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Komplexe Angelegenheit

ÖPNV im Kreis Karlsruhe: Das ändert sich 2019

ÖPNV, der öffentliche Personennahverkehr, ist nicht gleich ÖPNV, sondern eine komplexe Angelegenheit, bei der nicht immer nachvollziehbar ist, was da an Verzweigungen, an Verantwortungen und mehr auf die Schiene gebracht wird.

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NEUE MODELLE wie die Home Zone sollen im öffentlichen Personennahverkehr getestet werden. Dabei handelt es sich um eine individuelle Tarifzone, in der ein Kunde beliebig häufig fahren kann. Foto: Müller
Von unserem Mitarbeiter Klaus Müller

Kreiskämmerer Ragnar Watteroth versucht, den Schienenknoten zu entwirren. ÖPNV ist nicht gleich ÖPNV. Der öffentliche Personennahverkehr umfasst regionale Bus- und Straßenbahnverkehre. Zuständiger Aufgabenträger sei der Landkreis Karlsruhe, so Watteroth.

Daneben gibt es den Schienenpersonennahverkehr (SPNV). Er umfasst S-Bahnen, Regionalbahnen, Regional-Express- und Interregio-Express-Züge. Zuständiger Aufgabenträger ist das Land Baden-Württemberg. Aber: Der Landkreis tritt teilweise als freiwilliger SPNV-Aufgabenträger in Erscheinung – zum Beispiel auf den S-Bahn-Linien S1 und S11.

Finanzierung

„Der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV)“, betont Watteroth, „ist kein Verkehrsunternehmen. Er hat keine Bahnen, keine Busse, keine Fahrer.“ Der KVV sei ein Zusammenschluss der Stadt- und Landkreise in der Region. Seine Aufgabe: die abgestimmte Durchführung des ÖPNV. Im Landkreis Karlsruhe erhält der Nahverkehr einen Betriebskostenzuschuss – nichts anderes als ein Defizitausgleich. Schwarze Zahlen werden im Nahverkehr nicht erwirtschaftet. 50 Prozent des Defizits werden über die Kreisumlage ausgeglichen, weitere 50 Prozent über eine Direktbeteiligung der (angeschlossenen) Kommunen.

Ausfälle

2018 war kein gutes Jahr für den ÖPNV. Zugausfälle, Verspätungen, fehlende Informationen sorgten bei vielen Fahrgästen für eine Menge Verdruss. 2019 werde alles besser, versprachen damals die Verantwortlichen der AVG (Albtalverkehrsgesellschaft – sie bietet die Leistungen an). Bedingt dürfte das zutreffen. Lagen die Ausfälle (bezogen auf die Gesamtkilometerleistung) im Januar bei 0,34 Prozent, waren es laut Watteroth im Juni nur noch 0,08 Prozent. Aktuelle Sorgenkinder, wohlgemerkt nicht beim ÖPNV, sondern bei den SPNV-Verkehren, sind die Ausfälle und fehlenden Dienstleistungen bei Abellio und GoAhead. Dafür sei das Land zuständig, nicht aber der Landkreis, beteuert Watteroth.

Verantwortung

Folgende Schienenverkehrsleistungen der AVG liegen in der Verantwortung des Landkreises; hier kann unter Umständen der Landkreis (als Geldgeber) Stellschrauben an- oder nachziehen:

S1/S11 zwischen Hochstetten und Bad Herrenalb/Ittersbach,

S2 zwischen Spöck und Rheinstetten,

S31/S32 zwischen Bruchsal und Menzingen/Odenheim,

notwendige Mehrverkehre (zusätzliche Leistungen) auf den Linien S31/S32, S4, S5, S8 und S9.

Bis zum Dezember 2022 sollen die Leistungen im Netz 7a neu vergeben werden. Vereinfach ausgedrückt handelt es sich dabei um die S-Bahn-Linien mit direkter Anbindung in die Stadt Karlsruhe. Geplant ist eine Direktvergabe an die AVG. Mit der Vergabe an den bekannten Partner sollen Kontinuität, Erfahrung und Verlässlichkeit gewährleistet werden.

Tarifentwicklung

Eine Einführung des 365-Euro-Tickets (pro Tag ein Euro) würde nach Watteroths Einschätzung – ohne Ausbau des Angebotes und ohne ergänzende Finanzierung – zum Anstieg der Kreisumlage um etwa einen Punkt führen. „Das beste Angebot ist nicht der Preis. Wir setzen daher auf eine qualitative und quantitative Ausweitung des Angebotes“, sagt der Kreiskämmerer.

Im Aufbau befindet sich ein „Smartphone-Tarif Home Zone“. Der Kunde, erklärt Watteroth, könne dabei eine individuelle Tarifzone, die Home Zone, festlegen. Im definierten Raum dürfe der Kunde beliebig häufig fahren. Wird der Radius bei Bedarf erweitert, zahlt er mehr. Watteroth forderte in diesem Zusammenhang „mehr Mut“ ein, um „neue Modelle, wie die Home Zone, zu testen“.

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