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Internationales Fest

Wie Menschen aus anderen Ländern Weihnachten im nördlichen Landkreis Karlsruhe feiern

Wie feiern Leute aus fremden Ländern an Weihnachten? Drei Menschen erzählen, wie sie die Weihnachtstradition aus ihrem Heimatland mit der deutschen verknüpfen oder zweimal Weihnachten feiern.

Pesebre
Die bolivianischen Tonfiguren von Patricia Illanes-Wilhelm haben in der Pfälzer Krippe ein zu Hause gefunden. Foto: Patricia Illanes-Wilhelm

Die Sehnsucht nach ihrem Heimatland Bolivien und ihrer Stadt La Paz wird zu Weihnachten bei Patricia Illanes-Wilhelm sehr groß. So groß, dass sie einzelne Erinnerungen und Bräuche aus den Anden in das Weihnachten in Stutensee einflicht.

In ihrer Kindheit und Jugend in der Metropole La Paz war sie bolivianische Katholikin. In dieser Glaubensrichtung verschmilzt der römische Katholizismus mit indigenen Traditionen. „Weihnachten war in den Kirchen immer lauter und chaotischer als hier in Deutschland. Es wurde gesungen und getanzt“, erinnert sie sich.

Vor der Heirat mit ihrem deutschen Mann konvertierte sie und wurde Protestantin. Trotzdem verlor sie den anderen Teil nicht: „Ich bin katholisch und ich bin evangelisch“, beschreibt sie.

„Nur die Madonna, die in Bolivien an jeder Straßenecke steht und in jedem Haus verehrt wird, vermisse ich bei den Protestanten gerade zur Weihnachtszeit“, sagt sie. Zentral ist beim Weihnachtsfest in ihrer Heimat die große Krippe, die Pesebre. Sie wird in Bolivien zum Mittelpunkt der Feier.

Das Krippenhaus von Patricia Illanes-Wilhelm stammt aus der Pfalz, der Heimat ihre Mannes. Sie füllte es mit ihren bunten bolivianischen Figuren aus Ton. „Bei mir verschmelzen Baden, Pfalz und bolivianische Tradition“, sagt sie. Um Mitternacht zum 24. Dezember zündet sie mit ihrer Familie vor dem Krippenhaus eine Kerze an.

Aus Eritrea nach Stutensee: Lydia Bisrat-Bonommi feiert Weihnachten doppelt

Lydia Bisrat-Bonommi stammt aus dem afrikanischen Eritrea und gehörte dort zur orthodoxen Minderheit. Auch sie kombiniert das Weihnachtsfest ihrer Heimat mit der deutschen Feier in Stutensee. Weil das orthodoxe Weihnachten am 7. Januar stattfindet, feiert sie mit ihrer Familie in der Hardt zweimal. Am 24. Dezember wird nach deutscher Tradition gefeiert. Am 6. Januar aber erinnert sie sich an ihre Kindheit in Eritrea, wo die reichen Leute ein Lamm, die Armen ein Hühnchen schlachteten.

Eritrea Kaffee
Bei der eritreischen Weihnacht ist das Kaffeetrinken ein festes feierliches Ritual. Lydia Bisrat-Bonommi aus Stutensee freut sich jedes Jahr darauf. Foto: Lydia Bisrat-Bonommi

Nach einer Kaffeezeremonie früh am Morgen fand ein Gottesdienst statt. Die Kinder bekamen neue Kleidung geschenkt. Mittags wurde der Pannetone angeschnitten, ein italienischer Kuchen und fester Bestandteil beim Fest in der ehemaligen italienischen Kolonie.

Hier in Deutschland telefoniert Lydia Bisrat-Bonommi am 6. und 7. Januar mit ihrer Familie, die in den USA, im Sudan und in ganz Europa verstreut lebt. Im vergangenen Jahr stellten sie sogar eine Videokonferenz auf die Beine.

Weil ihr Mann katholisch ist, geht die Familie hier auch in den katholischen Gottesdienst. Eine orthodoxe Kirche hat die Eritreerin noch nicht besucht. „Mir ist das gleich. Ich will an Weihnachten einfach nur in ein Gotteshaus“, sagt sie.

Heiligabend in Walzbachtal ist dem Brauch aus Finnland gewidmet

Bei Liisa Heinze, gebürtige Finnin, ist Weihnachten auch in zwei Kulturkreise aufgeteilt. Heiligabend in Walzbachtal ist dem finnischen Brauch gewidmet. Die beiden anderen Feiertage feiert sie bei ihren Schwiegereltern nach deutscher Tradition.

In der Nacht zum 24. Dezember wurde in ihrer Kindheit der Weihnachtsschinken zubereitet. Der Weihnachtsmann, Joulupukki, lebt abgeschieden an der russischen Grenze in Lappland und machte sich in dieser Zeit auf den Weg. Wenn er am nächsten Morgen eintrifft, warten die Finnen bei Heringssalat schon auf den Friedensruf aus der Stadt Turku. Er wird im Fernsehen übertragen und vom Direktor der Stadtverwaltung verlesen. Danach ertönt die Nationalhymne.

Liisa Heinze
Die Finnin Liisa Heinze wartet an jedem Weihnachten auf den „Joulupukki“, den finnischen Weihnachtsmann, der sie auch in Walzbachtal besucht. Foto: Liisa Heinze

„Die ganze Stadt macht sich dann auf den Weg zum Friedhof, um der Toten zu gedenken“, erinnert sich Liisa Heinze. „Es fahren keine Busse, alles steht still um diese Zeit. Die Menschen gehen zu Fuß“, sagt sie. Bevor am Abend der Weihnachtsschinken gegessen wird darf eine Tradition nicht fehlen: die Sauna. Ob groß oder klein, zu Weihnachten ist sie ein fester Bestandteil des Festes.

„Hier in Deutschland gibt es an Heiligabend ein kleines finnisches Weihnachten“, sagt Heinze. „Es gibt Kassler statt Weihnachtsschinken. Und Joulupukki schaut auch bei uns vorbei, bevor wir zu den Schwiegereltern im Osten Deutschlands aufbrechen.“ Am 6. Dezember ist in Finnland kein Nikolaustag wie in anderen Ländern,dafür aber ein ähnliches großes Fest: „An diesem Tag wurden wir Finnen unabhängig“, sagt Liisa Heinze.

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