Skip to main content

Soziale Not auch an Karlsruher Uni

Das KIT will mit Ministerinnen feiern – die Studenten wollen wegen der späten Winterhilfe protestieren

Am Montag kommen die Forschungsministerinnen an die Karlsruher Elite-Uni. Das Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) jubelt über neue rechtliche Freiheiten. Die Studierenden hingegen wollen über ihre Notlage sprechen.

Ein Logo des Karlsruher Institut für Technologie (KIT). (zu dpa: «Vier Universitäten aus dem Südwesten erhalten Millionen-Förderung») +++ dpa-Bildfunk +++
Fusionsprojekt: Das KIT entstand aus dem Karlsruher Forschungszentrum und der Universität. Es feiert einen neue Stufe der Verschmelzung – doch den Studenten sind aktuell nicht in Jubellaune. Foto: Uli Deck/dpa

Die Professoren wollen feiern, die Studenten demonstrieren: Eigentlich soll am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) am Montag ein Etappensieg im Mittelpunkt stehen.

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) wird deshalb aus Berlin anreisen, ihre Landeskollegin Petra Olschowski (Grüne) aus Stuttgart. Es geht um den neuesten großen Fusionsfortschritt des KIT in eigener Sache.

Neue Freiheiten für die Elite-Uni – 18 Jahre nach der Fusionsidee

Vor 18 Jahren wurde die Idee geboren, das Forschungszentrum Karlsruhe und die Universität zum KIT zu verschmelzen. Damit gelang der erste Sieg im Elite-Wettbewerb der deutschen Universitäten. Doch das Zusammenwachsen war ein zäher Prozess.

Das „Leuchtturm-Projekt“ der deutschen Forschungsszene stieß auf einige Widerstände. Zu Jahresbeginn 2023 erhielt die große Forschungsuniversität nun beträchtliche neue Freiheiten.

Bundesweit genießt das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nun bei weitem die größte Autonomie.
KIT-Mitteilung

Sie kann sich finanziell weitgehend selbst verwalten, obwohl es an den Finanztröpfen von Bund und Land hängt. Und es gibt zum Beispiel nur noch einheitliche KIT-Professuren – unabhängig davon, ob die Wissenschaftler in der Großforschung oder in der Uni-Lehre arbeiten.

„Bundesweit genießt das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nun bei weitem die größte Autonomie unter allen Wissenschaftseinrichtungen“, so heißt es in der Jubelmeldung der Exzellenz-Uni.

Doch dem Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) ist nicht zum Jubeln zumute. Er will mit Protestplakaten bei den Ministerinnen auflaufen.

Erst wurden wir vergessen, dann vertröstet.
Adrian Keller, Asta-Vorsitzender zur Winterhilfe

„Der Hauptknackpunkt ist für uns, dass die 200 Euro Winterhilfe immer noch nicht ausgezahlt wurden“, erklärt der Asta-Vorsitzende Adrian Keller im BNN-Gespräch.

Gleich doppelt fühlten sich die Jungakademiker von der Politik enttäuscht: „Erst wurden wir vergessen. Dann wurden doch Hilfen für Studierende angekündigt – und seither werden wir vertröstet.“

Unverständlich findet es Keller, dass der Staat keinen effektiven Weg gefunden hat, um die Energie-Zuschüsse schnell zu überweisen. „Die Hochschulen wurden nie gefragt, ob sich bereit wären, das Geld an uns auszuzahlen“, moniert der Asta-Chef.

Bedürftige Studenten bekommen Mensa-Gutscheine

Der Haken ist, dass der Staat die Kontodaten der Studenten nicht kennt. In Sachsen-Anhalt soll in Kürze eine Antragsplattform erprobt werden – für die anderen Studierenden soll sich die Freischaltung mindestens bis Mitte März hinziehen.

Keller beobachtet, dass immer mehr Kommilitonen ins finanzielle Minus rutschen. Zurzeit erhielten 20 bedürftige KIT-Studenten sogenannte „Freitisch“-Gutscheine über den Asta. Damit können sie für insgesamt 50 Euro in der Mensa essen.

Spenden des Vereins Karlsruher Studentendienst machten es möglich. „Erschreckenderweise sind das oft Leute, die zu wenig Bafög bekommen“, sagt Keller. Die Kommilitonen zeigten ihre Kontoauszüge vor, um ihre Bedürftigkeit zu belegen.

Essenspreise von 5,90 Euro sind eher ein Thema als die KIT-Fusion

Und das Mensa-Essen sei auch teuer geworden, moniert der Asta-Chef: Ein simples Nudelgericht koste 3,20 Euro, ein Schollenfilet mit Remouladensoße und Kartoffelsalat bereits 5,90 Euro.

Über die prekäre wirtschaftliche Lage wollen die Studierenden am Rande der Feier gerne mit den Forschungsministerinnen sprechen. Die KIT-Fusion sei ja „generell sinnvoll“, meint Keller. „Aber für die Lebensrealität von uns ist das nicht relevant.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang