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Damals und heute

Erste Friedrichstaler Kleinkinderschule wandelte sich zu modernem Friseursalon

Bis ins Jahr 1846 zurück reicht die Geschichte des Hauses in der Friedrichstaler Rheinstraße 11. Die erste Kleinkinderschule des Ortes wandelte sich zuletzt zum Friseursalon.

Friedrichstaler Kleinkinderschule
Niedliches Dorfhäuschen: 1900 zierte die Friedrichstaler Kleinkinderschule ein Plakat zur Feier des Ortsjubiläums. Elf Jahre später verlor sie ihre Funktion und wurde verkauft. Foto: Archiv Dieter Hengst

Das Haus in der Rheinstraße Ost 11 in Stutensee-Friedrichstal hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Rund 70 Jahre lang gehörte es Walter Giraud. Bis zur Rente betrieb er dort seinen Friseursalon. Nach Girauds Tod mit 91 Jahren stand das Anwesen 2022 zum Verkauf. Seine Vorgeschichte reicht zurück bis ins Jahr 1846.

Damals beantragte Pfarrer Leonhard Reinmuth am 24. Januar mit Bürgern bei der großherzoglichen Oberschulkonferenz die dann am 9. Mai genehmigte Kleinkinderschule. Eröffnet wurde sie in einem Privathaus.

Am 4. April 1850 fanden sich der Pfarrer und acht Bürger zusammen, um von Küfer Jakob Gorenflo mit Spendengeldern einen Platz zu kaufen. Dort entstand ein Neubau. Unter dem Vorstand gottesfürchtiger Männer und betreut von Ordensschwestern wurden die Kinder im Glauben unterwiesen.

Kleinkinderschule bekam 1911 einen Neubau

Am 6. Juli 1899 ging die Kleinkinderschule an die evangelische Kirchengemeinde über. Als 1911 in der heutigen Hildastraße 18 der Neubau eingeweiht wurde, verlor die Einrichtung ihre Funktion. Carl Lacroix erwarb das Gebäude. Später vermieteten es seine Erben, bis sie es an Walter Giraud verkauften.

Giraud absolvierte 1944 sein erstes Lehrjahr bei einem Friseur in Karlsruhe. Zuerst ging er seinem Metier an einem Abend pro Woche in der Küche in seinem Elternhaus in der Rheinstraße 63 nach. Im Juli 1953 legte er seine Meisterprüfung ab und betrieb dann in der alten Kinderschule zuerst ein kleineres Geschäft. Bereits Girauds Vater Alfred, der als Heizer im Sägewerk Kampmann arbeitete, hatte das Friseurhandwerk gelernt.

Alter Friseursalon Friedrichstal
Wechselvolle Geschichte: Das Gebäude der ab den 50er-Jahren zu einem modernen Friseursalon umgebauten und erweiterten alten Kinderschule blieb als Wohnhausäuerlich unverändert. Foto: Alexander Werner

Fotos zeigen die Kleinkinderschule 1899 gut in Schuss, ein halbes Jahrhundert später aber ziemlich mitgenommen. Zuerst ließ Giraud das alte Haus umbauen und ein Schaufenster einsetzen. 1955 schaltete er in den Ortsnachrichten eine Anzeige zur Eröffnung seines Damen- und Herrenfrisiersalons mit Parfümerie am 28. Juni.

Dazu berichtete das Blatt von den siebenwöchigen Arbeiten im Zeichen des Fortschritts: Wer sich vor 50 Jahren auf der Schulbank noch eines üppigen Haarwuchses erfreut habe, sitze heute im selben Raum auf einem modernen Ölpumpenstuhl und müsse feststellen, wie in der Zwischenzeit das Haar dünn und grau geworden sei.

Aus Kleinkinderschule wurde Wohn- und Geschäftshaus

Die BNN berichteten 1964 anlässlich einer umfassenden Renovierung mit Ausdehnung des Damensalons, wie sich das niedliche Häuschen nach Um- und Neubau zu einem ansprechenden Wohn- und Geschäftshaus gewandelt habe. Der Salon habe einen so regen Zuspruch von nah und fern erlebt, dass die Platzverhältnisse immer schlechter wurden.

Die alte Kinderschule habe ihr trautes Großmuttergesichtchen verloren und schaue jetzt sehr stolz und städtisch drein. Erst recht würde die in Gott ruhende Schwester Philippine staunen, könnte sie sehen, wie ihr Häuschen groß geworden und nicht mehr wiederzuerkennen sei, hieß es in den BNN im Rückblick auf die Historie.

In der begleitenden Anzeige warb Giraud mit modischer Frisur, neuzeitlicher Haarschneidetechnik, natürlicher Dauerwellung und individueller Tönung.

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