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Bis zum 17. April

Wegen Corona werden Wertstoff- und Altpapiertonnen in Karlsruhe nicht geleert

Einige hielten es einen verfrühten Aprilscherz, andere für einen Schildbürgerstreich: Die Stadt Karlsruhe lässt wegen des Coronavirus bis zum 17. April Wertstoff- und Altpapiertonnen stehen, und bietet stattdessen eine Entsorgung von Kunststoff und Metall an sechs Müllautos an.

Wertstoffe können in Karlsruhe in Müllautos entsorgt werden.
Wertstoffe können in Karlsruhe in Müllautos entsorgt werden. Foto: jodo

Einige hielten es einen verfrühten Aprilscherz, andere für einen Schildbürgerstreich: Die Stadt Karlsruhe lässt bis zum 17. April Wertstoff- und Altpapiertonnen stehen, und bietet stattdessen eine Entsorgung von Kunststoff und Metall an sechs Müllautos an.

Als die Stadtverwaltung ankündigte, dass Wertstofftonnen und Altpapiertonnen vorerst nicht mehr geleert werden , standen in Wolfartsweier schon zahlreiche Tonnen mit den roten Deckeln auf der Straße.

Dass die Menschen während der Corona-Krise mehr zu Hause sind und dabei auch mehr Müll produzieren, war beim Blick auf überquellende Müllbehälter leicht ersichtlich. Mitbekommen haben den neuen Abhol-Rhythmus allerdings nur wenige Bürger.

Als die Wertstofftonnen auch am Mittwochabend noch ungeleert am Straßenrand standen, wurden Kunststoffe und Metall kurzerhand in die Restmülltonnen gepackt.

„Dass die Tonnen gerade in dieser Zeit nicht geleeert werden, ist eigentlich ein Unding“, sagt Claudia Thönnessen mit einem Kopfschütteln. Und auch in anderen Stadtteilen stoßen die Regelungen des Amts für Abfallwirtschaft auf Unverständnis.

"Tonnen reichen bei Normalbetrieb kaum aus"

„Bei uns reichen die beiden großen Wertstofftonnen bereits im Normalbetrieb kaum aus“, sagt Joachim Petersen, der gemeinsam mit seiner Frau am Haydnplatz in der Weststadt in einer Mehrfamilienanlage mit 21 Parteien lebt. Mit den knapp bemessenen Kapazitäten habe die Stadtverwaltung die Bürger offenbar davon abhalten wollen, Restmüll und Altpapier in die Wertstofftonnen zu werfen, mutmaßt Petersen.

Doch nun könne sich dieses erzieherische Konzept als Bumerang erweisen. „Wer Platz hat, wird seine Wertstoffe vielleicht sammeln und später in die Tonne werfen“, so Petersen. Doch viele Leute würden ihren Müll nun sicherlich einfach in anderen Tonnen entsorgen.

Die Stadt sollte Müllentsorgung trotz Corona gewährleisten

Kein Verständnis für die Haltung des Amts für Abfallwirtschaft hat auch Axel Preuß. „Aus hygienischen Gründen sollte die Stadt die Müllentsorgung gewährleisten. Genauso wie die ärztliche Versorgung sichergestellt ist“, sagt Preuß. Er selbst habe in seinem Einfamilienhaushalt zwar keine Probleme mit dem Wegfall einiger Abholtermine.

„Aber meine Tochter wohnt in einer großen Wohnanlage in der Stadt, und dort sieht es an den Mülltonnen auch ohne eine Ausnahmeregelung teilweise chaotisch aus“, sagt Preuß.

Thorsten Heberling bezeichnet das Streichen von Abholterminen in der Corona-Krise als einen Schildbürgerstreich. Es könne nicht angehen, dass die Stadt in Krisenzeiten die Fahrer der Mülltransporter nach Hause schickt, begründet Heberling seine Einschätzung.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

Dass das Amts für Abfallwirtschaft seine Mitarbeiter durch die Reduzierung der Abholtermine vor einer Ansteckung durch das Coronavirus schützen wolle, hält Heberling – bei allem Verständnis für solche Maßnahmen – in diesem speziellen Fall für einen Vorwand. „Wo sollen sich die Fahrer und die Begleitperson bei ihrer Tätigkeit näher als eineinhalb Meter kommen?“, fragt Heberling. Selbst wenn zwei Belader mitfahren, stehe einer rechts und der andere links auf dem Trittbrett.  „Das gibt es eigentlich keinen direkten Kontakt“, sagt Heberling.

Müll-Sammelstellen seien Gefahr für ältere Leute

Dass die Leute in einer Krise wie dieser ihre Wertstoffe nun zu den mobilen Wertstoffstationen bringen sollen, hält Heberling in puncto Infektionsschutz sogar für kontraproduktiv.

„Vor allen Dingen die Älteren werden ihren Müll dort entsorgen und sich somit in große Gefahr begeben“, sagt Heberling. Deshalb müsse die Stadtverwaltung alleine zum Schutz dieser besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppe dringend nachjustieren.

Unzufrieden sind einige Leute auch wegen des zweiwöchigen Abhol-Ryhthmus für die Biotonne. Der Grund: Wenn es wie angekündigt ab dem Wochenende wieder wärmer wird, haben die Bürger mit überquellenden Tonnen und einer massiven Geruchsbelästigung zu kämpfen.

Das Altpapier von Claudia Thönnessen wurde am vergangenen Mittwoch übrigens abgeholt. Allerdings nicht von der Mitarbeitern der Stadt, sondern bei der turnusmäßigen Vereinssammlung des ASV Wolfartsweier.

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