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Holz aus dem Stadtwald

Schlagraumversteigerung in Rheinstetten bringt 6.000 Euro Erlös

Im vergangenen Jahr wurde die Auktion in Rheinstetten regelrecht überrannt, diesmal war die Nachfrage nach Brennholz geringer. Wer kam und wie viel geboten wurde.

Auktionator in der Aula des Schulzentrums in Rheinstetten-Mörsch ist Revierförster Alex Stolz (grünes Hemd), der 41 Lose im Angebot hat.
Auktionator in der Aula des Schulzentrums in Rheinstetten-Mörsch ist Revierförster Alex Stolz (grünes Hemd), der 41 Lose im Angebot hat. Foto: Jürgen Hotz

„65 Euro, 70 Euro, 75 Euro... 75 Euro – zum Ersten, Zweiten und Dritten! Verkauft!“ Bei der Schlagraumversteigerung am frühen Mittwochabend in der Aula des Schulzentrums geht es – nun ja – Schlag auf Schlag.

Länger als eine Minute dauert kaum eine Versteigerung der 41 Lose, die zwischen drei und zwölf Ster oder Raummeter Holz umfassen. Rund 45 Interessierte verteilen sich im Auditorium, viele sind Handwerker und noch in Arbeitskleidung. „Holz machen“ scheint eine Männerdomäne zu sein, denn unter den Hobbyholzfällern sitzt nur eine Frau.

Nachfrage ist geringer als 2022

Als Auktionator hat Alex Stolz den Überblick von der Bühne. Der Revierförster ist im Dienst des Landkreises Karlsruhe und leitet das Forstrevier 52 von Rheinstetten-Waldbronn.

Zusammen mit Reinhard Oberle vom Liegenschaftsamt Rheinstetten, der das Geld nach dem Zuschlag sofort bar kassiert, führt er die Versteigerung der drei Qualitätsstufen „Stadtwald stehend, liegend oder Räumung“ durch.

Die Nachfrage sei deutlich geringer als bei der Auktion 2022, als 160 Bieter erschienen seien und gestiegene Energiekosten nach Alternativen suchen ließen, so Stolz. Die Bieter nutzen das Holz fast ausschließlich als Brennholz.

Schlagraumversteigerung – oder wie es auf Amtsdeutsch heißt „Verkauf von Flächenlosen in Selbstwerbung“ – bedeutet, dass im Wald rund um Rheinstetten zunächst Flächen mit der erwartbaren Holzausbeute in Raummeter oder Ster ausgewiesen werden.

Bis 2. März haben Bieter Zeit, das Holz zu schlagen oder abzutransportieren

„Wir gehen mit dem Stückzähler für die Buchführung durch und wählen aus, welche Baum als Zukunftsbaum stehen bleibt. Zwei bis drei Bedränger drumherum werden weggenommen“, erläutert der Förster das Vorgehen.

Interessenten melden sich im Vorfeld unter Angabe ihrer Wunschmenge an Ster Holz an, die Formulare können auf der Website der Stadt heruntergeladen werden.

Die Parzellen, die farbig markiert sind und in Plänen veröffentlicht werden, können vorab besichtigt werden. Wenn ein Bieter den Zuschlag erhält, hat er Zeit bis zum 2. März, das Holz zu schlagen oder das bereits liegende Holz abzutransportieren.

In der Aula ist gute Stimmung. „Gleich geht’s los“, meint der Förster, „dann habt ihr über die Feiertage was zu tun und könnt’ den Weihnachtsspeck abtrainieren.“

Nur Bieter mit Motorsägelehrgang sind zugelassen

Er weist nochmals darauf hin, dass die „Teilnahme an einem qualifizierten Motorsägelehrgang“ Grundvoraussetzung ist und die Nachweise kontrolliert würden.

Des Weiteren sei Schutzkleidung erforderlich, eine Befahrung nur in den Rückegassen erlaubt sowie die Verwendung von Sonderkraftstoff und Bio-Sägekettenhaftöl obligatorisch. „Macht keinen Kamikazeschnitt und lasst euch Zeit für den Fällschnitt“, ermahnt Stolz die Säger.

Anschlagpreise ab zehn Euro

Los Nummer 1 beginnt beim Anschlagspreis von 90 Euro für sechs Ster Roteiche. Holz schwächerer Qualität geht mit zehn Euro pro Ster ins Rennen. In Fünf-Euro-Schritten wird geboten.

Als der Preis bei 220 Euro ist, nimmt Jens Faller den Bieterarm nicht mehr runter und bekommt so bei 245 Euro sicher den Zuschlag. „Das meiste Holz verbrenn’ ich. Aber aus den graden Stängeln baue ich den Turm für eine Seilbahn, die sich meine 18-jährige Tochter Annouk gewünscht hat“, sagt Faller und lacht.

Ein Kriterium, warum er unbedingt dieses Los wollte, sei neben der Qualität die Lage „direkt an der Landstraße“, da er keinen Trecker habe.

Damit betreibe ich die Heizung in meinem Haus. Pro Jahr brauche ich acht bis zehn Ster Holz dafür.
Timo Reichert
Bieter bei der Versteigerung

Los Nummer 2 mit fünf Raummeter ersteigert Theo Leu für 175 Euro. Noch kann er es nicht verbrennen, „das Holz muss mindestens zwei, sollte drei, aber nicht mehr als fünf Jahre lagern“. Feuchtes Holz gebe Glanzruß und könne zu einem Kaminbrand führen.

Ralf Wagner hat Los Nummer 35 für den Anschlagspreis von 60 Euro ergattert, ohne dass jemand mitgeboten hat. Die Parzelle habe er nicht angesehen, denn „ich habe noch nie bekommen, was ich angeguckt habe, weil es andere auch wollten“, sagt er mit schicksalshaft ergebener Miene, aber lachend.

6.050 Euro sind am Ende in der Kasse

Timo Reichert ersteigert günstig – „preislich hab’ ich’s mir schlimmer vorgestellt“ – drei Lose aus liegendem Schlagraum mit bereits gefällten Bäumen. „Damit betreibe ich die Heizung in meinem Haus. Pro Jahr brauche ich acht bis zehn Ster Holz dafür“, so Reichert.

Als alle 41 Lose versteigert sind, zählt Reinhard Oberle 6.050 Euro in der Kasse. Alex Stolz sagt: „Die fließen in unseren Waldwirtschaftsplan wieder ein, etwa für Aufforstungen. Denn unser eiserner Grundsatz im Wald ist Nachhaltigkeit.“

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