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Interview

Geplantes Geothermie-Kraftwerk in Graben-Neudorf: Bürgermeister Eheim steht Rede und Antwort

Theoretisch ist es eine prima Sache, warmes Wasser aus der Tiefe der Erde zu holen und aus dessen Strom zu gewinnen. In der Praxis tauchen dann doch einige Fragen auf - Christian Eheim, der Bürgermeister von Graben-Neudorf, steht Rede und Antwort.

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Wünscht sich mehr Mitsprache: Bürgermeister Christian Eheim. Foto: N/A

Die erneuerbaren Energien sind schon länger auf dem Vormarsch. Die aktuelle Klimaschutzdebatte hat ihnen nochmals neuen Schub gebracht. Die Erdwärme ist daher wieder ein großes Thema, nachdem sie – Stichworte Staufen und Landau – ein wenig ins Hintertreffen geraten war.

Theoretisch ist es eine prima Sache, warmes Wasser aus der Tiefe der Erde zu holen, aus dessen Wärme Energie in Form von Strom zu gewinnen, und das Wasser wieder ins Erdreich zurückzupumpen. In der Praxis tauchen dann doch einige Fragen auf, zu denen sich Christian Eheim, der Bürgermeister von Graben-Neudorf, gegenüber unserem Redaktionsmitglied Matthias Kuld äußert. In der Gemeinde plant die Deutsche Erdwärme ein Geothermie-Kraftwerk.

Herr Eheim, schildern Sie einmal den Sachstand dieses Projekts.

Eheim: Die Deutsche Erdwärme hat zunächst eine Bauvoranfrage gestellt, in der es allein um das Betriebsgebäude für die Geothermie-Anlage ging.

Klingt zunächst unspektakulär. Was steht dahinter?

Eheim: Die Bauvoranfrage beleuchtete allein die Frage der Zulässigkeit eines Gebäudes zur Energiegewinnung im nicht überplanten Außenbereich. Das Baugesetzbuch ist hier eindeutig. Gebäude zur Energiegewinnung sind privilegiert. Eine Ablehnung der Bauvoranfrage wäre rechtswidrig gewesen, und wir wären sicher binnen weniger Tage vom Landratsamt überstimmt worden. Die eigentliche Entscheidung darüber, ob das Geothermiekraftwerk gebaut und betrieben werden darf, fällt ohnehin im bergrechtlichen Verfahren beim Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe in Freiburg.

Wo ist das Problem? Sie sind doch sicher auch für die „Erneuerbaren“ zu haben …

Eheim: Das schon. Aber das Land Baden-Württemberg und die Deutsche Erdwärme würden gut daran tun, das Projekt nicht über das Knie zu brechen. Die Bürger in Graben-Neudorf haben viele Fragen. Kommt es zu Setzungen? Gibt es seismische Aktivitäten? Wie wird das Grundwasser geschützt? Denken Sie nur ganz aktuell an das Erdbeben im Elsass, das auf ein Geothermie-Projekt zurückzuführen ist. Die französische Präfektur Bas-Rhin hat die Anlage vorerst stillgelegt. Vor diesem Hintergrund gibt es einiges an Skepsis in der Bürgerschaft. Deswegen lege ich Wert auf ein transparentes Verfahren, das die Deutsche Erdwärme auch versprochen hat.

Das geplante Kraftwerk

Thermalwasser aus etwa 3 000 Metern Tiefe soll das Kraftwerk antreiben. Als Standort vorgesehen ist ein Zwei-Hektar-Gelände am östlichen Ortsausgang Graben-Neudorfs im Anschluss an das SEW-Parkhaus und das Umspannwerk der EnBW. Es gehört dem Land. Das Betriebsgebäude ist mit rund 42 auf 20 Metern Grundfläche und einer Höhe von etwa zwölf bis 15 Metern geplant. Entlang der Bahnlinie nach Bruchsal sollen Luftkühler auf einer maximalen Länge von 190 Meter etwa 15 Meter entstehen

Hilfreich in der Debatte wäre ja ein Referenzobjekt. Kennen Sie eines?

Eheim: In Bruchsal gibt es schon lange ein Geothermiekraftwerk. Aber eines in der Dimension des in Graben-Neudorf geplanten kenne ich in der Region nicht.

Was ist das zentrale Problem, das Sie in dieser Sache umtreibt?

Eheim: Dass wir als Gemeinde bei dem Thema kein wirkliche Mitsprache haben. Im bergrechtlichen Verfahren, das vom Regierungspräsidium Freiburg gesteuert wird, werden wir nur angehört. Mehr aber auch nicht. Welche Wünsche haben Sie diesbezüglich? Eheim: Die Deutsche Erdwärme und die zuständigen Behörden müssen Gemeinde und Bürger umfassend informieren. Dies wurde uns zugesagt. Nachdenklich stimmt mich, dass das Land Baden-Württemberg offenbar kurz vor dem Abschluss des Grundstücksverkaufs an die Deutsche Erdwärme steht. Auch damit werden ein Stück weit vorab Fakten geschaffen.

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