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Probleme der Post

Notfalls stellt die Post vor Weihnachten Pakete zu und Briefe bleiben liegen

Die Deutsche Post führt noch immer das Posthorn in ihrem Logo, so wie zu Zeiten, als Briefträger noch Beamte waren. Doch zuletzt hat der Marktführer Teile der Kundschaft enttäuscht.

Thomas Schneider, Betriebschef Post & Paket, steht vor einigen Jahren im Briefzentrum Karlsruhe.
Da war die Post-Welt noch in Ordnung: Thomas Schneider, Betriebschef Post & Paket, vor einigen Jahren im Briefzentrum Karlsruhe. Foto: Andrea Fabry

Die Deutsche Post/DHL hat in diesem Jahr ein massives Problem mit der Briefzustellung in der Region – unsere Redaktion hat mehrfach über die Post-Probleme berichtet.

Woran das liegt und wie das Unternehmen das Weihnachtsgeschäft meistern will, dazu hat BNN-Redakteur Dirk Neubauer Fragen und Antworten zusammengestellt.

Leserinnen und Leser berichteten, dass sie überfällige Rechnungen teils erst vier Wochen nach dem Versand erreichten. Was sagt der Konzern dazu, schließlich ist die Deutsche Post ja nicht irgendein Unternehmen?

„Sie können uns glauben, dass uns das nicht leichtfällt, so eine Situation zu erleben“, so Thomas Schneider gegenüber dieser Redaktion. Er ist als Bereichsvorstand für den Betrieb bei Post und Paket in Deutschland verantwortlich. „Ich möchte mich bei allen Kunden entschuldigen, dass wir nicht die gewohnte Leistung hatten“, sagt er weiter.

Hat der frühere Monopolist überall Probleme?

Nein, beteuerte die zuständige Vorständin Nikola Hagleitner. Zeitweise hätten in der zweiten Jahreshälfte in bestimmten Hotspots bis zu 30 Prozent des Personals gefehlt. 100 Hotspots bei 50.000 Zustellbezirken nannte sie, um die Relation aufzuzeigen. Das klingt nach wenig, ist für die betroffenen Postkundinnen und -kunden aber ein schwacher Trost. Denn als Hotspot-Bezirke nannte Hagleitner einige in Berlin und etliche weitere in Süddeutschland, also auch im Verbreitungsgebiet von BNN und BT. Auch im aktuellen Weihnachtsgeschäft hat die Deutsche Post noch 100 Hotspots, also entsprechende Probleme bei der Briefzustellung, so ein Unternehmenssprecher.

Wie kommen die Probleme zustande?

Hagleitner nennt mehrere Gründe: unerwartet viele Coronafälle, Probleme bei der Personal-Ersatzsuche gerade in Ballungszentren, stark schwankende und somit schwer zu kalkulierende Mengen an Briefen und Paketen. Außerdem hätten Mitarbeiter das Unternehmen verlassen und seien zurück zu alten Arbeitgebern etwa in Gastronomie- oder Fitnessbranche gegangen.

Gibt es gar keine Selbstkritik?

Doch. Schneider verweist darauf, dass es ein Notfallkonzept gibt. „Es hat aber zu spät gegriffen.“ Man schaue sich Reklamationen nun intensiver an, um Frühwarnindikatoren eher erkennen zu können. Es gebe auch bereits überregionale Eingreifgruppen, die an einem Standort in Not aushelfen können. Es sei aber „ein zweischneidiges Schwert“, wenn man anderswo Personal abziehe.

Kritiker sagen, das Personal sei teilweise überlastet. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkrankten wegen des Stresses psychisch und fielen deswegen aus. Was sagt ihr Arbeitgeber dazu?

„Die Krankheitsursachen bekommen wir nicht heraus. Die muss uns der Beschäftigte nicht mitteilen. Das ist auch gut so“, reagiert Schneider.

Postmitarbeiter fordern aber, dass ihnen für Überstunden Geld ausbezahlt wird. Sie bevorzugen dies gegenüber einem Freizeitausgleich. Wäre das eine Lösung?

Man müsse zwölf Monate warten, bis man Überstunden automatisch auszahlen könne, sagt Schneider. Dies sei mit der Gewerkschaft Verdi so vereinbart. Primäres Ziel sei der Ausgleich über Freizeit.

Stimmt es, dass die Deutsche Post bevorzugt Pakete zustellt, wenn es in einem Zustellbezirk kritisch wird – zumal sie damit besser verdient, als mit der Briefzustellung?

Hagleitner sagt, man habe die Paketzustellung bevorzugt, weil Pakete sperrig sind und sonst der Betrieb noch mehr behindert würde. Das sei aber der einzige Grund.

Für Beschwerden ist die Bundesnetzagentur zuständig. Was meint deren Chef Klaus Müller eigentlich?

Der hatte auf die steigenden Beschwerdezahlen über die Deutsche Post verwiesen. Die gesetzlichen Möglichkeiten seiner Behörde bei verspäteten oder nicht zugestellten Briefen seien aber begrenzt. Müller fordert daher mehr Auskunfts- und Berichtspflichten bei Mängeln. Denn dann könnte die Bundesnetzagentur gegebenenfalls Zwangs- und Bußgelder verhängen.

Im Weihnachtsgeschäft werden bis zu elf Millionen Pakete pro Tag erwartet. Kann die Deutsche Post das überhaupt schaffen?

Schneider zeigt sich da zuversichtlich. Er setzt nicht nur auf Saisonkräfte, sondern auch auf Unterstützung aus den eigenen Reihen. Bis zu 10.000 Verwaltungskräfte sollen mithelfen. Auch stimme man sich mit Geschäftskunden ab, um Spitzen zu glätten.

Und die Privatkundschaft?

Für den Versand innerhalb Deutschlands müssen deren Pakete und Päckchen bis zum 20. Dezember eingeliefert werden, damit diese rechtzeitig zum Fest beim Empfänger ankommen. Für Briefe und Postkarten gilt laut Schneider der 22. Dezember.

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