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Zukunft der Energie

Geothermie-Projekt in Weingarten ist einen Schritt weiter

Zwar gibt es bei den Mitgliedern des Weingartener Gemeinderats noch Fragen, aber: Grundsätzlich steht das Gremium der Geothermie positiv gegenüber. Ein Experte soll weitere Hintergründe in einem Vortrag beleuchten.

Innenaufnahme des Geothermiekraftwerks Bruchsal des Energiekonzerns EnBW. (zu dpa: «Erdbeben, Risse und Goldgräberstimmung - quo vadis Geothermie?») +++ dpa-Bildfunk +++
Weingarten ist bei der Geothermie einen Schritt weitergekommen. In Bruchsal gibt es bereits ein Geothermiekraftwerk. Foto: Uli Deck picture alliance/dpa

„Wir sitzen hier auf einem Hotspot, der beim Baggersee liegt, und wollen uns dem Thema nähern, aber nicht morgen schon beginnen“, umriss Bürgermeister Eric Bänziger (parteilos) die Situation zur Geothermie. In der Sitzung des Gemeinderates am Montagabend bat er die Gemeinderäte um ihre Einschätzung.

In der Sitzung der Vorwoche hatte der Gemeinderat die Aufsuchung der Geothermie sowie Sole und Lithium grundsätzlich befürwortet, vor allem vor dem Hintergrund des Klimaziels „CO2-frei bis 2035“. „Wenn wir dieses Ziel erreichen wollen, sind wir auf über 50 Prozent Geothermie angewiesen“, sagte Bänziger.

Für die Zukunft solle das Thema aufgearbeitet und vermittelt werden. „Heute gilt: Wir stehen dem Thema Geothermie positiv gegenüber.“

Erlaubnis des Bergamtes Freiburg ist notwendig

Das Projekt befinde sich in einem frühen Stadium, in dem zunächst ein Antrag auf ein Aufsuchungsgebiet gestellt werde. Erst dann würden im nächsten Schritt seismische Messungen durchgeführt und geologische Information über den Untergrund gesammelt.

Heute gilt: Wir stehen dem Thema Geothermie positiv gegenüber.
Eric Bänziger, Bürgermeister

Im dritten Schritt erfolgte eine Probebohrung. Und erst wenn diese erfolgreich sei, könne mit der eigentlichen Förderung begonnen werden. Jeder dieser Schritte bedürfe einer Erlaubnis des Bergamtes in Freiburg. Wenn ein bergrechtliches Verfahren laufe, habe die Gemeinde kein Mitspracherecht. Auch die Bodenschätze gehörten ihr nicht.

Experte soll über den aktuellen Stand zum Thema Geothermie berichten

Nun hatte der offene Brief einer Karlsruher Bürgerinitiative gegen Tiefengeothermie an den Gemeinderat für Unruhe gesorgt. Durch die Tiefenbohrung könnten Erdbeben ausgelöst werden, warnten sie. „Die Wissenschaft ist weiter als vor 20 Jahren. Momentan wird mit geringeren Drücken gearbeitet, um keine Erdbeben auszulösen“, sagte der Bürgermeister.

Ich bin überfordert. Auch von Bürgern habe ich viele E-Mails mit Nachfragen bekommen.
Friederike Schmid, SPD

Zugleich empfahl er einen Vortrag von Karl-Friedrich Ziegahn. Ziegahn ist Professor, seit 2020 im Ruhestand, und war Leiter des Bereichs „Natürliche und Gebaute Umwelt“ am KIT. Er könne die Gemeinderäte zum aktuellen Stand in der Geothermie informieren.

Matthias Görner (FDP) sagte, seine Fraktion stimme zu. Hans-Martin Flinspach (WBB) sagte, es handele sich zunächst nur um eine Aufsuchung mit dem Ziel des Erkenntnisgewinns: „Erdwärme ist grundlastfähig und im Vergleich zu flatterhafter Windenergie verlässlicher.“

Geothermie sorgt für Diskussionen im Rat

Aus Reihen der SPD bemängelte Werner Burst zu wenig Informationen. Er wolle sich deshalb „positiv enthalten“. Sonja Güntner (Grüne Liste) dagegen meinte, die Gemeinde sei „auf Geothermie angewiesen“. Diese Chance dürfe sie nicht verstreichen lassen. Für Jörg Kreuzinger (CDU) war dagegen „vieles nicht klar“.

Seiner Fraktionskollegin Andrea Friebel ging es „zu schnell“. Friederike Schmid (SPD) bekannte: „Ich bin überfordert. Auch von Bürgern habe ich viele E-Mails mit Nachfragen bekommen.“ Timo Martin (WBB) sagte, dass der Gemeinderat zwar förmlich beteiligt werde. Jedoch sollte die Mitbestimmung nicht überschätzt werden.

Carolin Holzmüller (FDP) gab sich selbstbewusst: „Wir sind hier, um das Heft in der Hand zu halten. Ich empfehle, Fragen zu stellen und den Vortrag von Professor Ziegahn abzuwarten.“

Gemeinderat befürwortet Antrag einstimmig

Auch Nicholas Schmitt, Klimaschutzbeauftragter der Gemeinde, sprach für eine Zustimmung. „Es geht zunächst nur um die Reservierung, dass die Deutsche Erdwärme die Aufsuchung machen darf.“ Der Rat gebe damit noch keine Zustimmung zu etwas, das er nicht rückgängig machen könnte. Selbst wenn es an die Betriebsplanung gehe, könne der Gemeinderat noch entscheiden.

Anschließend befürwortete der Gemeinderat einstimmig den Antrag zur Aufsuchung von Erdwärme, Sole und Lithium durch die Deutsche Erdwärme GmbH auf der Gemarkung Weingartens.

Zugleich beauftragte er die Verwaltung, die Stellungnahme an das zuständige Regierungspräsidium, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau abzugeben.

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