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Seit Wochen kein Regen

Wasser geht immer weiter zurück: Tote Fische treiben in den „Lettenlöchern“ in Rheinstetten

Kein schöner Anblick bietet sicn den Besuchern der „Lettenlöcher“ in Rheinstetten-Neuburgweier. Tote Fische treiben auf dem Wasser. Für die Amphibien in dem Gewässer ist das Fischsterben aber sogar von Vorteil.

Tote Fische treiben im Wasser in den Neuburgweierer „Lettenlöchern“.
Tote Fische treiben im Wasser in den Neuburgweierer „Lettenlöchern“. Foto: Julia Trauden

Die Bilder schockieren: Reglos treiben mehrere große Fische an der Wasseroberfläche in den „Lettenlöchern“ in Rheinstetten. Die ehemaligen Tongruben in Neuburgweier, die zur Ziegelherstellung genutzt wurden, sind heute ein Naturschutzgebiet.

Normalerweise sehen Besucher hier sattes Grün, Bäume, Gräser und Schilf säumen das Gewässer, das neben seltenen Amphibien zahlreiche weitere bedrohte Tier- und Pflanzenarten beheimatet.

Aktuell beschränken sich die Maßnahmen darauf, dass die toten Fische eingesammelt werden.
Landratsamt Karlsruhe

Durch die lang anhaltende Trockenheit und Hitze ist ein Großteil des Gewässers jedoch inzwischen ausgetrocknet. „Wo wir als Kinder rumgestromert sind, ist heute ein schlammiges, stinkendes Elend“, bedauert ein Anwohner auf Facebook. „Solange ich zurückdenken kann, waren die Lettenlöcher nie ausgetrocknet.“

Weil der Wasserstand niedrig ist und die Temperaturen hoch, sinkt der Sauerstoffgehalt in dem stehenden Gewässer. Die Fische verenden.

Amphibien profitieren vom Fischsterben – Fressfeinde verschwinden

Man habe überlegt, Wasser aus dem etwa 100 Meter entfernt vorbeifließenden Federbach abzuzweigen, um das Problem zu beheben, erklärt Jürgen Deck, Sachgebietsleiter Umwelt und Tiefbau bei der Stadt Rheinstetten. Weil der Federbach selbst aber aktuell zu wenig Wasser führe, sei das nicht möglich.

Das Gebiet sei im Besitz des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Von dort habe er die Information, dass die Amphibien in dem Gebiet von dem Fischsterben sogar profitierten, weil damit ihre Fressfeinde verschwänden.

Bereits vor einigen Jahren habe man im Schilf tiefere Bereiche geschaffen, um Amphibien und Fischen bei langen Trockenperioden einen Rückzugsraum zu bieten. In unregelmäßigen Abständen werde der See „entschlammt“ und Schilf entfernt.

Solange ich zurückdenken kann, waren die Lettenlöcher nie ausgetrocknet.
Ein Anwohner

Einen Bedarf, einzuschreiten, sehe das Regierungspräsidium momentan nicht. Die im Wasser treibenden toten Fische müssten nicht entnommen werden, weil sie wiederum von ihren natürlichen Fressfeinden, hauptsächlich Vögeln, aufgegriffen würden.

Anders äußert sich das Landratsamt Karlsruhe, bei dem auch das Veterinäramt angesiedelt ist. Man habe Kenntnis von der Situation vor Ort und sei dazu im Austausch mit der Stadt Rheinstetten. „Aktuell beschränken sich die Maßnahmen darauf, dass die toten Fische eingesammelt werden.“

„Jahrhundertsommer“ 2003 brachte schon einmal extreme Trockenheit in Rheinstetten

Mit dem Trockenheitsproblem ist Rheinstetten nicht alleine in der Region. Das Weingartener Moor ist fast komplett ausgetrocknet und auch in den Rheinauen weicht das Wasser immer weiter zurück.

So schlimm war es noch nie, finden Beobachter. „Es wird dramatisch“, betont etwa Jochen Jehle vom Sportfischerverein Rheinstetten. Da der Epplesee, wo die Vereinsmitglieder angeln, tief genug ist, sei man aber nicht direkt betroffen.

Tatsächlich gab es ähnlich dramatische Trockenheitsperioden schon mal. Im „Jahrhundertsommer“ 2003 sind ebenfalls Fische verendet, weil Gewässer austrockneten.

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