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Wird Essengehen bald zum Luxus? 

Wirte in der Hardt haben Angst vor Mehrwertsteuer: „Die Deutschen sparen als Erstes beim Essen“

Der Steuersatz soll zum Jahreswechsel wieder auf Vor-Corona-Niveau steigen. Gastronomen im nördlichen Landkreis Karlsruhe sehen das kritisch.

Drei Mitarbeiter der Gastronomie stehen vor einem Tresen in einem Restaurant.
Adrian Cojocaru, Chef des „Hopfengarten“ in Leopoldshafen, und seine Mitarbeiterinnen Janina Ionescu (rechts) und Olga Gellert befürchten Preissteigerungen in der Gastronomie. Foto: Volker Knopf

Während der Corona-Pandemie wurde die Mehrwertsteuer in der Gastronomie von 19 auf sieben Prozent gesenkt, um die Betriebe zu entlasten. Ende des Jahres soll der alte Steuersatz für Speisen zurückkehren – sehr zum Missfallen der Gastronomie auch im nördlichen Karlsruher Landkreis.

„Wir haben ohnehin schon mit hohen Energiepreisen und Inflation zu kämpfen“, sagt Adrian Cojocaru, Inhaber des Restaurants „Im Hopfengarten“ in Leopoldshafen. „Und auch wir zahlen mehr im Einkauf für unsere Waren.“ Der Küchenchef, der sich auf Fischgerichte spezialisiert hat, befürchtet, dass „Essengehen mehr und mehr zum Luxusvergnügen wird“. Seiner Meinung nach ist die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Speisen weder den Restaurantbetreibern noch den Gästen zuzumuten.

Eine klare Meinung hat auch Alexander Schuh, Geschäftsführer von „Schuhs Restaurant“ in Eggenstein. Er befürchtet eine Pleitewelle in der Branche, die auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) kürzlich in einem Pressestatement in den Raum stellte. „Da wird mancher nach drei, vier Monaten Schwierigkeiten bekommen. Und die Gäste werden sich fragen: Will ich mir das noch leisten?“, stellt Alexander Schuh eine rhetorische Frage.

Gelegenheitsgäste könnten ausbleiben

Keine Probleme sieht der gelernte Koch bei den üblichen Festivitäten wie Geburtstagen, Jubiläen oder Hochzeiten. Die würden weiter das Jahr über laufen. Nach der Pandemie wurde sogar einiges nachgeholt. „Aber es geht um den Gast, der mal spontan unter der Woche sagt: Ich gönn mir was. Die werden uns künftig möglicherweise fehlen“, mutmaßt er.

Wenn die Deutschen sparen, dann als Erstes beim Essen.
Sebastian Rupp
Weinhof Rupp in Pfinztal

Das Ende der Mehrwertsteuer-Reduzierung habe Auswirkungen auf alle, die Speisen anbieten – von der Dönerbude bis zum gutbürgerlichen Restaurant. „Dann kostet der Döner statt sieben oder acht Euro vielleicht zehn Euro, das Schnitzel statt 21 etwa 23 oder 24 Euro“, prophezeit der Badener und nennt ein konkretes Beispiel. „Wir machen vieles selbst – auch Eis und Sorbets. Dazu brauche ich Glukose. Früher habe ich dafür 20 Euro bezahlt, jetzt kostet das 43 Euro.“

Lohnerhöhungen stellen Wirte vor Schwierigkeiten

Wenn die Margen immer dünner würden, sei es zudem schwierig, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Löhne zu erhöhen, die ja ebenfalls unter der Inflation zu leiden hätten. Immerhin: Zuspruch gebe es regelmäßig von den Stammgästen, so Schuh.

Gegen die Rückkehr zum alten Steuersatz ist auch Dimitrios Anastasopoulos, Betreiber des „Grünen Baums“ in Linkenheim-Hochstetten. „Egal, wo man einkauft: Die Preise sind ganz oben. Was sollen wir machen? Wenn die Erhöhung kommt, müssen wir das unseren Gästen weitergeben. Es geht ja nicht anders“, meint der Patron des griechischen Restaurants, das er seit 22 Jahren in der Hardt-Gemeinde führt. Er bereite seine Gäste darauf vor und hebe peu à peu die Preise an, um sie an das gestiegene Preisniveau zu gewöhnen.

„Wenn die Deutschen sparen, dann als Erstes beim Essen“, meint Sebastian Rupp vom „Weinhof Rupp“ in Pfinztal. Soweit es geht, dünne er seine eigenen Margen aus. Aber irgendwann habe er auch da keinen Spielraum mehr. Eine Möglichkeit sieht er darin, die Öffnungstage zu verringern, wie das einige seiner Kollegen in der Gastronomie schon seit längerem tun, um Betriebskosten einzusparen, meint er.

Moderate Preissteigerung als Möglichkeit

Das Jahr nach Corona sei insgesamt nicht schlecht gewesen. Viele Gäste hätten ihre Familien- oder Firmenevents nachgefeiert. Aber die geplante Rückkehr zum alten Steuersatz sei schwierig für ihn. „Man kalkuliert ja ohnehin schon knapp. Alles andere als die Preise anzuheben, geht dann leider nicht“, sagt Rupp.

Er versuche eine moderate Preissteigerung. Eine Hälfte gehe zulasten der eigenen Marge, die andere auf den Gast, erklärt der gelernte Küchenmeister. Außerdem denkt er darüber nach, noch mehr selbst zu machen und einfache Gerichte wie Maultaschen, Käsespätzle oder Wurstsalat verstärkt in seiner Außenlage in Söllingen anzubieten.

Eines sei trotz gestiegener Preise im Übrigen gleichgeblieben. Das Trinkgeld, das er auf zwischen sechs und sieben Prozent taxiert. Großzügig blieben bislang auch die Gäste des Gasthofs „Zum Laub“ in Pfinztal-Berghausen, wie Service-Mitarbeiterin Pia Katz aufgefallen ist. „Die Leute sparen da nicht“, sagt sie. „Es sind meist so sieben bis zehn Prozent. Man kennt sich, meist sind es ja Stammgäste.“

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