Am Peter-und-Paul-Samstag stellt Hofer, der auch im Gemeinderat sitzt, seinen jungen Kollegen den Honoratioren auf dem Marktplatz vor. „Er hat mir gesagt, da gäbe es ein paar Sachen zum Ansagen, das könnte ich doch machen“, erinnert sich Dick.
Im damaligen Rathaus bezieht Dick noch am gleichen Tag – und fortan jedes Fest über – Quartier in einem kleinen Zimmer mit Blick auf den Marktplatz und kommentiert das Festgeschehen als Sprecher. Und das drumherum: „Da gab es Kinder, die ihre Eltern aus den Augen verloren hatten, jemand hat seine Tasche vermisst – oder es zog ein Unwetter auf und ich habe den Leuten gesagt, stellt euch unter, gleich geht’s weiter.“
Um die Gruppen, vor allem aber die Bürgerwehren und -garden beim Festzug auseinander zu halten, unterstützt ihn anfangs Albert Hollstein, später Manfred Klöpfer. „Da gab es manchen launigen Spruch – und wir hatten immer viel Spaß“, erzählt der inzwischen 73-Jährige und lächelt verschmitzt.
Ein besonderer Höhepunkt war und ist für ihn immer der Große Zapfenstreich, den der Musikzug der Bürgerwehr zelebriert. „Wenn da ,Ich bete an die Macht der Liebe’ oder die Nationalhymne erklingen, ist das für mich sehr erhebend.“
Nach Ende des offiziellen Programms mit dem Feuerwerk gibt es für den Sprecher endlich Gelegenheit, mit Ehefrau Monika und den Kindern übers Fest zu schlendern. „Wir waren besonders gern im Bauernlager, das damals noch im Hauber-Hof war“, blickt Dick zurück.
Peter und Paul wird immer umfangreicher
Ein Vierteljahrhundert ging das so – und das Fest wandelte sich, wurde immer umfangreicher. Montags gab es inzwischen ein Kinderfest („Vom Knappen zum Ritter); abends spielte die US Army Band auf dem Marktplatz, der mittelalterliche Umzug nach der Huldigung am Samstag auf dem Kirchplatz wurde auf Sonntag verlegt – und es gibt seit 1991 eine Verpflichtung, über Peter und Paul nur Mehrweggeschirr zu benutzen.
1993 war dann Dicks letztes Fest als Sprecher. „Schon 1991 hat mir Werner Sailer gesagt: Du wirst mal mein Nachfolger“. Als Sailer schwer erkrankte übernahm Manfred Klöpfer 1993 kommissarisch die Aufgaben des Stadtvogts, der im Dezember des gleichen Jahres verschied. In der Versammlung der VAB am 22. Februar 1994 wählten die Mitglieder Dick einstimmig zum Vorsitzenden – damals auf Lebenszeit, was später geändert wurde.
Neuer Festausschuss und Schlachtverbot
Der frisch gebackene Stadtvogt hatte sich 1994 unter anderem mit den Plänen für die Sporgassen-Überbauung zu beschäftigen („Wie man sieht, ist da bis heute immer noch der Vergnügungspark“). Im gleichen Jahr weitete sich der Festbereich durch den Umzug der Bauern auf den Seedamm Richtung südliche Altstadt aus. Im November fasste Dick die Beiräte zu einem Festausschuss zusammen, der „viel effektiver“ agieren könne.
Vor dem Fest 1997 verbietet Dick die Schlachtszenen in der Steingasse. Seitdem wird am Simmelturm gekämpft. Im gleichen Jahr nimmt die Authentizitätsdebatte Fahrt auf, die den BNN manchen Leserbrief beschert.
Drei Höhepunkte in sechs Jahren
Ein erster Höhepunkt für Stadtvogt Dick ist die 50-Jahr-Feier der VAB im Jahr 2000. Dazu erstellt die Vereinigung ein Jubiläumsbuch.
Zwei Jahre später findet über Peter und Paul das Landestreffen der Bürgerwehren und -garden mit mehreren tausend Aktiven statt – und zum ersten und einzigen Mal wird der Große Zapfenstreich auf dem Turnplatz zelebriert.
Im Jahr 2004 stehen gleich zwei bedeutende Jubiläen an – 500 Jahre Peter und Paul sowie 750 Jahre Stadtrechte. „Das war ein Wahnsinnsjahr, da gab es nämlich von Januar bis Dezember Veranstaltungen.“ Etwa den Auftakt in der Stadtparkhalle (Ende Januar), die „Tafeley“ auf dem Marktplatz im Mai und der „Tross“ im Juni. „Da bedauere ich nur, dass ich als Prüfungsvorsitzender in der Schule sein musste, sonst wär ich die ganze Zeit mit den ganzen Teilnehmern mitgezogen.“
Auf dem Marktplatz gibt es 2004 erstmals eine Riesenbühne – und vor dem Alten Rathaus eine Tribüne. Und das SWR-Fernsehen berichtet live aus Bretten und überträgt den sonntäglichen Festzug.
Anno 2006 steht eine Satzungsänderung der VAB im Mittelpunkt. So wird der bisher vierköpfige Vorstand um drei Beiräte (Bürgerwehr, Fanfarenzüge und Mittelalter) erweitert – und die Wahlzeiten (auch die des Stadtvogts) verkürzt.
Peter-und-Paul-Karte und Immaterielles Kulturerbe
In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Februar 2007 wird die Einführung einer PuP-Karte beschlossen, was laut Dick sowohl versicherungsrechtliche Gründe hat als auch dem Waffenrecht geschuldet ist.
Den modernen Medien nähert sich die VAB im Frühjahr 2011 mit der Schaffung einer eigenen Homepage; 2014 folgte die erste Peter-und-Paul-App.
Als „immaterielles Kulturerbe“ darf sich das Peter-und-Paul-Fest seit 2014 bezeichnen. Der VAB-Chef wird denn auch oft eingeladen, zuletzt ins Wissenschaftsministerium in Stuttgart, um potenziellen Bewerbern Tipps zu geben.
"Selbst der OB ist - als Schultheiß - mein Untertan"
Das engagierte Wirken von Peter Dick für die Vereinigung und das Heimatfest werden unter anderem mit der Vereinsehrennadel in Gold (2004), der Landesehrennadel (2012) und der Bürgermedaille der Stadt Bretten (2014) gewürdigt.
Und 25 Jahre Stadtvogt? Da dürfte sich die VAB sicherlich noch etwas einfallen lassen. Eines steht für den 73-Jährigen, der im Februar 2021 abdanken will, jetzt schon fest: „Stadtvogt ist der tollste Job. Vier Tage hat man das höchste Amt in der Stadt – selbst der OB ist als Schultheiß sogar mein Untertan.“