastruktur?

Zuspruch erhielt sie vom Landtagsabgeordneten Ansgar Mayr (CDU), der den Bau entlang vorhandener Infrastruktur befürwortet: „Ich unterstütze jede Trasse kompromisslos, die bestehende Verbindungen nutzt.“ Andere Trassen werde er dagegen „ebenso kompromisslos bekämpfen“.

Dazu werde es nicht kommen, betonte Christian Jung (FDP). Eine „Querfeldein-Lösung“ schloss der Landtagsabgeordnete kategorisch aus: „Wir reden hier über mögliche Trassen, die niemals kommen werden.“ Ein Bau sei nur entlang vorhandener Infrastruktur sinnvoll.

Auch Tunnellösungen halte er für unwirtschaftlich. „Es bleibt nur eine Möglichkeit“, so Jung. Er prognostizierte eine Trasse entlang der bestehenden Schnellfahrtstrecke und A5. „Seien Sie versichert“, legte er sich fest.

Eine Ansicht, die an diesem Abend nicht alle teilen: „Es ist nicht die Stunde, um Varianten auszuschließen“, entgegnete Armin Gabler. Er wolle sich „nicht als Prophet betätigen“. Stattdessen gelte es, „weiter wachsam zu bleiben“.

„Mit gemeinsamer Geschlossenheit wird man ein bestmögliches Ergebnis erreichen“, sagte der in Weingarten aufgewachsene Bundestagsabgeordnete Nicolas Zippelius (CDU).

nach oben Zurück zum Seitenanfang