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Tipps von Natur-Experten

Die tierischen Untermieter kommen

Langsam kündigt sich der Herbst an. In vielen Häusern in Dettenheim, Stutensee, Walzbachtal oder in den anderen Gemeinden der Hardt haben sich neue Untermieter breit gemacht. Natur-Experten aus dem Landkreis raten zu Gelassenheit im Umgang mit Insekten, Spinnen und kleinen Säugetieren.

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Lauter Untermieter: Siebenschläfer machen es sich gerne für die Wintermonate im Dachstuhl gemütlich. Bevor der Winterschlaf der Tiere beginnt, ist aber zunächst einmal ihr Getrappel beim Nestbau zu hören. Foto: Lechner

Langsam kündigt sich der Herbst an. Die ersten kalten Nächte gab es schon und mit ihnen haben sich still und leise in vielen Häusern in Dettenheim, Stutensee, Walzbachtal oder in den anderen Gemeinden der Hardt neue Untermieter breit gemacht. So wie jedes Jahr im frühen Herbst wenn die Sonne tagsüber noch kräftig wärmt und die Temperaturen in wolkenlosen Nächten nur noch knapp über den Gefrierpunkt fallen.

Von unserem Mitarbeiter Franz Lechner

„Viele Insekten und auch einige Säugetiere nutzen jetzt die Tatsache, dass viele Menschen tagsüber noch die Terrassentür oder auch ihre Fenster offen lassen um ein scheinbar sicheres und warmes Plätzchen für den Winter zu finden“, erklärt der Landschaftsökologe Peter Zimmermann. Der Heuschreckenfachmann, der im Regierungspräsidium Karlsruhe für den Artenschutz im Regierungsbezirk Karlsruhe zuständig ist, nennt die Südliche Eichen- und die Südliche Sichelschrecke als Beispiele für Insekten, die oft schon früh im Herbst in die Wohnung eindringen.

Heuschrecken kommen rein  leben aber nicht lange

„Beide Heuschreckenarten sind erst in den letzten Jahrzehnten aus Südeuropa bei uns eingewandert und sind daher besonders Kälteempfindlich“, erklärt der Landschaftsökologe, warum die grün gefärbten harmlosen Schrecken auch jetzt schon häufig in Wohnungen zu finden sind. Selbst wenn sie dort nicht bemerkt werden, hilft ihnen die neue Heimat aber nicht lange. Mehr als ein paar Wochen überleben die beiden Heuschrecken ihre Artgenossen im Freien nämlich auch im Schutz menschlicher Behausungen nicht. „Heuschrecken haben ohnehin nur eine Lebensspanne von ein paar Monaten, spätestens am Ende der Vegetationsperiode sterben sie“, erklärt Zimmermann. Dazu kommt, dass ihnen wie vielen anderen Insektenarten, die im Herbst in Wohnungen eindringen, die trockene Luft in geheizten Räumen auf Dauer  nicht guttut.

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Stille Anmut: Wie Scheintote überwintern Schmetterlinge im Haus. Foto: Lechner

Spinnenläufer und Tagpfauenauge

Von einem weiteren Neubürger aus dem Süden, der jetzt verstärkt in Wohnungen auftaucht berichtet der Friedrichstaler Landschaftsökologe Klaus Hofmann. „Seit einigen Jahren breitet sich der Spinnenläufer bei uns im Südwesten aus und diese zu den Hundertfüßern zählenden Tiere sind gerade in der kalten Jahreszeit auch schon in Wohnungen in der Hardt entdeckt worden, berichtet der Stellvertretende Geschäftsführer des Naturschutzzentrums Rappenwörth. Dagegen überwintern Schmetterlinge wie das Pfauenauge oder der Kleine Fuchs eher im Keller, in Abstellkammern oder in kühlen Treppenhäusern als in Wohnräumen.

„Ich hatte früher zu Lüftungszwecken lange die Kellerfenster offenstehen und daher über Winter immer wieder Tagpfauenaugen in meinem Keller in Friedrichstal“, bestätigt Hofmann und erklärt dann warum einige Schmetterlingsarten und andere Insekten nicht nur in Kellern, sondern auch in Dachstühlen oder Garagen überwintern: „Es geht für die Tiere einerseits darum, strengen Frost zu meiden, und andererseits brauchen Insekten in der so genannten Winterstarre, in der sie überwintern, Schutz vor Fraßfeinden.“ Schmetterlinge hängen daher mit zusammengefalteten Flügeln bewegungslos wie Scheintote an der Decke von Kellern, Speichern oder Gartenhäusern.

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Stille Anmut: Wie Scheintote überwintern Schmetterlinge im Haus. Foto: Lechner

Marienkäfer überwintern gern in Kolonien

Besonders auffällig werden oft „Winterkolonien“ von Marienkäfer. „Die drängen sich oft zu Dutzenden oder Hunderten bei uns im Naturschutzzentrum in einer dunklen Ecke zusammen“, erzählt Hofman. Wenn es dann am Ende des Winters wieder wärmer wird, erwachen Schmetterlinge, Marienkäfer und andere Insekten aus ihrer Winterstarre und da dann meist Keller oder Speicherfenster geschlossen sind, suchen die Tiere jetzt oft vergebens nach einem Ausgang aus ihrem sicheren Winterversteck. „Wer also verhindern will, dass Schmetterlinge, Marienkäfer und andere Insekten im nächsten Frühjahr im Keller oder Speicher verhungern, sollte in den ersten milden Vorfrühlingstagen die Fenster wieder öffnen“, rät der Landschaftsökologe.

Putzig aber lautstark beim Nestbau: der Siebenschläfer

Aber es sind nicht nur beliebte oder nützliche Tiere wie Schmetterlinge, Florfliegen oder Marienkäfer, die jetzt den Schutz menschlicher Behausungen suchen. „Ich hatte in diesem Herbst schon wieder mehrfach Wanzen in der Wohnung“, berichtet Hofmann. Auch die putzig aussehenden, aber oft sehr lautstarken Siebenschläfer suchen für ihren langen Winterschlaf oft ein gemütliches und warmes Plätzchen in der Nähe des Menschen. Während die kleinen Kobolde aber über Winter Ruhe geben, bleiben die Mäuse, die jetzt in Schuppen oder Häuser eindringen auch im Winter aktiv. „Ich hatte mal tagelang eine Maus in meinem Schlafzimmer, das war nicht schön“, erinnert sich Hofmann.

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Nützliche Gesellen: Im Herbst zieht es die Winkelspinne nach innen. Foto: Lechner

Spinnen: Fachmann wirbt für Toleranz

Am unbeliebtesten von all den Tieren, die sich im Winter bei uns einnisten, sind aber eindeutig Spinnen und die langbeinigen Weberknechte. „Dabei sind sie die beste Waffe im Kampf gegen Fliegen, Wanzen, Stechmücken und andere Kälteflüchtlinge“, rät Hofmann zu ein wenig mehr Gelassenheit.

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