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Heimkehr nach 422 Jahren

Große Freude über Erwerb des „Stafforter Buchs“

Stutensee und im Besonderen Staffort darf jetzt einen historischen Schatz sein eigen nennen. Auf Initiativen von Holger Müller erwarb die Stadt mit Unterstützung der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe eine Originalausgabe des bekannten „Stafforter Buchs“.

Stafforter Buch
Rares Zeitdokument: Aktuell sind lediglich noch vier Originalausgaben der 1599 im später zerstörten Stafforter Schloss gedruckten Bekenntnisschrift des Markgrafen bekannt. Foto: Alexander Werner

Der evangelische Gemeindepfarrer Büchenau-Staffort hatte das Werk von Markgraf Ernst Friedrich aus dem Jahr 1599 bei einer Internetauktion entdeckt.

„Wir freuen uns riesig, dass dieser Tag kommen konnte“, betonte Müller zur Präsentation des kultur- und religionsgeschichtlich bedeutenden Werks bei einer Pressekonferenz in der Stafforter Kirche. „Es würdigt nicht nur den Ort, sondern reicht als Bekenntnisschrift weit darüber hinaus“, hob er hervor. Gleichzeitig wurde das von Müller anhand des Originals aus dem Altdeutschen übersetzten, sprachlich angepasste und mit Aufsätzen ergänzte „Stafforter Bekenntniss“ vorgestellt.

Es handelt sich um ein Kernstück des Stafforter Buchs, in dem der Markgraf in Zeiten widerstreitender protestantischer Richtungen versuchte, die lutherische mit der calvinistischen Lehre zu versöhnen.

Ich war überrascht, wie groß die Begeisterung und Zustimmung dafür bei der Stadt war.
Manfred G. Raupp, Herausgeber

Herausgeber Manfred G. Raupp hob hervor, wie gut sich das Buch in die 200-Jahr-Feier der badischen Landeskirche einfügt. Diese vereinte 1821 unterschiedliche Richtungen in Baden unter einem Dach. Für Müller war der Zeitpunkt insofern ideal, um sich an die Stadt zu wenden. „Ich war überrascht, wie groß die Begeisterung und Zustimmung dafür bei der Stadt war“, sagte er.

Oberbürgermeisterin Petra Becker (parteilos) wies darauf hin, wies sehr sich Ortsvorsteher Wilhelm-Ludwig Heidt und Bürgermeister Edgar Geißler für den Ankauf stark machten. Müller hatte den amerikanischen Anbieter bewogen, 20 Prozent nachzulassen, so dass das Buch schließlich im Dezember für 3.000 Euro den Besitzer wechselte.

„Es war wichtig, dieses Werk von hohen historischen Wert heimzuholen“, betonte Becker. Dazu biete die Neuausgabe die Möglichkeit, Einblick und Verständnis in die Geschichte zu vertiefen und Impulse für das heutige Leben zu geben.

Heimgeholt wurde das Buch im wahrsten Sinn des Wortes. Herausgeber Raupp, der etwa auch das Stafforter Familienbuch verfasst hat, erläuterte, dass es einst im Stafforter Schloss gedruckt wurde.

Präsentation in Festgottesdienst

Die Neuauflage des Stafforter Buchs im J.S. Klotz Verlagshaus ist für 15,90 Euro im Stafforter Bürgerbüro erhältlich und kann auf Nachfrage auch versandt werden. Erstmals werden Original und Neuausgabe vom 1. bis 8. August in der evangelischen Kirche Staffort im Festgottesdiensten vorgestellt und in einer Ausstellung zugänglich gemacht.

Die Auflage habe damals bei mindestens 50 Exemplaren gelegen. Man wisse lediglich von drei weiteren erhaltenden Originalausgaben in Karlsruhe, Durlach und München. Zur Neuausgabe trug Raupp einen Aufsatz zum Schloss bei, das im Krieg 1689 endgültig zerstört wurde. Einen Bogen zu Stutensee schlug er mit dem Hinweis, dass Bruchsteine zum Bau des Stutenseer Jagdschlosses verwendet wurden.

„Ein so bedeutsames Projekt unterstützen zu dürfen, lässt auch bei uns die Herzen höher schlagen“, bekräftigte Bernhard Sauer für die Sparkassenkulturstiftung. Für die Landeskirche gingen Nordbadens Prälat Traugott Schächtele und Hans-Georg Ulrichs näher auf die theologische Bedeutung des Buchs ein. „Das Schöne ist, dass es ein Ausdruck für die typische badische Zusammenführung unterschiedlicher Strömungen ist“, so Schächtele.

Verleger Jeff Klotz sprach bei der Neuauflage von einem spannenden Projekt, das ein Beitrag sei, gesellschaftliches Interesse wach zu halten. Ortsvorsteher Heidt war aus gesundheitlichen Gründen abwesend und erklärte im Nachgang: „Ich bin sehr froh, dass wir das Buch heimgeholt haben. Es ist ein unglaublicher Zugewinn für Staffort und ein Beitrag zum Erhalt von Kulturgut.“ Das Original wird in der Ortsverwaltung in einem Tresor verwahrt. Am Eingang wird dazu eine Infotafel aufgehängt.

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