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Hohe Preise, geringes Angebot

Klopapier-Effekt im Acherner Wald: Brennholz ist inzwischen kaum noch zu kriegen

Wo gibt es jetzt noch Brennholz für den kommenden Winter? Auf diese Frage erntet man im Raum Achern Schulterzucken. Die Lager sind komplett geräumt. Das war schon einmal anders.

Brennholz
Grundsätzlich eine verderbliche Ware: Brennholz wird zur Zeit gehortet. Das treibt die Preise, vor allem Newcomer haben es schwer auf einem Markt, der gerade aus den Fugen ist. Ofenfertiges Holz gibt es kaum noch in der Ortenau. Foto: Michaela Gabriel

Beim Heizen mit Brennholz, so heißt es gerne, werde einem zweimal warm. Gemeint ist: Das Sägen, Spalten und Aufstapeln ist eine rechte Last. Eine Last, die sich immer mehr Bürger angesichts rasant steigender Öl- und Gaspreise nur allzu gerne antun. Das hat Konsequenzen. Wer jetzt noch Holz für den kommenden Winter sucht, muss schon sehr, sehr viel Glück haben. Und das auf einem Markt, der normalerweise recht entspannt läuft.

„In sieben von zehn Jahren sind wir froh, wenn wir unser Brennholz verkaufen können“, sagt Kurt Weber von der Waldservice Ortenau GmbH. In diesem Jahr war es anders. Trockenes Holz, das gleich in den Kamin wandern kann, gibt es praktisch nicht mehr. Dabei fällt in der Region genug Brennholz an.

Weber spricht von einem „Klopapier-Effekt“, die Menschen hätten begonnen, zu horten. Und wie es weitergeht? Das weiß niemand. Das Wort vom „Blick in die Glaskugel“ fällt bei dieser Recherche gleich dreimal.

Wann ist die beste Zeit, sich mit Brennholz einzudecken? Und wie? Darauf gibt es schon in normalen Jahren keine richtige Antwort. Denn Holz ist nicht gleich Holz. Das von Verarbeitern angelieferte Material, vorgetrocknet und in handliche Stücke gesägt, so dass es sofort verfeuert werden kann, ist die teuerste, aber auch die in diesem Jahr völlig ausverkaufte Variante.

Kommunen wie Achern versteigern das Holz oft

Die Kommunen bieten Alternativen, in Achern beispielsweise die Versteigerung wie in den Stadtteilen Wagshurst, Önsbach, Großweier oder Gamshurst. Ansonsten vergibt Revierleiter Thomas Westermann die Lose. Doch dann handelt es sich um sogenanntes Langholz. Zurechtsägen und spalten muss man es selbst.

Keine Sache für Amateure, erst recht nicht der sogenannte Schlagraum, bei dem man das Recht zur Holzgewinnung in einem bestimmten Gebiet erwirbt. Da gibt es viele Regeln, und ganz oben steht: Ohne Motorsägenkurs und Schutzkleidung geht nichts. Denn das Geschäft ist gefährlich. „Es gibt“, so sagt Westermann, „immer weniger Leute, die ausgerüstet sind mit Schlepper, Säge, Spalter und so weiter.“

55 Euro für den Festmeter zum Jahresbeginn

Klar ist in jedem Fall: Die 55 Euro Einstiegspreis für den Festmeter, die in Achern im Spätwinter 2022 gegolten haben, kann man getrost vergessen. Die Preise steigen massiv, doch wohin, da will sich niemand festlegen. Auch nicht Thomas Westermann, der von besagter Glaskugel spricht. Immerhin: In Oberachern und Sasbachried wird er im kommende Frühjahr neues Holz zuteilen können, und auch die Versteigerungen werden wieder laufen.

„Wir werden versuchen, möglichst kleine Einheiten zu bilden, damit möglichst viele Bürger die Möglichkeit haben, etwas zu kaufen“, sagt Westermann. Nur: Dann ist erst mal Geduld gefragt, zwei bis drei Jahre muss das Holz trocknen, bevor es in den Ofen kann.

Die ganz großen Holzmengen, ausgelöst durch die Durchforstung der Wälder in der Rheinebene wegen des Eschentriebsterbens, wird es so bald nicht wieder geben. Esche hat nicht nur hohen Brennwert, sie lässt sich auch gut spalten. Nur: Die kranken Bäume sind inzwischen gefällt und verkauft. „Es gab eine Zeit, da hatten wir ein Überangebot, das aber ist vorbei.“

Wer in diesen Tagen nach Zahlen fragt, nach Holzpreisen, verkauften Mengen oder den zukünftigen „Ernte“-Aussichten im Wald, er wird keine gescheite Antwort bekommen. Brennholz, über Jahrzehnte hinweg ein kaum beachtetes Nebenprodukt der Waldbewirtschaftung, ist plötzlich wichtig geworden. Als Hackschnitzel für die Industrie, als Pellet oder ganz normaler Holzscheit für den Privathaushalt.

Und die Märkte spielen verrückt. „Man wird eigentlich täglich angerufen, die Kunden wollen Holz bestellen und fragen, ob nicht vielleicht vom vergangenen Jahr noch etwas übrig ist“, sagt Thomas Westermann. Ist es nicht, die Nachfrage war enorm, die Preise gingen teilweise durch die Decke.

Nicht überall gehen die Holzpreise durch die Decke

„Wir verkaufen für 90 Euro, wir sind am Boden geblieben“, sagt Westermann, schränkt aber sogleich ein: „Nur an Stammkunden.“ Newcomer, die gerade erst den Ofen aufgestellt haben, haben es schwer auf dem Markt. Wo bekommen sie noch Holz her? „Da bleibt nur, sich die Finger wund zu wählen, nachzufragen, zu betteln“, sagt Westermann.

Holz ist grundsätzlich eine verderbliche Ware.
Kurt Weber, Waldservice Ortenau

„Wer schon länger den Ofen hat, der hat Kontakte“, ergänzt Yvonne Bierer, Leitern des Forstbezirks Oberkirch. Sie rät von Panikkäufen ab, es werde jedes Jahr Holz geschlagen und jedes Jahr fallen auch entsprechende Restmengen für den Ofen ab. Das sagt auch Kurt Weber von der Waldservice Ortenau. „Wenn sich alle besonnen verhalten, dann habe wir keinen Stress.“ Wenn gehamstert wird, dann schon.

Doch das mit der Hamsterei ist so eine Sache: Anders als man annehmen möchte, altert auch Brennholz. Es verliert nach und nach an Brennwert. Nicht in ein oder zwei Jahren, aber auf lange Sicht. „Holz“, so warnt Weber, „ist grundsätzlich eine verderbliche Ware.“

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