Hella weiß, wo die Leckerlis sind. Kaum steigt Susanne Smith über den Zaun, kommt das Schaf mit dem hellen Fell und dem schwarzen Kopf auch schon angelaufen. Zur Belohnung gibt es eine Handvoll Pellets.
„Hella heißt Hella, weil sie die Hellste von allen ist“, sagt Susanne Smith und lacht. Will sagen: die Schlauste.
Die schlaue Hella ist nicht irgendein Schaf, sondern eines mit einem Beruf: Als tierischer Rasenmäher weidet das Tier zusammen mit seinen drei Artgenossinnen Greta, Hilda und Rosi hinter der katholischen Kirche in Hohenwettersbach. Besitzerin der Tiere ist Susanne Smith, die neben den vier Schafen auch 15 Ziegen unter dem Slogan „Rent a Biomääääher“ vermietet.
Dass die 44-Jährige in ihrem Garten- und Landschaftspflegebetrieb auch auf „Biomäher“ setzt, ist eigentlich Zufall. „Ich habe die Tiere vor zwei Jahren von einem befreundeten Landwirt übernommen“, sagt Smith. Zunächst ließ sie die Schafe und Ziegen die Koppel ihrer Pferde abgrasen, bis sie irgendwann dachte: Da geht noch mehr. Seither dürfen Hella und die anderen Schafe und Ziegen in erster Linie private Wiesen und Gärten mähen – oder, wie derzeit, den Kirchgarten in Hohenwettersbach.
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Etwa beim Klauenschneiden bei den Ziegenfreunden in Bermersbach .Schafe sind robuster als Ziegen
Zum Einsatz kommen die Schwarzkopfschafe von März bis Dezember, für die weniger robusten deutschen Edelziegen ist schon ein bisschen früher Schluss. „Sie weiden etwa bis Oktober, danach kommen sie in den Stall“, sagt Besitzerin Smith. „Gemäht“ wird meist in den Karlsruher Bergdörfern, aber auch in Pfinztal oder Langensteinbach.
Ein Beitrag zum Naturschutz
Die Landschaftsgärtnerin will mit ihren grasenden Schafen und Ziegen einen Beitrag für den Naturschutz leisten. „Alle reden immer davon – und dann haben sie doch den ältesten Rasenmäher zuhause im Garten“, sagt Smith. Alle kämen bei dieser Sache auf ihre Kosten, neben den Kunden und den Tieren selbst auch die Anwohner, die an den Schafen und Ziegen große Freude hätten:
Ich werde ganz oft darauf angesprochen.
Susanne Smith.
Die Anwohner erfreuen sich jeden Morgen beim Anblick der unermüdlichen, tierischen Mäher, Spaziergänger bleiben gerne stehen und beobachten die Tiere, die neugierig angerannt kommen. Theoretisch könne jeder einen Biomäher mieten, sagt Smith. Wichtig sei nur, dass es sich bei der überwucherten Fläche auch tatsächlich um eine Wiese handelt: „Gemüsebeete oder Bäume gehen nicht“, macht die 44-Jährige klar. Denn die Tiere fressen auch da – obwohl sie das nicht sollen.
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Sie ist bei Wind und Wetter unterwegs. 365 Tage im Jahr. Die 37-jährige Koppelschäferin Marianne Burger aus Lauf hat Arbeit in ihrer Heimat und Heimat in ihrer Arbeit gefunden.
Gelebter und geliebter NaturschutzCasper meckert besonders laut
Ein paar Autominuten von Hella und ihren Artgenossinnen entfernt weiden die Ziegen. Sie begrüßen Smith begeistert, besonders laut meckert Casper. Die Edelziege mit dem braunen Fell ist sehr menschenbezogen und sie schmust gerne. Auf der Wiese hat Smith zwei grüne Zelte für die Tiere aufgebaut, dahin können sie sich bei schlechtem Wetter zurückziehen. Seit zehn Tagen grasen die Ziegen bereits auf dem Grundstück, in etwa einer Woche ziehen sie weiter. Einige der tierischen Mäher werden dann in Wolfartsweier eingesetzt, für die anderen geht es auf eine Wiese in Grünwettersbach.
Zusätzliches Futter benötigen übrigens weder die Ziegen noch die Schafe. „Hin und wieder eine Handvoll Kraftfutter, das genügt“, sagt Susanne Smith. Kommen Hella, Casper und die anderen zum Einsatz, berechnet die Landschaftsgärtnerin nur den Stundenlohn zum Stellen von Zaun und Unterstand. Die Ziegen oder Schafe gibt es umsonst dazu.
Und, das nebenbei, die Tiere mähen nicht nur das Gras – durch ihre Hinterlassenschaften düngen sie auch die Wiese gleich mit.