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Entlastung im Alltag

Hilfe bei Demenz: Diakonie unterstützt in Pfinztal Erkrankte und Angehörige

Die Ökumenische Diakoniestation in Pfinztal will Demenzkranke und deren Angehörige entlasten. Leiterin Julia Morina verrät im Interview, wie sich diese Arbeit gestaltet.

Julia Morina, Leitung Ökumenische Demenzstation Pfinztal
Julia Morina leitet die Ökumenische Diakoniestation in Pfinztal und koordiniert die Betreuung von Demenz-Patienten. Foto: Steffen Hauswirth

Demenz stellt nicht nur für die Erkrankten, sondern auch für deren Angehörige eine große Belastung dar. Mit dem fortschreitenden Verlust der Erinnerung fällt es Demenzkranken immer schwerer, den eigenen Alltag zu bewältigen.

Während in der Frühphase der Erkrankung oft die Unterstützung durch Angehörige ausreicht, können diese im weiteren Verlauf selbst schnell an ihre Grenzen kommen.

Verschiedene Hilfseinrichtungen kümmern sich um die Betreuung von Demenzkranken und deren Angehörigen. Dabei gibt es kein Patentrezept, wie Julia Morina, Leiterin der Ökumenischen Diakoniestation in Pfinztal, verrät.

Wie werden Demenzkranke am besten betreut?

Wir wollen durch unsere Arbeit erreichen, dass die Betroffenen so lange wie möglich im vertrauten Umfeld zu Hause leben können. Unsere Mitarbeiter helfen ihnen, sich zu Hause besser orientieren zu können. Sie gehen mit den Patienten spazieren, machen Rätsel mit ihnen oder hören Musik. Wichtig ist hier einerseits, an einmal gelernte Fähigkeiten wie Kochen, Backen oder Singen anzuknüpfen. Und andererseits verlernte Fähigkeiten wieder zu trainieren. Die Erinnerung wird auch durch das Erzählen von früher wach gehalten, vor allem beim Fotoschauen. Außerdem wollen wir die Angehörigen stärker entlasten.

Wo liegen die Schwierigkeiten ihrer Arbeit?

Menschen, deren Demenz noch nicht so weit fortgeschritten ist, wollen oft keine Unterstützung und sehen die Mitarbeiter als überflüssig an. In der Anfangsphase der Demenz, wenn der Patient selbst merkt, dass sich etwas negativ verändert, ist er häufig wütend über den steigenden Kontrollverlust. Viele wollen dann krampfhaft alles selbst machen, im Haushalt zum Beispiel, obwohl sie eigentlich Unterstützung brauchen.

Ist jede Demenz gleich?

Neben den verschiedenen Demenzformen, die es gibt, hat jeder Patient zusätzlich seine eigene Demenz. Die Auswirkungen und der Verlauf sind aus meiner Erfahrung bei jedem anders. Der Grundcharakter der Person bleibt jedoch auch in der Demenz noch erhalten. Alle Betroffenen haben am Anfang eine große Unsicherheit gemeinsam.

Ist Demenz ein Tabu?

Ja, wir empfinden das so. Obwohl wir immer älter werden und logischerweise die Zahl der Demenzfälle in den nächsten Jahren immer höher wird, wird über die Krankheit nicht einfach so gesprochen. Ein Grund, warum sich Menschen so spät bei uns melden ist auch, dass sie sich nicht eingestehen wollen, dass sie an dieser Krankheit leiden. Mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit könnte sich da positiv auswirken.

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